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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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hätte sagen können, das Unrecht, das er an ihr begangen hatte, wiedergutmachen konnte. Und so hatte er dafür gesorgt, dass sie es warm und bequem hatte, hatte sie ein letztes Mal gekostet und war dann gegangen, ohne sich um die Furcht in ihren Augen und das faustgroße Loch in seiner Brust zu kümmern. Er war in dem Wissen gegangen, sie nie wiederzusehen.
    Er nahm eine Gabel voll Kartoffeln und zwang seine Reue mit scharfer Sauce herunter. Reue war ein Luxus, den er sich im Augenblick nicht leisten konnte. Mit Reue konnte er Megan und Emily nicht retten, und Reue würde ihm kein ungezwungenes Verhältnis zu Sophie verschaffen. Die Situation war so, wie sie war, und er konnte sie nicht ändern.
    Und dennoch hätte er seine Seele verkauft, wenn er eine Chance dazu gehabt hätte.
    Er hätte alles gegeben, um ein ganz normaler Mann in einem ganz normalen Leben zu sein. Er hätte alles gegeben, um langweilige Rechnungen bezahlen zu dürfen, um den Rasen mähen zu müssen und den tropfenden Wasserhahn zu reparieren. Er hätte alles gegeben, um ein echter Bruder für Megan, ein guter Onkel für Emily, ein Ehemann, ein Vater zu sein. Er hätte alles gegeben, um in Sophies Zukunft eine Rolle zu spielen.
    Vielleicht in deinem nächsten Leben. Wenn du nicht gerade als Kakerlake zurückkommst.
    Er konnte höchstens darauf hoffen, Megan und Emily zu finden und mit ihnen über die Grenze nach Mexiko zu fliehen, wo er den Rest seines Lebens über die Schulter würde sehen müssen. Und das war es, worauf er sich konzentrieren musste, und nicht auf einen albernen Wunschtraum, ein Mädchen zu besitzen, das er auf der High School gevögelt hatte.
    Du bist wirklich ein echtes Arschloch geworden.
    Ja.
    Dank sechs Jahren Gefängnis. Sechs Jahre, in denen er stets auf der Hut hatte sein müssen. In denen er als minderwertiger Mensch behandelt worden war. Sechs Jahre lang schlaflose Nächte, Gewalt, Erniedrigung. Aber vielleicht war das auch nur eine Ausrede, und er war eigentlich immer schon so gewesen.
    Er aß den Rest seines Frühstücks, kippte den Kaffee herunter und warf einen Zehner auf den Tisch. Er musste nach Denver und Megans Fährte aufnehmen. Er war nicht der Einzige, der nach ihr suchte, aber um ihretwillen, und Emilys, musste er derjenige sein, der sie fand.
    »Und er hat Ihnen keinen Hinweis darauf gegeben, wohin er wollte? Hat nicht auf irgendwelche Karten gesehen oder Sie nach Richtungen oder Busstrecken gefragt?« Der Polizist, er hieß Sergeant Gary King, schaute von seinem Notizblock auf. Seine Augen waren gerötet.
    »Nein. Nichts.« Sophie zog die Decken enger um sich und war einmal mehr dankbar für die Wärme … und die Anwesenheit ihrer Freundinnen.
    Sie waren alle gekommen und drängten sich nun in ihrem kleinen Krankenzimmer um ihr Bett. Tessa saß auf dem einzigen Stuhl und rieb sich geistesabwesend den schwangeren Bauch, Kara und Reece standen neben ihr. Holly und Kat hatten sich neben dem Fernseher positioniert, ebenso Matt, der zerknitterter als üblich aussah. Auf seinem blauen Hemd prangte ein Kaffeefleck. Und am Fußende des Bettes stand Julian, noch im kompletten Kampfanzug.
    Alle sahen müde und erledigt aus, und es rührte Sophie mehr, als sie ausdrücken konnte, dass sie zusammen die Nacht vor dem Fernseher verbracht und um sie gebangt hatten. Nur Natalie war nicht dabei gewesen, denn sie hatte den Auftrag, über die Geschichte zu schreiben, und Julian natürlich auch nicht. Er hatte ein paar Fäden gezogen, um das Sondereinsatzkommando anzuführen, das zu ihrer Rettung zusammengestellt worden war.
    Sergeant King sah wieder auf seine Notizen.
    »Er ist also einfach verschwunden und hat Sie ans Bett gefesselt zurückgelassen?«
    »Ja.« Sie wusste, dass Sergeant King nur seinen Job tat. Dennoch wünschte sie sich, dass er endlich aufhören würde, sie mit Fragen zu löchern. Sie wollte bloß schlafen, und sie hatte ihm längst alles erzählt. Na ja, fast alles.
    Sie hatte die Tatsache ausgelassen, dass sie Hunt bereits seit der High School kannte. Dass er sie vor vielen Jahren entjungfert hatte und sie nie ganz über ihn hinweggekommen war. Sie sah nicht, inwiefern das für die Ermittlung wesentlich sein konnte. Schließlich hatte sie ihn erst sehr viel später erkannt.
    Dennoch konnte sie das schlechte Gewissen nicht abschütteln. Dass sie nicht die ganze Geschichte erzählte, war ein wenig so, als würde sie lügen, vor allem, was Julian betraf. Er hatte sein Leben riskiert, um ihres zu retten,

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