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Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition)

Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition)

Titel: Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schreiber
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gut versorgten Banditen her, da packten sie ihn rücksichtslos, rissen ihn ihr regelrecht aus dem Arm, warfen sich dann auf sie, andere
kamen dazu, griffen sich die Waffe und führten Annie hinaus zu einem Streifenwagen, legten eine Hand auf ihren Kopf und drückten sie so hinein. Das tat man nicht mit Freunden, dachte
Annie, sondern nur mit Verhafteten, da fuhren sie schon los. Erschrocken sah sie aus dem Fenster. Auch Fritzi stand dort, presste ihre Hände vor den Mund. Was machte sie bloß hier? Galle
glotzte noch toller als sonst, und der Apotheker schaute ernst, nickte ihr tröstend zu. Weshalb waren sie nicht allesamt reingekommen? Sie hätte sich doch über Besuch von Freunden
gefreut. Annie erkannte andere Leute aus dem Dorf, plötzlich kam ein Blitzlicht.
    Dann war sie unterwegs, keine Küche mehr, kein Kind. Alles mit K, fiel ihr auf: Knarre, Kühlschrank, Kind, Kirsche, Kriminalpolizei, Kacke.

POLIZEI
    D ie Polizei hatte einen anonymen Notruf empfangen, der nicht besonders brisant klang: Eine Heranwachsende sei mit der Versorgung eines Kindes
belastet und brauche Unterstützung. Als die beiden Streifenbeamten bald darauf eintrafen und durchs Fenster spähten, schien die Lage dagegen dramatisch: Die Zielperson hantierte mit einer
Feuerwaffe und hielt zugleich einen Säugling im Arm. Also verhielten sie sich still und forderten unmittelbar Verstärkung an, die weder die Sirene betätigen noch durch Blaulicht
Aufmerksamkeit erregen sollten. Doch schon beim bloßen Anblick von Polizeiwagen ließen die Leute im Ort ihre Arbeit freudig ruhen, schlossen ihre Geschäfte ab und gingen glotzen.
Gelegenheitsberichterstatter schossen Fotos und verbreiteten ihre ersten Eindrücke vom Ort des Geschehens im Netz.
    Der Zugriff lief dann glimpflich ab, Leib und Leben des Neugeborenen und der sehr jungen Mutter konnten gerettet werden. Man brachte beide in ein Krankenhaus, wo sie untersucht werden sollten.
Der kleine Junge war bei bester Gesundheit. Ein Reporter befragte Uli, ob er bemerkt habe, dass die Betreffende schwanger gewesen war? Da antwortete er: »Mein Sohn braucht meine Hilfe in
Mathematik, ich kann mich ja nicht um jeden kümmern.«
    »Ich hab doch das Kind nicht gekriegt!«, beteuerte Annie und musste trotzdem ihre Beine auseinanderklappen wie damals die Frau mit dem Dackel. Jetzt verstand sie,
weshalb Paula vermeiden wollte, dass jemand da unten an ihr herummachte. Die Ärztin schüttelte den Kopf: »Du bist ja noch …, wie können die …?« Nun
streichelte sie Annie ein wenig an der Schulter: »Deine Mutter ist fortgelaufen?«
    Das Mädchen schaute die fremde Frau bitterböse an: »Fassen Sie mich nicht an, und lassen Sie mich runter!«
    »Du hast jemandem den Säugling weggenommen«, mutmaßte die Ärztin. »Verständlich, wenn man so einsam ist.«
    So also war das, dachte Annie. Jetzt werden mir auch noch Vorwürfe gemacht, obwohl ich alles hergegeben habe: meine Zeit, meine Kirschen, meine Plantage. Ich habe eine Beule im Ford und das
ganze Haus voll mit dreckigem Blut. Haben die das noch nicht gesehen, hat die KTU den Bericht noch nicht fertig?
    »Stell dir vor, wie verzweifelt die Mutter ist, wie sie leiden muss ohne ihr Kind?«
    Hast du eine Ahnung, was das für eine Mutter ist!, grollte Annie innerlich und verriet Paula trotzdem nicht.
    Ludmilla und Schorschi brachten sie ins Polizeipräsidium der Stadt und führten sie dort in einen Raum, der Annies Erwartungen ganz und gar nicht entsprach. Sie hatte geglaubt, sie
würde verhört, wie im Krimi, doch dieser Raum war nicht kahl, kein Geruch nach Zigarettenqualm und Schweiß, keine Gitter vor dem Fenster, kein großer Spiegel an der Wand, der
in Wirklichkeit ein Schaufenster fürs Nebenzimmer war. Stattdessen musste Annie auf einer gemütlichen Couch Platz nehmen, eine riesige Kaffeemaschine stand in einer Ecke und brodelte
lästig geräuschvoll für jeden Anwesenden vor sich hin. Unter anderen Umständen hätte Annie einen Ausflug zur Polizei sicher genossen, am Tag der offenen Tür zum
Beispiel, wenn sie das hätte erleben dürfen, wenn ihre lahme Mutter mit ihr mal so was unternommen hätte. Hatte sie aber nicht! Annies Laune wurde immer schlimmer. Sie fühlte
sich grauenhaft unwohl in ihrer Haut, von außen war das nicht zu erkennen, doch ihr kam es vor, als würden ihre Knochen unter der Haut regelrecht zittern. Wer hatte ihr das eingebrockt,
die Polizei gerufen? Paula?
    Nun setzten ihr diese Menschen ungefragt Essen in

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