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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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brüllte Marc, und die Wärter zuckten zusammen. Sophie entfuhr ein entsetzter Aufschrei. Die Frau zitterte nun erbärmlich. »Tut, was ich sage!«
    »B… bitte tun Sie, was er sagt«, brachte Sophie, über dem Alarm kaum hörbar, hervor. »Ich will nicht, dass Ihnen etwas geschieht.«
    Es war wie ein Messerstich in Marcs Bauch. Aber er ignorierte es.
    »Hört auf die hübsche Lady, Jungs. Ihr wollt es ihr doch nicht noch schwerer machen, nicht wahr?«
    Russell warf Sophie einen Blick zu, und Marc erkannte, dass der alte Mann sie gut leiden konnte, was es Marc leichter machen würde, ihn zu manipulieren. Russells Emotionen waren in seinen Augen zu lesen, und Marc beobachtete, wie er die Situation abwog.
    »Du hast gewonnen, Hunter.« Russell bückte sich und legte die Waffe auf den Boden. Dann wich er rückwärts in den Flur zurück. »Ihr habt’s gehört, Leute. Waffen weg. Der Mann hat eine Geisel.«
    Die anderen Beamten folgten Russells Beispiel zögernd.
    Aber Marc wusste sehr gut, dass er keinesfalls gewonnen hatte – jedenfalls noch nicht.
    »Geh ans Funkgerät und zieh die Scharfschützen von den Wachtürmen ab. Ich will zwischen hier und dem Highway keine Uniform sehen. Wenn doch, zahlt sie. Und stellt diesen verdammten Alarm ab!«
    Russell befolgte Marcs Befehle unverzüglich per Funkgerät, das an seiner Schulter befestigt war.
    »Okay. Niemand wird dich aufhalten. Aber wenn du ihr etwas antust, dann kann nur noch Gott dir helfen …«
    Das Heulen des Alarms brach abrupt ab. Die Stille war beinahe ohrenbetäubend.
    Marc stieß Sophie an und bewegte sich auf die Tür zu.
    »Du bist ein guter Mann, Russell. Wahrscheinlich hast du ihr das Leben gerettet. Jetzt zurück und auf den Bauch legen, Gesicht zur Wand, Hände hinter den Kopf. Ihr kennt das.«
    Russell gehorchte.
    »Hunter, denk nach. Du willst dem Mädchen doch nichts tun. Lass sie los. Nimm lieber einen von uns.«
    »Machst du Witze? Junge, ich will dir ja nicht auf die Zehen treten, aber sie ist mir als Geisel wirklich lieber. Hmm … sie riecht sogar gut.« Marc machte noch einen Schritt. Sophie folgte auf unsicheren Füßen.
    »Dafür wirst du büßen, du mieser Hurensohn!« Hinkley legte sich ebenfalls hin. Sein Gesicht war rot vor Zorn.
    Marc lachte, ein rauhes, kratziges Geräusch, das im nun stillen Gang widerhallte.
    »Und was wollt ihr tun? Mich lebenslänglich einsperren? Oh, Mann, wie langweilig.«
    »Du kannst es dir immer noch überlegen.« Russell führte die Hände hinter den Kopf. »Lass sie gehen. Du hast Waffen und wir nicht …«
    »Ich lasse sie gehen, wenn ich in sicherer Entfernung bin, nicht vorher.« Marc blickte den Flur auf und ab, entdeckte aber niemanden. Er bückte sich und nahm eine zweite Glock vom Boden. »Komm, Süße. Die Besuchszeit ist vorbei. Und vergiss das Täschchen nicht.«
     
    Sophie klammerte sich an den Arm, der sie eisern im Griff hielt, während sie stolpernd versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Der kalte Stahl presste sich noch immer an ihre Wange, ihr Mund war wie ausgetrocknet, und ihr Herz hämmerte so heftig, dass es weh tat.
    Der Flur war leer, wie ausgestorben, und das Gefühl, in einem surrealen Traum zu stecken, wollte nicht weichen.
    Das konnte einfach nicht passieren, konnte nicht wahr sein.
    Nur leider passierte es.
    Sein Atem war heiß an ihrer Schläfe, und ohne auch nur einmal locker zu lassen, zerrte er sie zur Sicherheitsschleuse, wo sie keine dreißig Minuten zuvor noch Sergeant Hinkley etwas zu Lieutenant Kramer hatte sagen hören – sie konnte sich nicht mehr erinnern, was.
    Mein Gott, war Lieutenant Kramer tot?
    Sie hatten das Tor erreicht. Es war verschlossen.
    »Von Gastfreundschaft noch nie was gehört.« Hunter schlug mit dem Kolben der Waffe auf einen Schalter ein, und das Tor öffnete sich mit einem Klicken. »Wir müssen uns wohl selbst hinauslassen.«
    »Die kriegen Sie früher oder später.« Kaum erkannte sie den Klang ihrer eigenen Stimme.
    »Hoffentlich erst später«, erwiderte er unbekümmert. »Und nun halte deinen hübschen Mund und komm weiter.«
    Es kam ihr vor, als sähe sie sich selbst zu, wie sie den Flur entlang- und an den Metalldetektoren vorbeigezerrt wurde, und sie verspürte den absurden Impuls, ihre Hand unter den Scanner zu halten, um den Stempel sichtbar zu machen.
    Du stehst unter Schock, Alton.
    Nur so ließ sich erklären, warum sie nicht klar denken konnte, warum sie sich von ihm mitschleifen ließ, als sei sie eine Puppe, warum sie noch
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