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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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hören.
    Rutsch aus. Lass die Frau los. Heb den Kopf nur ein bisschen mehr, du Mistkerl.
    Ihr Wagen stand nicht weit entfernt, erster Parkplatz, zweite Reihe. Er versuchte, Boden zu gewinnen, rutschte in die Tür und krachte mit den Knien gegen das Blech, als der erste Schuss die Luft zerriss.
    Sophie schrie auf, und einen schrecklichen Augenblick lang fürchtete Marc, dass sie getroffen worden war. Dann spürte er es – einen sengenden Schmerz in seiner Schulter.
    »Scheiße!« Er stieß den Schlüssel ins Schloss, riss die Tür auf, schubste Sophie hinein und ließ sich hinter ihr hineinfallen. »Rutsch rüber!«
    Eine Explosion von Schüssen.
    Krachendes Feuerwerk.
    Das Fahrerfenster zersplitterte, ebenso der Spiegel, als Kugeln das Blech der Tür durchsiebten, vor der er eben noch gestanden hatte. Ohne sich aufzurichten, zog er die Tür zu, ließ den Motor aufheulen und setzte den Wagen rückwärts aus der Parklücke.
    »Bitte anschnallen, Lady. Die Fahrt könnte ein wenig ungemütlich werden.«

[home]
4
    E in Alptraum. Und sie konnte nicht aufwachen. Sie war eine Gefangene in ihrem eigenen Auto. Zitternd, kaum in der Lage zu atmen, saß sie wie erstarrt auf dem Beifahrersitz, während ihr Kidnapper auf dem Highway 6 in Richtung Westen durch die dunkle Nacht und die wirbelnden Schneeflocken raste. Eiskalte Luft drang durch das kaputte Fahrerfenster, vertrieb die Wärme der Heizung und wehte dicke Flocken herein, die auf der Haut und der Kleidung schmolzen. Innerhalb kurzer Zeit war sie bis auf die Knochen durchgefroren.
    Die Straße hinter ihnen war ein Meer aus Streifenwagen – State Patrol, County Sheriff, City Police –, deren rote und blaue Lichter zu einem konstanten Flackern im Schneetreiben geworden waren und hektisch im Rückspiegel zuckten. Längst waren die kreischenden Sirenen verstummt, und die Verfolgung verlief inzwischen lautlos. Über ihnen war gelegentlich das rotierende Geräusch des Helikopters zu hören, dessen Suchscheinwerfer abwechselnd das Wageninnere, die Straße und die tanzenden Flocken in grelles Licht tauchten und die Nacht in einen surrealen Tag verwandelten.
    Der Highway war gespenstisch leer, keine Scheinwerfer, die ihnen entgegenkamen, keine Rücklichter vor ihnen. Hatte die Polizei die Straße gesperrt? Wahrscheinlich. Man hoffte, Unfälle zu vermeiden und keine weiteren Personen in Gefahr zu bringen.
    Sie warf einen Blick auf den Tachometer, und ihr wurde schlecht.
    Er fuhr fünfundsechzig. Mit ihrem Wagen. In einem verdammten Schneesturm. Nachts!
    Wie konnte dieser Kerl der Bruder sein, den Megan so liebte? Falls er sich fürchtete oder auch nur sorgte, merkte man es ihm nicht an. Seine Miene war ausdruckslos, und er zitterte nicht einmal, obwohl er direkt am offenen Fenster saß. Gesicht und Bart waren nass, seine Gefängniskluft ebenfalls.
    Der Kerl ist kein Mensch, Alton. Er hat Eiswasser in den Adern.
    Der Wagen brach aus, und die Hinterräder rutschten weg, als die Straße nach Norden abbog.
    »Oh, Gott!« Sie kniff die Augen zu und klammerte sich noch fester an den Türgriff.
    Doch er hatte den Wagen rasch wieder unter Kontrolle. »Entspann dich, Sophie. Noch ist es nicht Zeit zu beten.«
    »Ent… entspannen?« Sie schlug die Augen auf und starrte ihn ungläubig an. Hysterisches Lachen blubberte in ihr hoch. »Wie wär’s mit langsamer fahren?«
    »Wieso?« Er blickte in den Rückspiegel, dann wieder zurück auf die Straße. »Meinst du, ich muss einen Strafzettel fürchten?«
    Mistkerl. Blöder Hund. Arschloch.
    Sie wünschte, sie wäre mutig genug gewesen, ihm genau das ins Gesicht zu brüllen. Was glaubte er bloß? Dass er entwischen konnte? Was wollte er mit dieser Aktion erreichen?
    Herrgott, Alton. Er hat lebenslänglich. Ohne Hoffnung auf Bewährung.
    Wenn er nicht noch jemanden umbrachte, konnte ihm nicht mehr viel passieren. Was sollten sie abgesehen von Einzelhaft im Hochsicherheitstrakt mit ihm machen? Er konnte stehlen, erpressen und vergewaltigen, ohne dass er schlimmer dran war als vorher, wenn man ihn letztlich erwischte. Jeder Augenblick in Freiheit musste für ihn wie ein Traumurlaub sein.
    Er konnte nur gewinnen. Und hatte ein Leben voller Langeweile und Elend zu verlieren.
    Das Entsetzen setzte sich wie ein Eisblock in ihrem Magen fest, als ihr das volle Ausmaß der Gefahr überdeutlich bewusst wurde. Und eine Kälte, die nichts mit den Wetterbedingungen zu tun hatte, strömte ihr Rückgrat herab.
    Marc verbot sich, die bittere Kälte und den
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