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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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sagte ihm, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb.
     
    »Komm schon, Baby. Du kennst das Spiel.«
    Panik drehte Char beinahe den Magen um, doch sie beugte sich über das stinkende Spülbecken im Putzraum und biss sich auf die Innenseite der Wange, um nicht zu schreien. Denn selbst wenn es jemand hörte, würde es niemanden kümmern. Sie war bloß ein Häftling, eine Süchtige, eine Lügnerin.
    Und letztlich würde es noch schlimmer werden.
    Sie hörte, wie er den Reißverschluss seiner Hose öffnete und die Plastikumhüllung des Kondoms aufriss. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich in Erwartung der Vergewaltigung.
    »Du solltest echt froh sein, dass ich die Gummis überhaupt benutze. Das macht nicht jeder. Auf jeden Fall hab ich dich noch nicht angebumst.« Er riss ihre Hose und die Unterhose herunter, trat ihre Fußknöchel auseinander und stieß mit einem Stöhnen in sie hinein.
    Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!
    Sie schrie die Worte in ihrem Kopf, wiederholte sie bei jedem Stoß, betete, dass er sich beeilen und fertig werden möge. Sie hätte in der Zelle bleiben sollen, anstatt zu diesem dämlichen Treffen der Narcotics Anonymous zu gehen. Sie hätte in der Nähe der Leiterin des Treffens bleiben sollen. Sie hätte sich vorher überlegen müssen, wie sie in ihren Zellenblock zurückgehen konnte, ohne ihm zu begegnen.
    Tränen brannten in ihren Augen. Der scharfe Rand des Waschbeckens drückte sich in ihre Unterarme, und der Ammoniakgestank ließ sie beinahe würgen.
    Ein weiteres, tiefes Stöhnen, dann war es vorbei.
    »Na, komm, du brauchst es doch auch.« Er tätschelte ihren nackten Hintern, zog sich aus ihr heraus und warf das gebrauchte Kondom in den Mülleimer. »Zieh dich an.«
    Tränen rannen ihr über das Gesicht, als sie sich Unterwäsche und Hose hochzog.
    Er packte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Oh, jetzt mach aber mal halblang. So schlimm war es nun auch wieder nicht. Ich hab dir nicht weh getan, und du hast gerade nichts Wichtigeres vorgehabt, oder? Außerdem habe ich etwas für dich.«
    Er griff in seine Tasche und holte einen kleinen grünen zugeknoteten Ballon hervor, in dem sich etwas Weißes befand.
    Sie starrte ihn mit wild hämmerndem Herzen an.
    »Koks. Magst du doch am liebsten, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. Allein die Aussicht ließ ihren ganzen Körper prickeln.
    »Du willst nur, dass ich Ärger kriege.«
    »Quatsch. He, ich dachte, ich bedank mich damit bei dir.« Er hielt ihr den Ballon auf der Handfläche hin. »Im Übrigen, was soll denn passieren, wenn sie dich erwischen? Eine Woche Einzelhaft?«
    Aber ihr Herz hämmerte so laut, dass sie ihn kaum hörte. Nichts war so gut wie das leuchtende High von Kokain. Es räumte all ihre Ängste, ihre Sorgen, ihre Zweifel beiseite, machte sie furchtlos und verwandelte die Welt in einen hellen, schönen Ort. Und obwohl eine Stimme in ihr schrie, dass sie schon ein Jahr clean war, streckte sie die Hand nach dem Beutelchen aus.
    »Du musst es runterschlucken«, sagte er. »Heute Nachmittag gibt es eine Razzia.«
    Mit zitternden Fingern nahm sie es, steckte es sich in den Mund und würgte, als sie das ekelhaft schmeckende Gummi in ihrer Kehle herunterzwang.
    Er grinste. »Siehst du? Pass nur auf, dass du den schönsten Trip deines Lebens nicht durchs Klo spülst.«
    Erst als sie schon wieder in ihrer Zelle war, merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Ein euphorisches Gefühl strömte durch ihre Adern und steigerte sich rasant.
    »Gott, nein!«
    Der Ballon musste kaputtgegangen sein. Sie versuchte, aufzustehen und um Hilfe zu rufen, denn sie wusste, dass sie sterben würde, wenn sie nicht rechtzeitig auf die Krankenstation gelangen würde. Denn dies war nicht das blendend weiße, Herzklopfen verursachende High von Kokain. Das war zu süß, zu rein, zu verführerisch.
    Heroin.
    Wieder versuchte sie, auf die Füße zu kommen, die Wachleute zu rufen. Doch tatsächlich tat sie nichts, blieb liegen, starrte an die Decke, schwieg, obwohl ihr Mund sich öffnete.
    Hilfe! Bitte, jemand muss mir helfen. Ich will nicht sterben.
    Doch dann war die Furcht wie weggespült, und es gab nur noch Wonne – erstickende, süße Wonne.

[home]
9
    S chon früh am Montagmorgen quälte sich Sophie aus dem Bett und fuhr zur Arbeit. Sie hoffte, noch vor dem I-Team-Meeting etwas über Megan und Hunt herauszufinden, indem sie alte Zeitungsartikel über seine damalige Verhaftung las und die Polizeiprotokolle anforderte. Sie wollte außerdem bei der

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