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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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wer er war, wenn sie wieder auf der Straße waren. Nach allem, was er ihr angetan hatte, schuldete er ihr wenigstens das.
    Er trat hinaus und genoss den Schock der Kälte. Schnee peitschte ihm ins Gesicht, biss ihn in Stirn und Wangen und sandstrahlte den Gefängnisgestank von seinem Körper. Er hätte sich kein besseres Wetter wünschen können. Der Schneesturm behinderte die Cops, verwischte seine Spuren und machte es schwer, Freiwillige für Suchtrupps zu bekommen. Wenn die Sonne aufging, würde er frei sein.
    Allerdings konnte noch alles Mögliche geschehen.
    Er bog um das Gebäude und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Oh, Herrgott noch mal.«
    Sophie lag neben der geöffneten Wagentür im Schnee und kämpfte darum, wieder auf die Füße zu kommen, während ihre Arme über dem Kopf ausgestreckt und die Handgelenke immer noch an den Türgriff gekettet waren.
    Mit zwei großen Schritten war er bei ihr und ging neben ihr in die Hocke. Furcht packte ihn.
    »Wie hast du denn das hinbekommen?«
    Abgesehen von einer frischen Prellung am Wangenknochen, war ihr Gesicht tödlich blass. Sie zitterte heftig, ihre Handgelenke waren aufgeschürft, ihre Fingerspitzen blutleer. Aber als sie ihn sah, schleuderten ihre Augen Blitze.
    »Dreckskerl!«
    Wenigstens war sie bei Bewusstsein und klar im Kopf.
    Dennoch hatte er keine Zeit zu verlieren, wenn er ihr Leben retten wollte.
    »Du darfst mich später beschimpfen, Süße.« Er deckte sie mit dem Parka zu und zog ihr eine Mütze über den Kopf, um das bisschen, was sie an Körperwärme noch besaß, zu bewahren. Dann wühlte er nach dem Taschenmesser. »Im Augenblick steckst du in ganz anderen Schwierigkeiten.«
    Er zog die schmale Klinge aus dem Messer heraus und rammte sie zwischen die Zähne der Handschellen, um zuerst das eine, dann das andere Handgelenk zu befreien. Rasch schob er ihr einen Arm unter die Schulter und setzte sie behutsam auf.
    Wütend auf sie und noch wütender auf sich selbst, musste er sich beherrschen, sie nicht anzuschreien. »Bist du dir im Klaren, wie dumm das gewesen ist? Meine Güte, Sophie! Willst du dich umbringen?«
    Sie versuchte, ihn wegzudrücken, doch ihre Bewegungen waren fahrig und schwach.
    »St… stimmt ja. Um… umbringen ist ja Ihr Job.«
    »Ach, sei still!« Er schob ihr die Arme in die Ärmel des gestohlenen Parkas und wühlte im Rucksack nach den Handwärmern. »Kannst du stehen?«
    »J… ja.« Aber sie regte sich nicht.
    Verdammt noch mal.
    Er hob sie auf, schnallte sie auf dem Beifahrersitz an, dann aktivierte er die Handwärmer und steckte sie in ihren Parka. »Bleib ja wach, hörst du mich? Dir beim Sterben zuzusehen stand nicht auf meiner Tagesordnung.«

[home]
5
    G anz ruhig. Sophie. Ich will dir nichts tun.«
    Sophie hörte die Männerstimme, spürte die Hände, die ihr den BH auszogen, den Rock und den Slip abstreiften. Ein Funken Panik flammte in ihrem Bauch auf und kroch viel zu träge bis in ihr Hirn. Sie versuchte, die Hände wegzuschieben, konnte sich aber nicht bewegen.
    »N… nein.«
    »So ist es gut, Süße. Werd wütend. Es wäre mir sehr recht, wenn du aufwachst und auf mich einschlägst.«
    Aber es ging nicht. Sie konnte nicht einmal ihre Augen öffnen.
    Dann umschlossen sie starke Arme und eine tröstende, wunderbare Wärme strömte auf sie ein und verscheuchte das Zittern. Langsam übermannte sie der Schlaf.
    Eine Weile darauf, sie hätte nicht sagen können, wie viel Zeit vergangen war, fühlten sanfte Finger den Puls an ihrem Hals, schoben ihr das Haar aus dem Gesicht, strichen über eine wunde Stelle. Ihr Kopf wurde angehoben. Man hielt ihr etwas an die Lippen.
    »Komm, Süße. Trink. Ja, so ist’s gut.« Eine Männerstimme. Tief. Tröstend. Irgendwie vertraut.
    Kaffee.
    Wärme floss durch ihre Kehle in ihren Magen, breitete sich in ihrem Bauch und ihren Gliedern aus, trieb die entsetzliche Kälte endgültig fort, brachte sie langsam, aber sicher wieder zu sich.
    Das Knistern eines Feuers. Der Geruch von rauchendem Holz. Die weiche Wärme von Haut an Haut. Ein Arm um ihre Taille. Ein konstanter Herzschlag, der nicht ihrer war.
    Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass ihr Gesicht an einer nackten Brust lag.
    Die nackte Brust eines Mannes.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie sich zu erinnern versuchte. Ihr Verstand schien seltsam benebelt.
    Hatte sie jemanden kennengelernt? War sie mit jemandem nach Hause gegangen? War sie so betrunken gewesen, dass sie es nicht mehr wusste? Das konnte doch nicht
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