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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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den Blick ab und sah sich um. Sie befand sich in einer Ein-Raum-Hütte. Wände aus Baumstämmen. Holztisch, Holzstühle, Holzbett. Eine Kommode. Ein Geweih hing über dem Kamin. Ein Fenster, dessen Läden geschlossen waren. Eine Tür mit aufgebrochenem Schloss. Ein Stuhl war unter die Klinke gestellt worden, damit sie nicht durch den Wind aufgedrückt wurde. Offenbar hatte er die Tür eingetreten. Hatte er sie hineingetragen? So musste es wohl gewesen sein. Sie konnte sich nicht erinnern.
    »Wenn du überlegst abzuhauen, dann denkst du besser noch einmal gründlich nach.«
    Sie fuhr beim Klang seiner Stimme zusammen. Er hatte sich ihr zugewandt, noch immer nackt, aber er hielt etwas in der Hand, das wie eine lange Unterhose aussah. »Wir sind meilenweit von jeder Zivilisation entfernt, und der Schnee ist inzwischen fast zwei Meter hoch. Du würdest vermutlich nicht einmal bis zur Hauptstraße kommen.«
    Sie zwang sich, in sein Gesicht zu sehen und ihren Blick nicht über seine breite Brust und die silbrige Narbe auf der linken Seite schweifen zu lassen, nicht weiter abwärts über die harten Muskeln seines Bauchs und das dunkle Haar, das weiter nach unten zu …
    Ihr Mund wurde trocken.
    Und er war nicht einmal hart.
    Etwas tief in ihren Eingeweiden zog sich zusammen bei dem Gedanken, dass das da einmal in ihr gewesen war.
    Sie riss den Blick los und sah in sein Gesicht in der Hoffnung, dass er nichts bemerkt hatte. Erleichtert stellte sie fest, dass er auf die lange Unterhose starrte. Sie schluckte.
    »Ich will meine Sachen.«
    »Vergiss es. Die sind noch nass.« Er trat in die Hose, zog sie hoch, verstaute seine Weichteile, obwohl das anschmiegsame Material seinen Penis eher zu betonen als zu verbergen schien. Er bückte sich wieder und holte etwas anderes aus dem Rucksack. »Aber wenn du genug geglotzt hast, kannst du das hier anziehen.«
    Sophie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen … und bekam eine weiche Ladung Stoff ins Gesicht. Unterwäsche.
    Lange Unterhosen. In Rosa.
    »Ich hoffe, du magst die Farbe.« Er wandte ihr wieder den Rücken zu, nahm ein Stück Holz und warf es ins Feuer. »Darauf gab’s Rabatt.«
    Sie zog die gestohlenen Sachen in den Schlafsack und schlüpfte hinein, während bereits neue Fragen in ihrem Kopf auftauchten. »Ist das deine Hütte?«
    Er stieß ein Schnauben aus.
    »Machst du Witze? Die Bundesagenten haben alles konfisziert, was ich besaß – sogar noch, bevor ich verurteilt war. Mein Haus, meinen alten Chevy, meinen Computer. Die Hütte hier kann man mieten. Ich war früher während der Elchsaison öfter mit Kumpels hier.«
    »Ach. Tiere tötest du also auch.«
    »Elchfleisch hat viel Protein. Im Übrigen braucht man Geschick, wenn man einen solchen Koloss mit einem Jagdbogen niederstrecken will.«
    »Wow, wie männlich«, versuchte sie ihre Überraschung mit Sarkasmus zu tarnen. »Und wie viel Geschick braucht man, um einen Menschen aus nächster Nähe abzuknallen?«
    Er ignorierte sie, zog an dem Klebeband an seiner rechten Schulter und sog scharf die Luft ein, als es sich von der Schusswunde löste und frisches Blut herausfloss.
    Unwillkürlich verzog sie das Gesicht und ärgerte sich sofort über ihr Mitgefühl.
    »Das war ziemlich dämlich. Eine solche Wunde braucht einen richtigen Verband.«
    »Ich hatte keine Zeit.« Er knüllte das blutige Band zusammen, warf es in eine Ecke und wandte sich dann zu ihr um. Seine Augen waren hart. »Ich musste den Blutfluss rasch stoppen, um dir das Leben zu retten.«
     
    In dem Bewusstsein, dass Sophie ihn beobachtete, wandte Marc seine Aufmerksamkeit seiner verletzten Schulter zu. Es war schlimmer, als er geglaubt hatte. Er hatte nur einen raschen Blick auf die Wunde geworfen, bevor er sie provisorisch mit Klebeband verschlossen hatte, aber nun musste er feststellen, dass es kein Kratzer war, sondern eine tiefe Furche. Die Kugel hatte einen stattlichen Riss in Haut und Muskel hinterlassen.
    Er nahm eine Flasche Wasser und den Verbandkasten, setzte sich an den Tisch und wusch die noch blutende Wunde aus, so gut es im Licht des Kaminfeuers möglich war. Sie musste genäht werden, aber er konnte nicht einfach in eine Notaufnahme marschieren, selbst wenn eine in der Nähe gewesen wäre. Kein Arzt war so dumm, dass er nicht sofort eine Schusswunde erkannt hätte, und sein Foto war inzwischen wahrscheinlich landesweit in den Abendnachrichten. Im Übrigen hatte er keine Zeit krankzufeiern. Er musste in Bewegung bleiben. Er hatte

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