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Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition)

Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition)

Titel: Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schreiber
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Annie scheinbar staunend. Sie wollte diese Leute verblüffen, mit Geschichten unterhalten, sonst wurde ihr diese Sache zu ernst.
    Die beiden Kommissare schauten sie lange schweigend an. Schorschi antwortete schließlich auf eine Art, als sei das Mädchen bei der Schluckimpfung zu dumm zum Schlucken: »Jahaa,
du bist verwandt mit deiner Mutter, und mit deinem Großvater übrigens auch. Ist das eine Überraschung für dich?«
    »Ich dachte, wir sind Windbefruchter.«
    »Windbefruchter?«
    »Sauerkirschen sind das.« Annie wunderte sich, dass sie diesen Krachern von Ermittlern alles erklären musste. »Und Maria sowieso, die Bekannte von Gott, ne.«
    Sie brauchte dieses unsinnige Gerede, um sich zu erholen, in der Schule hatte ihr diese Methode oft Atempausen verschafft.
    »Du und unbefleckt?« Ludmilla wieherte, was wohl als Lachen gemeint war, aber wenig mit Fröhlichkeit zu tun zu haben schien. Annie zog das Herbarium aus einer Akte und wedelte
damit.
    »Unschuldig sieht es hier nicht gerade aus, was ist das bloß für ein versautes Zeug?«
    Annie war empört und beschämt. Diese Person hatte sich an ihren Forschungen vergriffen, das war schändlicher noch, als Tagebücher anderer zu lesen.
    »Man wühlt nicht in Sachen fremder Leute.«
    »Wir sind die Polizei«, winkte Ludmilla ab. »Wir tun das täglich. Das lag in deinem Zimmer. Wer hat dir denn so was gegeben?«
    »Wieso gegeben?«
    »Dein Großvater«, drängte Schorschi. »Hat er solche Dinge beobachtet und notiert?«
    »Wieso denn mein Opa?«
    »Wir haben bei ihm ein Nachtsichtgerät gefunden.«
    Annie blickte die beiden erstaunt an. Opa kannte das Herbarium nicht mal.
    »Hat er dir diese Ferkeleien gezeigt?«
    »Mein Opa? Was für einen Mist erzählen Sie denn?«
    Sie hatten nicht nur keine Ahnung von Paula, sie begriffen auch sonst nichts. Annie würde nicht mit der Polizei über Paula sprechen, machte sich aber große Sorgen, wie es ihr
ging.
    Weil sie beharrlich schwieg, folterten diese perfiden Polizisten sie mit Schokolade, einer hellbraunen Vollmilch-Nuss in mundgerechte kleine Stücke gebrochen. Speichel sammelte sich in
ihrem Mund, ihr Blutzuckerspiegel lechzte, ihre Poren öffneten sich, der Magen jubelte, ihre Nase kostete wenige schwebende Duftmoleküle, die sich gelöst hatten, sie meldete
Glück, Lust und Zufriedenheit.
    »Du kannst davon nehmen, so viel du willst, die ganze Tafel, wenn du magst.«
    Das hatten sie geschickt eingefädelt. Jemandem Schokolade anzubieten, gehörte zu den Foltermethoden, die am Körper keine Spuren von Gewalt hinterließen, genau wie die
chinesischen Tropfen. Doch Annie trotzte diesen Qualen tapfer und hielt der Verführung heldenhaft stand. Darum folgte nun Plan B.
    »Willst du nach Hause? Vielleicht Galle helfen?«
    Ludmilla riss ihre Augenbrauen bei der Frage so hoch, dass sie beinahe den Haaransatz erreichten. Sie wusste zumindest, an wem Annie besonders viel lag.
    »Er ist außer sich geraten, als wir dich mitgenommen haben. Ihr seid Freunde, nicht wahr?«
    Jetzt war Annie ernsthaft besorgt: »Was ist passiert?«
    »Als du abgeholt worden bist, ist er wie verrückt durch die Straßen gerannt, in die Häuser eingedrungen und hat die Schuhe der Bewohner herausgeholt, er hat sie in der
Kirche gestapelt und geschrien: Was kann ihr denn passiert sein? Was weiß ich? Vom Winde verweht . Zwischen die Schuhe hat er Zeitungspapier gestopft und
anschließend versucht, den Haufen in Brand zu stecken. Ein Banker und ein Bäcker sind mutig eingeschritten, haben ihm die Streichhölzer abgenommen und ihm die Handgelenke hinter dem
Rücken festgebunden. Als die Kollegen sich ihm näherten, hat er geschrien: So, wie jetzt die politische Situation in Berlin aussieht, muss man mit allem rechnen,
jeden Augenblick . Erst Brandstifter und dann auch noch politisch werden.«
    Annie schlug mit der Hand auf den Tisch: »Sie begreifen das nicht, es ist aus einem Film!«
    Schorschi schüttelte den Kopf: »Er hat laut gerufen: Ja, mein Führer! Das geht ja in Deutschland schon mal gar nicht.«
    Annie musste ihm das erklären: »Das sagt die amerikanische Ehefrau zu ihrem Mann sogar mehrere Male, das soll witzig sein. Er ist dieser Coca-Cola-Chef in Eins,
Zwei, Drei !«
    Galle hatte keine Vorstellung davon, was es bedeutete, wenn man in der Bundesrepublik das F-Wort sagte, dabei sollte man hier in Gegenwart der Obrigkeit nicht mal das Wort Führerschein gebrauchen.
    Und tatsächlich drohte Schorschi jetzt: »Man sollte ihn

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