Sueß, naiv und intrigant
Minikleid vorbeischoss, die Fendi-Sonnenbrille lässig auf der Nasenspitze.
Easy biss sich auf die spröde Lippe. »Im Ernst, du bist wahrscheinlich das coolste Mädchen, das ich je kennengelernt habe.« Er schob die Bündchen seines teuer wirkenden grauen Pullovers hoch, die nach dem Kunstunterricht voller Zeichenkohle waren.
»Ich nehme das mal als Kompliment.« Jenny nickte in Richtung Dumbarton. »Also, ich geh jetzt mal.« Sie fühlte sich leicht benommen. Sie wollte mit Brett reden. Vielleicht ein bisschen weinen. Und sich dann im Hockey-Training bis zur Schmerzgrenze auspowern und ein paarmal richtig hart auf den Ball eindreschen.
Easy zögerte und öffnete den Mund, als wolle er noch etwas sagen, brachte aber nichts heraus. Jenny winkte ihm nur kurz zu und ging. Und während ihre Mary Janes sie immer weiter von dem Jungen forttrugen, den sie zu lieben geglaubt hatte, war sie nicht mal versucht, sich umzudrehen.
Eulen.Net
SMS-Eingang
JennyHumphrey:
es ist offiziell. aus, schluss und vorbei. er hat’s beendet.
CallieVernon:
ehrlich? wow. wie fühlst du dich?
JennyHumphrey:
weiß nicht. traurig. aber erleichtert.
CallieVernon:
erleichtert?
JennyHumphrey:
yep. bin froh, dass ich unsere freundschaft endlich an erste stelle setzen kann.
CallieVernon:
brauchst du ablenkung? margaritas am abend?
JennyHumphrey:
geht leider nicht – mein geschichtsreferat schreit nach mir. aber vielleicht ein betthupferl?
13
Eine Waverly-Eule verschickt im Unterricht keine Briefchen. Dafür gibt’s die SMS
Am Mittwochnachmittag in Mathe starrte Brett an die Tafel und konnte sich beim besten Willen keinen Reim auf den Zahlensalat dort machen. Dr. Goldstein, die Uralt-Mathelehrerin mit Doktortitel vom Massachusetts Institute of Technology, hielt ihr Genie normalerweise so weit im Zaum, dass ihre Schüler dem komplizierten Algebrazauber an der Tafel folgen konnten. Heute aber kam Brett überhaupt nicht mit. Vielleicht weil sie mit den anderen Dumbarton-Bewohnerinnen gestern Abend so lange über Jungen und Sex geredet hatte, statt zu lernen. Das Treffen hatte irgendwas verändert. Es hatte sie alle lockerer gemacht, und das hatte sich wirklich, wirklich gut angefühlt. Normalerweise war man ja in Waverly vollauf damit beschäftigt, miteinander zu konkurrieren und darauf zu achten, wer die neueste Tasche besaß oder die schicksten Schuhe trug oder sich den heißesten Freund geangelt hatte. Aber gestern Abend hatten sich so viele Spannungen gelöst, dass Brett den Eindruck hatte, ihr Waverly-Leben hätte sich urplötzlich zum Besseren gewandelt – ungeachtet der Tatsache, dass sich ihr Liebesleben in diesem Schuljahr sehr dramatisch zum Schlechteren entwickelt hatte, oder besser gesagt, völlig zum Erliegen gekommen war.
Brett konnte einfach nicht darüber hinwegkommen, dass Jeremiah mit einer anderen geschlafen hatte. Wenn er diese komische Müslitante »nur« geküsst hätte – okay, dafür hätte sie ja noch irgendwie Verständnis aufbringen können. Bei einem Kuss war man manchmal wirklich überrumpelnd rasch gelandet. Aber Sex? Sex war doch nichts, was so eben mal passierte. Da gab es eine ganze Reihe von Schritten, die man erst mal gehen musste! Und eine ganze Reihe von Gelegenheiten, die Reißleine zu ziehen und zu sagen: Nein danke, vielleicht lieber doch nicht.
Brett spürte, wie sich etwas von hinten durch ihren dünnen grauen Kapuzen-Pulli bohrte. Ein bulliger Football-Crack aus der Zwölften streckte ihr ein Stück Papier hin, das x-mal zu einem winzigen Dreieck gefaltet worden war. Fragend hob Brett die Augenbrauen. Warum schickte ihr der denn ein Briefchen? Mit dem Typ hatte sie doch noch nie ein Wort gewechselt! Der Football-Koloss nickte kurz nach links und Bretts Blick fiel auf … Heath Ferro . Der fläzte sich auf der anderen Seite des Ganges in seinen Stuhl, als sei das Möbel ein bequemer Sessel, und zwinkerte ihr neckisch zu.
Na toll . Sie drehte sich zurück und faltete unter dem Pult den Zettel auseinander, gaaanz behutsam, gaaanz vorsichtig, damit es ja nicht so laut knisterte. Warum schrieb Heath denn auf einmal Briefchen wie ein kleiner Fünftklässler? In überraschend sauberer Handschrift stand da zu lesen: Ich hab schon eine Menge Küsse in meinem Leben mitbekommen. Und der von Kara und dir hatte EINDEUTIG was Spezielles. Hab ich recht?
Brett merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Wie bitte? Sie musste
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