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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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die Tür zu.
    »Ich bin kein Bulle, Arschloch. Ich bin Megans Bruder und damit der Onkel von dem Baby, das du ihr gemacht hast!«
    »Ihr Bruder? Oh, Mann,
fuck.
« Donny stöhnte, setzte sich auf und betastete sein Gesicht. »Ich hab’s den anderen Typen auch schon gesagt. Keine Ahnung, wo sie ist. Ich hab sie nicht mehr gesehen, seit man sie eingebuchtet hat.«
    »Was für andere Typen?«
    »Die Bullen, die sie suchen.« Donny befingerte das Auge, das rasch zuschwoll. »Mann, du hättest ja nicht gleich so zuschlagen müssen.«
    »Wahrscheinlich nicht. Hat aber Spaß gemacht.« So sehr, dass er es am liebsten noch einmal getan hätte. »Erzähl mir von den Bullen, die sie gesucht haben.«
    »Was soll ich denn dazu noch sagen? Es waren halt Bullen. Und sie haben mich gefragt, wo sie ist.«
    Marc blickte sich um. Wer immer diese Cops gewesen waren, wenn sie überhaupt Cops gewesen waren, es hatte sie offenbar nicht interessiert, dass Thompson dealte. Und dass dem so war, war nicht zu übersehen. Der kleine Spiegel und die Rasierklingen auf dem Boden. Sandwich-Plastiktüten auf dem Sofa. Apothekergewichte und eine Waage auf dem Couchtisch.
    »Was dagegen, wenn ich mich umsehe?«
    Donny kam taumelnd auf die Füße.
    »Sie ist nicht hier, Mann. Das habe ich doch schon gesagt.«
    »Ja, ich weiß, Donny. Bloß glaub ich dir kein einziges Wort.«
    Die Wohnung war klein. Wohnzimmer. Eine schmierige Küche, in der sich das schmutzige Geschirr und leere Pizzakartons stapelten. Das Bett im Schlafzimmer begraben unter dreckigen Klamotten, Drogenutensilien und Pornomagazinen. Ein Bad, das nach Schimmel stank.
    »Himmel, Donny. Du solltest deine Putzfrau entlassen.«
    Nirgendwo war jedoch eine Spur von einer Frau oder einem Baby zu entdecken, keine Windeln, keine Fläschchen, keine Frauenkleider.
    Sie war wirklich nicht hier.
    Marcs Innereien begannen zu brennen. Dies war seine letzte vielversprechende Spur gewesen, und sie hatte in eine Sackgasse geführt. Angst um seine Schwester und das Baby weckte in ihm den Wunsch, etwas zu zertrümmern.
    Megan, wo bist du bloß?
    Wenn schon keine Spur von Megan zu finden war, so doch Unmengen von Spuren der Sucht, die ihr Leben ruiniert hatte: gebrauchte Nadeln und Spritzen, Schläuche zum Abbinden, geschwärzte Töpfe. Marc hatte genug von solchen Höhlen gesehen, um die eine oder andere Vermutung anzustellen, und so betrat er das Badezimmer und machte sich daran, den Deckel des Toilettenwasserkastens anzuheben. Hinter ihm war ein metallisches Klicken zu hören.
    »Verschwinde aus meiner Bude, du Arschloch.«
    Er wandte sich um und sah sich einem wütenden Thompson mit einem Messer in der Hand gegenüber.
    »Ist das ein Springmesser, Donny? Oje, du langweilst mich.« Marc schüttelte den Kopf, tat, als wende er sich ab, wirbelte herum und richtete den Lauf seiner Glock auf den Schädel des Dealers. »Auf den Boden! Hände hinter den Kopf.«
    Thompson blinzelte und ließ sich anstandslos fallen.
    »Du bist doch ein Cop.«
    »Früher mal. Jetzt nur noch ein angefressener Bruder.« Mit einem Auge auf Thompson hob Marc den Deckel des Porzellanwasserkastens und fand, was er zu finden geahnt hatte. »Na, da schau her. Ein Tütchen mit weißem Pulver. Leihst du mir mal dein Messer?«
    Er bückte sich, entwand dem Mann die Waffe und schlitzte die Tüte auf. Der Inhalt, bei dem es sich wahrscheinlich um Heroin handelte, rieselte lautlos ins Klo.
    Donnys Gesicht nahm eine rote Farbe an.
    »Verdammt! Weißt du, was das wert ist? Oh, Gott, hör auf damit.«
    »Willst du’s dir wiederholen?« Marc deutete auf die Toilette. »Von mir aus gerne.« Er betätigte die Spülung und sah zu, wie die Droge, die seine Schwester versklavt hatte, in einem milchigen Strudel verschwand. »Und nun sollten wir beide uns einmal ernsthaft unterhalten, Donny.«
    Etwa eine Stunde lang verhörte er den Mann mit vorgehaltener Waffe, fand noch eine Tüte mit Gras und ein paar Gramm Crack, die ebenfalls durchs Klo gespült wurden, und verließ endlich die Wohnung. Er wusste, dass Thompson bald wieder im Geschäft sein würde, aber zumindest hatte er ihn etwas ausgebremst.
    Draußen wehte ihm ein kalter Wind aus den Bergen entgegen und beruhigte ihn ein wenig. Die Sterne über ihm funkelten im samtschwarzen Himmel, doch die Lichter der Stadt dämpften ihr Leuchten. Der wachsgelbe Halbmond war von einem Hof aus Eiskristallen umgeben, und im Westen bewegte sich Orion auf die Berge zu.
    Megan war irgendwo da draußen.
    Und etwas

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