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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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ist es also, was Ihrer Meinung nach geschehen ist?«
    »Das ist es, was Ihre Artikel mir erzählen.« Er streckte sich unterm Tisch und streifte mit einem Bein ihren Schenkel.
    Sophie setzte sich gerade auf und zog die Füße unter ihren Stuhl. War der Kontakt versehentlich gewesen? Dieser Bursche war immerhin seit sechs Jahren im Gefängnis. Er wäre nicht der erste Häftling, der während eines Interviews versuchte, sie zu berühren.
    »Ich weiß, dass Sie Kontakt zu Megan hatten. Hat sie irgendetwas gesagt, das Sie veranlasst zu glauben, sie habe wieder Heroin genommen?«
    »Ich habe seit Jahren keinen Kontakt zu Megan. Es ist uns nicht erlaubt, miteinander zu kommunizieren, wie Sie sicher wissen. Was hat sie Ihnen gesagt?«
    Sophie begann sich über dieses Gespräch zu ärgern. Was wollte der Kerl? Sie warf Lieutenant Kramer einen Blick zu. Der Mann sah so aus, als sei er in Gedanken meilenweit entfernt.
    »Gibt es irgendetwas in Bezug auf Megan, das Sie mir sagen wollen, Mister Hunter?«, machte sie einen letzten Versuch.
    Er setzte zu einer Antwort an, doch ein Hustenanfall unterbrach ihn. Er hob die gefesselten Hände an den Mund und krächzte: »Kann ich ein Glas Wasser haben?«
    Lieutenant Kramer nickte, und Sophie begriff zu ihrem Ärger, dass er von ihr erwartete, aufzustehen und es zu holen.
    »Also gut.« Sie verbiss sich eine scharfe Bemerkung über chauvinistisches Verhalten bei Männern mittleren Alters, stand auf und durchquerte den Raum zum Wasserspender, wo sie einen Pappbecher füllte.
    Warum hatte Hunter sie herbestellt? Wenn er etwas über Megan zu sagen hatte, warum tat er es dann nicht? Er hatte gewusst, dass ein Vollzugsbeamter bei dem Interview anwesend sein würde und er nicht mit ihr unter vier Augen würde sprechen können.
    Langsam kehrte sie zum Tisch zurück und hielt ihm das Wasser hin.
    Da geschah es. Kaltes Wasser klatschte auf ihre Handgelenke, als er von seinem Stuhl hochschoss. Seine Hände waren frei, die Füße plötzlich in der Luft. Ihr Schrei, als Lieutenant Kramer zu Boden ging, bewusstlos oder tot. Die Waffe in Hunters Händen, dann der eiserne Griff um ihr Handgelenk, als er sie an seine steinharte Brust zog.
    Ihre Blicke trafen sich, das Grün seiner Augen hart wie Jade und undurchschaubar.
    Zitternd, verwirrt, panisch versuchte sie, sich von ihm loszumachen. Eigenmächtig formten ihre Lippen ein Wort.
    »N … nein.«
    »Wehr dich nicht, Sophie.« Er war nicht einmal außer Atem. »Ich will nicht, dass dir was geschieht.«
    Von draußen waren Schreie zu hören, dann eine schrille Alarmsirene.
    Gott sei Dank. Die Wachmannschaft wusste Bescheid. Man würde sie retten.
    Würde diesen Killer erledigen.
    Bleib ruhig, Alton. Ganz ruhig.
    Noch während ihr Verstand die Worte im Kopf formulierte, schleuderte er sie herum, so dass sie mit dem Rücken gegen sein Brustbein stieß. Ein Arm legte sich wie ein Eisenband um ihre Schultern, und sie hörte, wie er den Schlitten seiner Waffe bis zum Anschlag durchzog und vorschnellen ließ. Und als kalter Stahl sich an ihre Schläfe presste, funktionierte ihr Verstand plötzlich wieder einwandfrei.
    Du bist seine Geisel, Alton. Vielleicht bringt er dich um. Vielleicht bringt er hier alle um.
    Sie schauderte, und ihre Knie gaben nach.
    Das konnte nicht sein. Das konnte einfach nicht passieren.
    Marc spürte Sophies heftig hämmerndes Herz, sah, wie ihre Lippen weiß wurden, und hasste sich. Dann sagte sie etwas, das seinen Selbsthass noch steigerte.
    »B… bitte nicht! Ich … wollte doch nur Ihrer Schwester helfen.«
    Sie flehte um ihr Leben, appellierte an sein Gewissen.
    Zu dumm, dass er keins mehr besaß.
    »Ich weiß.« Er zerrte sie zur Tür und riss sie dabei fast von den Füßen. »Und jetzt hilfst du mir.«
    Er hörte den Schlüssel im Schloss, und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an. Er wusste, dass er genau eine Chance hatte, eine Chance, die Wachen zu überzeugen, dass er ernst machte, eine Chance, hier herauszukommen – eine Chance, Megan zu finden. Wenn er es verbockte, wenn die Wachleute ihm die Nummer nicht abkauften, musste Megan dafür zahlen.
    Die Tür flog auf.
    Russell, Hinkley und Slater standen mit gezogenen Waffen da.
    »Lasst die Dinger fallen und haut ab, oder ich puste ihr das Hirn raus!«, brüllte er, als meinte er jedes Wort ernst.
    Russells Nasenflügel blähten sich, und er presste die Kiefer zusammen.
    »Vergiss es, Hunter. Lass sie los und leg die Waffe weg. Wir …«
    »Jetzt!«,
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