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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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spuck erst mal aus, wozu du das wissen willst. 
 JulianMcCafferty: 
  ist nix schlüpfriges, ferro. will nur mitglied werden. 
 HeathFerro: 
  im untergeschoss, dumpfbacke. 
 JulianMcCafferty: 
  danke, bist ein richtiges schätzchen. 
 HeathFerro: 
  bussi-bussi. 

3
    Eine kluge Eule macht sich die außergewöhnlichen Angebote zunutze, die Waverly zu bieten hat
    Tinsley Carmichael machte keine Anstalten, den Vorführraum im Untergeschoss von Hopkins Hall zu verlassen, nachdem Signor Giraldi den Leistungskurs Italienisch beendet hatte. Man hatte sich soeben Fellinis La Strada zu Gemüte geführt, was bedeutend angenehmer war, als in einem tristen Klassenzimmer auf die Spuckebläschen in den Mundwinkeln von Signor Giraldi zu starren, wenn er italienische Verben konjugierte. Sich im abgedunkelten Raum alte Filme, vor allem alte ausländische Filme, anzuschauen und in die bequemen Ledersessel des Vorführraums zu sinken, das hatte etwas, was Tinsleys Puls rascher schlagen ließ. Kinos waren so unglaublich sexy. Sie war in der Stimmung, jemanden zu verschlingen. Und zwar einen ganz speziellen Jemand.
    »Ich kann hier dichtmachen, Signore«, schnurrte Tinsley, während die anderen Kursteilnehmer aus dem Raum strömten und Signor Giraldi zu vertuschen versuchte, dass er die zwei Stunden Filmvorführung verschnarcht hatte. »Ich bereite rasch noch das Treffen des Cineclubs diese Woche vor, wenn Sie nichts dagegen haben, und dann schließe ich auch ganz bestimmt hinter mir ab.«
    Signor Giraldi linste auf seine Uhr. Es ging das Gerücht, dass er und seine Frau, die in Thompson Hall, einem der Mädchenwohnhäuser, wohnten, jeden Nachmittag um Punkt halb vier ein romantisches Date pflegten – was seinen Dienstagnachmittagsschülern sehr gelegen kam, denn der Signore entließ sie immer überaus zeitig aus seinem Kurs. » Grazie , Signorina Carmichael.« Signor Giraldi lächelte ihr zerstreut zu, ehe er eilig aus der Tür stürzte. Offensichtlich wurde er auch von italienischen Schwarz-Weiß-Filmen angetörnt.
    Kaum war Tinsley allein, dimmte sie die Beleuchtung wieder und legte die Beine, die in hochhackigen braunen Isabella-Fiore-Stiefeln steckten, auf die Sitzlehne vor ihr. Dann schob sie den Saum ihres orangefarbenen Mohair-Minikleides einen Tick höher. Ihr dichtes schwarzes Haar mit dem perfekten Mittelscheitel fiel ihr wie ein glatter Vorhang um das Gesicht und sie fühlte sich wie eins jener hemmungslosen Go-go-Girls aus den Siebzigern. Sie schloss die Lider und wartete auf Julian.
    Die schalldichte Tür hinter ihr knarzte leise, als sie geöffnet wurde. »Hey.« Tinsley ließ die Augen zu. Ihr Herz pochte erwartungsvoll. Es war drei Tage her, seit sie unter sich gewesen waren. Am Abend zuvor, beim Essen, hatten sie sich am Tisch gegenübergesessen, umgeben von Freunden, und obwohl Tinsley Julians eindringlichen Blick die ganze Zeit auf sich gespürt hatte, hatte sie sich geweigert, ihn anders zu behandeln als einen der anderen Typen. Und das bedeutete in Tinsleys Fall: Sie flirtete mit ihm, aber eben nicht mehr und auch nicht weniger als mit jedem anderen männlichen Wesen im Raum. Die ganze Situation erinnerte sie an Lily Bart, die kokette Heldin aus Edith Whartons Haus der Freude , ein Buch, das sie zum ersten Mal gelesen hatte, als sie dreizehn war, um es danach jeden Sommer wieder aufs Neue zu verschlingen. Natürlich hatte sie gemerkt, dass Julian ein bisschen enttäuscht gewesen war, aber tja, so sollte es nun mal sein. Sie konnte doch nicht vor dem ganzen Campus zugeben, dass sie einen blutjungen Neuntklässler sehr sexy fand.
    Tinsley räkelte sich im Sessel. Seit dem Knarzen der Tür waren zehn Sekunden vergangen. War er es doch nicht? Sie schlug die Lider auf.
    »Huch!«, quiekte sie. Julian stützte sich auf die Lehne des Sessels vor ihr und grinste ihr ins Gesicht. »Großer Gott! Du hast mich zu Tode erschreckt.« Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken. Sie hasste es, überrascht zu werden – fast genauso sehr, wie sie es mochte.
    »Verzeih mir, Gnädigste.« Julian zog die linke Hand hinter dem Rücken hervor und hielt ihr eine einzelne, rosaweiße Blume hin. »Für dich.«
    Tinsley roch höflich an dem Gewächs, tat jedoch völlig unbeeindruckt. In Wahrheit liebte sie es, Geschenke von Jungs zu bekommen. Letztes Jahr hatte Bradley Alexander, ein Lacrosse-Spieler aus der Zwölften, von Tinsleys Vorliebe für Süßes Wind bekommen und sie mit edlen Naschereien zu bezirzen versucht.

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