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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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Taille, als auch schon ihre Knie nachgaben.
    »Du hättest im Schlafsack bleiben sollen. Du zitterst schon wieder.«
    Sie versuchte, sich von ihm zu lösen.
    »Lass das.«
    »Von wegen. Du stürzt gleich zu Boden.« Er führte sie zum Bett zurück und half ihr in den Schlafsack. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie ihm den Verband anlegte. Hatte er den menschlichen Kontakt so bitter nötig, dass er ihre Gesundheit aufs Spiel setzte?
    Er wollte es gar nicht so genau wissen.
    »Nicht einschlafen. Ich mache Kaffee.«
    Sophie sah Marc zu, wie er Kaffeepulver und Wasser aus der Flasche in eine kleine Aluminiumkanne gab und sie an den Rand des Feuers stellte, während ihre Gedanken in ihrem Kopf herumwirbelten und keinen Sinn ergeben wollten.
    Du bist Journalistin, Alton. Denk nach.
    Also versuchte sie zu ordnen, was er gesagt hatte, wie sie es nach einem schwierigen Interview getan hätte. Marc hatte zugegeben, John Cross ermordet zu haben, und behauptet, dass Cross mit der Hilfe eines Komplizen wiederholt seine Schwester Megan vergewaltigt hatte, während diese sich in Jugendhaft befand. Seiner Meinung nach hatte eine Bedrohung von dieser Seite Megan dazu veranlasst, mit Emily zu fliehen, während er aus dem Gefängnis ausgebrochen war, um seiner Schwester zu helfen.
    War irgendein Wort davon wahr?
    Nun, er hatte Cross erschossen. Das zumindest stand fest. Und Megan war tatsächlich eine Weile in Jugendhaft in Denver gewesen, obwohl sie während der vielen Gespräche mit Sophie nie etwas über eine Vergewaltigung hatte verlauten lassen. Andererseits war eine Vergewaltigung kaum ein Thema, das Frauen gerne mit der Presse diskutierten, und Megan war emotional sehr viel angeschlagener als die meisten anderen Menschen. Und obwohl Sophie sich nicht vorstellen konnte, wie ein Vollzugsbeamter wiederholt eine Vergewaltigung begehen konnte, ohne irgendwann aufzufliegen, wusste sie natürlich, dass ein solcher Missbrauch vorkam.
    Hunts Geschichte war nicht sehr wahrscheinlich, aber durchaus möglich.
    Und erst jetzt begriff sie.
    »Du wolltest gar nicht interviewt werden, richtig?«
    »Nein.« Er wandte sich vom Feuer ab, holte eine Jeans aus dem Rucksack, riss mit den Zähnen das Etikett ab und zog sie über die lange Unterwäsche. »Du hattest dich mit Megan beschäftigt und schienst dir etwas aus ihr zu machen. Ich wusste, du würdest kommen.«
    »Also war das Interview für dich ein Vorwand, mich dorthin zu locken und aus dem Hochsicherheitstrakt in einen weniger stark bewachten Flügel zu gelangen. Es war nur eine Möglichkeit, eine Geisel zu nehmen – nichts Persönliches.«
    Er begegnete ihrem Blick und zog den Reißverschluss zu. »Nichts Persönliches.«
    Sie wusste nicht, ob sie wütend, erleichtert oder gekränkt sein sollte.
    »Tja, ich bin auf jeden Fall drauf reingefallen, was? Dumm wie ich bin.«
    »Du bist nicht dumm.« Er zog einen schwarzen Rollkragenpullover über und steckte ihn in den Hosenbund.
    »Ich habe noch nie zuvor so schnell vom DOC die Bewilligung für ein Interview erhalten, und das hätte mich sofort stutzig machen müssen. Du musst ja ein paar gute Verbindungen drinnen haben. Vielleicht kannst du die Sache wiedergutmachen, indem du mir mit deinem Einfluss ein Interview mit jemandem verschaffst, der wirklich reden will, das heißt, wenn sie dich erwischt haben und du wieder aus der Einzelhaft entlassen worden bist.«
    »Falls sie mich erwischen, dann kehre ich wahrscheinlich im Leichensack zurück.«
    Sich so nonchalant über die Möglichkeit des eigenen Todes zu äußern ärgerte sie.
    »Wie kannst du darüber Witze machen?«
    »Das ist kein Witz. Ich wäre schon tot, wenn einer der Schützen besser getroffen hätte.«
    Sophie erinnerte sich an das Krachen der Schüsse. Sie war verzweifelt gewesen, dass keiner getroffen hatte. Und nun?
    Sie schauderte.
    »Kannst du mir eine Frage beantworten?«
    »Vielleicht.«
    Sie zwang sich, ihm direkt in die Augen zu sehen.
    »Hättest du abgedrückt, wenn es nicht so gelaufen wäre, wie du es geplant hattest? Hättest du mich getötet?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Niemals.«
    Sie atmete zitternd aus.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Ich sehe zu, dass ich von hier verschwinde. Wenn ich erst einmal unterwegs bin, rufe ich die Bullen an und sage ihnen, wo du bist. Du wirst noch vor Sonnenaufgang wieder in Denver sein.«
    Sie zog den Schlafsack bis zum Kinn hoch und sah zu, wie er sich anzog und seine Ausrüstung zusammensuchte. In den

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