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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Fingern einen Schoko-Himbeer-Trüffel aus dem Seidenpapierförmchen und legte ihn sich auf die Zunge, um den exquisiten Geschmack bis zur Neige zu genießen. Sie lehnte sich in der Nische zurück und schloss die Augen. Erst als die runde Praline ganz auf ihrer Zunge zergangen war, entschloss sie sich, eines ihre veilchenblauen Augen zu öffnen und zu antworten.
    »Ich weiß , dass es funktioniert.«

12
    Eine Waverly-Eule weiß, dass alles Schöne mal enden muss – und manchmal ist das auch gut so
    »Eure Hausaufgabe« , verkündete Mrs Silver am Mittwochnachmittag, und sie betonte das Wort Hausaufgabe , obwohl Jenny genau wusste, dass niemand aus ihrem handverlesenen Kunstkurs es als solche ansah, »lautet: Zeichnet oder malt ein Bild von einer Person des anderen Geschlechts, das etwas von deren Persönlichkeit preisgibt.« Ihre graublauen Augen blitzten schelmisch. »Dann legt mal los. Und bringt eure Arbeiten am Freitag mit.« Sie hob die Stimme, um die Geräusche der Schüler zu übertönen, die ihre Zeichenblöcke zuklappten und ihre Malutensilien in Kästen verstauten. »Am Wochenende bekommen wir Besuch von einigen potenziellen Waverly-Neuzugängen, und ich würde ihnen gerne zeigen, wie begabt unsere Kunstschüler sind.«
    Jenny steckte ihren dicken Kohlestift in ein Extrafach in ihrem Malkasten und versuchte, nicht an den Tag zu denken, an dem Easy sie zu seiner geheimen Lichtung im Wald gebeten und sie gemalt hatte. Rückblickend kam ihr jener Tag absolut perfekt vor, und sie wollte die Erinnerung daran gerne einfrieren und so behalten, ohne all das Unappetitliche und Komplizierte, das sonst an dieser Geschichte klebte.
    Easy saß am anderen Ende des Zeichensaals neben Parker DuBois auf einem Hocker und machte sich Notizen in seinem Moleskin-Skizzenbuch. Jenny war es wirklich ernst mit dem Pakt, den sie mit Callie geschlossen hatte, aber so, wie sich Easy ihr gegenüber verhielt, war der Pakt vielleicht gar nicht mehr nötig. Vielleicht hatte sich Easy schon von ihr abgewendet.
    »Ach, noch was, Kinder. Ich hätte gerne, dass ihr mal was Neues ausprobiert und euch als Modell eine Person außerhalb dieses Kurses sucht.« Mrs Silver zog ihre stumpfe, kleine Nase kraus. »Das bringt frischen Schwung in unsere Runde.« Sie ließ die Hüften wie eine Hula-Tänzerin kreisen, als würde das erklären, was sie meinte.
    Jenny war erleichtert. Gut. Sie und Easy würden sich also schon mal nicht gegenseitig Modell sitzen können. Sie brauchte keine Angst zu haben, dass er ablehnte.
    Obwohl sie den ganzen Morgen überlegt hatte, wie sie mit ihm Schluss machen sollte – falls sie überhaupt noch zusammen waren, was Jenny nicht mit Sicherheit sagen konnte -, war sie einfach nicht in der Verfassung, es heute zu tun. Nicht an einem Tag, an dem sie ihre Lieblingsjeans von Citizens of Humanity anhatte, ein Weihnachtsgeschenk von ihrem Vater und das einzige Kleidungsstück von ihm, das sie auch wirklich in der Öffentlichkeit tragen konnte. Okay, sie hatte ihm eine Abbildung genau der Jeans von Saks.com gemailt, die sie sich wünschte, plus Größe und allem, aber sie hatte nicht ernsthaft erwartet, dass er sie tatsächlich kaufen würde. Sie wollte nicht, dass ausgerechnet diese besondere Jeans zu der Jeans wurde, in der ihre Beziehung zu Easy endete.
    »Hast du Lust auf einen Kaffee vor dem Training?«, fragte sie Kara, als sie sich an den Spülbecken im hinteren Teil des Zeichensaals die Kohle von den Händen wuschen. Sie wusste, es war neurotisch, aber sie wollte im Moment einfach nicht alleine sein. Alison war schon etwas früher aus dem Kurs geschlichen, für ein Latein-Pauk-Date mit Alan – sogar das klang heute in Jennys Ohren wie Musik.
    »Tut mir leid, ich kann nicht.« Kara trocknete die Hände an einem der steifen braunen Industrie-Papiertücher, die anscheinend zum Must-have jedes Ateliers gehörten. »Bin auf dem Sprung zu Mr Wilde, um über mein Geschichtsreferat zu plaudern.«
    »Ach so.« Jenny lächelte ihrer Freundin zu. »Hast du ein Glück.« Sie freute sich schon auf den Leistungskurs Amerikanische Geschichte im nächsten Jahr. Sie war dem niedlichen Mr Wilde einmal in Stansfield Hall begegnet, und da hatte sie bemerkt, dass er unter seinem säuberlich gebügelten, mit einer adretten Krawatte gezierten blauen Buttondown-Hemd ein Modest-Mouse-T-Shirt trug.
    Die Mädchen nahmen ihre Taschen und gingen den Flur entlang Richtung Ausgang. Jenny sah sich um, aber von Easy keine Spur. Kara zog einen

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