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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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während sich Tinsley das Päckchen unter den Arm klemmte.
    »Heute ist dein Glückstag, Ferro.« Sie zuckte die Schultern und sie machten sich ins Café auf. Um diese Zeit brauchte Tinsley immer eine kleine Stärkung. Andernfalls war es ihr unmöglich, den Nachmittagsunterricht durchzustehen.
    »Julian also, hm?« Heath fixierte Tinsley aus dem Augenwinkel, ein täuschend engelsgleicher Ausdruck lag auf seinem hübschen Gesicht. Sie stiegen achtsam über einen liegen gelassenen J.-Crew-Katalog und verließen den Postraum.
    Scheißkerl. Er wusste etwas. Und wenn Heath etwas wusste, dann hinkte der restliche Campus nicht weit hinterher. Rasch legte sie die Hand auf seinen Unterarm und drückte ihn, dann senkte sie die Stimme zu einem rauchigen Flüstern, von dem sie wusste, dass die Jungen dabei an Sex dachten und an sonst nichts. »Du weißt doch, dass du für mich der Allereinzigste bist, H.F.«
    »Ha!« Er tat, als würde er ihr einen argwöhnischen Blick zuwerfen, aber sie merkte wohl, wie dieser schmalzige Ausdruck in seinen Augen aufblitzte. Heath war so rattig, dass schon eine winzige Dosis Carmichael-Charme reichte, um ihn von Julian abzulenken. Fürs Erste zumindest. »Du bist vielleicht eine Schmeichlerin«, knurrte er, hielt ihr die Tür zur Cafeteria auf und hechtete ihr zum Ende der Schlange nach. Er bestellte und zahlte und Tinsley holte den Kaffee an der Theke ab.
    »Okay. Pass mal auf …« Heath folgte ihr zu einer Nische in der Ecke. Sie ließ das Päckchen achtlos auf den Tisch fallen und glitt auf die gepolsterte rote Lederbank. Heath sah sich prüfend im Raum um – Herrgott, wie verdächtig war das denn? -, dann fuhr er mit gedämpfter Stimme fort. »Mein Gewährsmann im Schnapsladen sagt, dass er uns ein paar mördermäßig billige Fässchen anbieten kann – und als Party-Location’ne Scheune am Stadtrand. Gehört jemandem aus seiner Verwandtschaft.« Er reckte die Arme in die Höhe, sodass sich sein Hemd hob und Tinsley freien Blick auf seine gebräunte, gemeißelte Bauchmuskulatur hatte. »Meinst du, wir kriegen Marymount rum, dass er uns vom Campus lässt?«
    Tinsley zog die Brauen hoch und kramte in ihrer Handtasche. Sie zog eine winzige Sephora-Nagelfeile heraus, die sie immer bei sich trug, und löste damit das Klebeband um das Päckchen. Die Feile war nicht nur nützlich in maniküremäßigen Notfällen, Tinsley kam sich damit auch wie Nancy Drew vor. Oder wie MacGyver. »Wie wäre es, wenn ich ihm das nahebrächte?« In ihrem Kopf ratterte es bereits. Marymount war ihr eindeutig etwas schuldig, weil sie sein pikantes Geheimnis nicht verraten hatte. Das Boston-Ritz-Wochenende lag schon Wochen zurück, doch bislang hatten sie, Heath und Callie – seltsamerweise – noch keinen Ton darüber verlauten lassen, dass sie den guten Schulleiter und Ehemann damals in flagranti mit der ebenfalls verheirateten Angelica Pardee erwischt hatten. Jetzt war eindeutig der Zeitpunkt gekommen, wo sich Marymount dafür bei ihr bedanken konnte.
    »Süße, du bist zwar hübsch, aber nicht sooo hübsch.« Heath grabschte nach dem Päckchen, doch Tinsley zog es weg. »Glaubst du wirklich, wenn du ihn nett bittest, außerhalb des Campus’ne Bierparty feiern zu dürfen, und ihm ein bisschen Bein zeigst, dann erlaubt er das?«
    »Nein, du Schwachkopf.« Tinsley spähte in das Päckchen und entdeckte die schimmernde Goldschachtel mit dem Teuschner -Schriftzug darauf. Mmm. Schweizer Trüffel. Die sollte man ja wirklich lieber teilen. Sie zog die Schachtel heraus, öffnete sie einen Spalt und nahm die fünf knisternden Einhundert-Dollar-Scheine an sich, die auf der Polsterung innen lagen. Ihre Mutter schickte ihr immer Bargeld, als ob Tinsley keine Kreditkarte besäße – und als ob es in Rhinecliff irgendwas gäbe, wofür man Geld ausgeben konnte, außer für gebatikte Hemden und Gras. Immerhin, es war ja lieb gemeint. »Ich würde schon etwas mehr Kreativität an den Tag legen. Es sinnvoller verpacken … zum Beispiel als Open-Air-Filmabend vom Cineclub.« Sie war beeindruckt, was für ein fixes Köpfchen sie doch war. Sie war ja wirklich wie Nancy Drew, nur ein bisschen unanständiger.
    Heath stürzte sich wie ein Verhungernder auf die Pralinen und stopfte sich gleich zwei auf einmal in den Mund. Tinsley starrte ihn entgeistert an. Wie konnte ein Mensch gleichzeitig so abstoßend und trotzdem so hübsch sein? »Meinst du, das funktioniert?«, nuschelte Heath, den Mund voller Pralinen.
    Tinsley nahm mit spitzen

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