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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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dumm vor.
    »Es … es tut mir leid.«
    »Du musst dich für nichts entschuldigen, Sophie. Schließlich hast du nichts davon zu verantworten.« Er strich ihr mit dem Daumen über die Prellung an der Wange. »Was immer er dir angetan hat, wir helfen dir dabei, es durchzustehen.«
    Und dann endlich sah sie, was er sehen musste: ihre Tränen, die Handschellen, ihre nassen, zerrissenen Kleider auf dem Boden.
    »Er hat mir gar nichts getan, Julian. Mir geht es gut.«
    Er zog die Brauen zusammen.
    »Oh, aber klar.«
    »Die blauen Flecken sind meine eigene Schuld. Ich habe versucht abzuhauen und …«
    Aber er glaubte ihr nicht, das konnte sie sehen.
    »Wann ungefähr hat er dich hier zurückgelassen?«
    »Ich schätze vor zwei Stunden.«
    Julian gab die Information an seine Männer weiter, dann holte er sein Handy hervor und schrieb rasch eine SMS .
    »Ich habe Tess versprochen, ihr sofort zu sagen, wenn ich weiß, dass du okay bist. Sie ist mit dem Rest der Gang bei Reece und Kara.«
    Der Gedanke an ihre Freundinnen, die sich aus Sorge um sie versammelt hatten, brachte sie erneut zum Weinen. Jetzt erst machte sie sich klar, dass Julian nicht hier war, weil es sein Job war – er war beim Drogendezernat, nicht beim Sondereinsatzkommando –, sondern weil sie Tessas Freundin war und ihm etwas bedeutete. Er hatte sein Leben riskiert, um ihres zu retten.
    Sie schluckte ihre Tränen.
    »Danke, Julian.«
    Er wischte ihren Dank mit einer Geste weg.
    »Ich habe gar nichts getan. Es ist mir zwar peinlich, es zuzugeben, aber wenn der Typ uns nicht angerufen hätte, dann wüssten wir noch immer nicht, wo wir dich suchen sollten.«
    Die Tür öffnete sich, und zwei Männer traten ein. Der eine trug eine faltbare Trage, der andere eine Art Koffer, der wie eine große blaue Werkzeugkiste aussah.
    »Na endlich.« Julian stand auf und machte Platz für die Sanitäter, ließ aber seine schwere Hand auf ihrer Schulter liegen.
    Der eine mit der Kiste ging neben ihr in die Knie.
    »Sieht aus, als hätten Sie einen harten Tag gehabt. Aber das wird schon wieder.«
    »Mir geht’s gut, wirklich.«
    Die Sanitäter maßen Temperatur und Blutdruck und stellten fest, dass sie noch immer leicht unterkühlt war. Sie hängten sie an einen Tropf mit warmer Flüssigkeit, und die Nadel in ihren Handrücken zu piksen tat mehr weh, als sie es erwartet hatte. Dann hoben sie sie auf die Trage, deckten sie vom Kinn bis zu den Zehen mit Heizdecken zu und trugen sie mit Julians Hilfe durch den Schnee zu einem Krankenwagen, obwohl sie protestierte und meinte, selbst laufen zu können.
    »Sei still, Sophie«, schimpfte Julian. »Das ist jetzt der Teil des Abenteuers, bei dem du nicht mehr tough sein musst, sondern den anderen die Arbeit überlassen darfst.«
    Einen kurzen Moment darauf fand sie sich im grell erleuchteten Inneren des Krankenwagens wieder, warm eingepackt mit Decken und einem zusätzlichen körpergroßen Heizkissen unter sich, und warmer Sauerstoff strömte über eine Atemmaske in ihre Lungen. Es war, als hätte man ihr ein Beruhigungsmittel verpasst. Sie konnte die Augen nicht offen halten.
    »Warum … warum bin ich plötzlich so müde?«
    »Ihr Körper kämpft seit Stunden darum, die Temperatur zu normalisieren«, erklärte einer der beiden Sanitäter. »Nach dem, was Sie heute erlebt haben, würde ich sagen, Sie sind zu Tode erschöpft.«
    Doch Sophie hörte schon nicht mehr zu. Ihre Augen fielen zu, und ihre Gedanken wanderten zu Hunt. Er war nun irgendwo da draußen unterwegs. In der eisigen Kälte. Allein. Er konnte erfrieren. Oder erwischt und erschossen werden.
    Sie zwang ihre Augen auf und suchte Julian.
    »Ist er immer noch da draußen?«
    Aber Julian missverstand. Er beugte sich herab und drückte ihre Hand.
    »Er kann dir nichts mehr tun, Sophie. Wir finden ihn, das verspreche ich dir.«
    Bevor sie es ihm erklären konnte, war sie schon eingeschlafen.
     
    In ihrem Kokon aus Wärme schlief sie, während der Krankenwagen durch den Canyon nach Denver zurückfuhr. Manchmal drang ein wenig von dem Gespräch zwischen Julian und den Sanitätern zu ihr durch, aber sie hatte keine Kraft, die Augen aufzuschlagen oder etwas zu sagen.
    »… sieht aus, als hätte er sie mit einer Brechstange geschlagen …«
    »… dass er sie vergewaltigt hat?«
    »… ein Mann, der seit sechs Jahren im Gefängnis ist …«
    »… hübsche Frau, allein, hilflos … kann verführerisch sein …«
    »… mindestens hundert Jahre

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