Süße Fesseln der Liebe
etwa sagen, dass du an meine Verabredung mit dem Spanier gedacht hast, während ich mich mit Franny verabredete?«
Er nickte. »Es gehört zu meinem Beruf, mich an solche Einzelheiten zu erinnern.«
»Zu meinem auch«, ergänzte Aurelia seufzend. »Und jetzt darfst du nach Herzenslust triumphieren. Schließlich hast du bewiesen, wie sehr du im Recht bist … oder besser, ich habe dir den Beweis frei Haus geliefert.«
»Ich habe nicht die geringste Absicht zu triumphieren«, erwiderte er nachsichtig. »Wie schon erwähnt, heute Nachmittag wird eine unsichtbare Eskorte an deiner Seite sein. Es ist also nicht notwendig, dass Lyra dabei ist, ganz besonders auch deshalb nicht, weil der Ausritt zur besten Zeit in aller Öffentlichkeit stattfindet.
Außerdem wirst du dafür sorgen, dass du nur den breitesten Weg benutzt und immer sichtbar bleibst. Ich werde mit Lyra zur Mount Street gehen und Franny selbst abholen.«
»Das würdest du wirklich tun?«, fragte Aurelia zweifelnd.
»Selbstverständlich. Warum sollte ich es nicht tun? Das liegt in der Natur unserer Partnerschaft, meine Liebe«, erwiderte er, während ein spöttisches Lächeln seine Lippen umspielte. »Wenn es Pflichten gibt, greift ein Partner dem anderen nach Kräften unter die Arme.«
»Du bist unerträglich«, verkündete Aurelia, musste aber lachen. »Du hättest mich ruhig an den Spanier erinnern können, während ich Franny mein Versprechen gegeben habe, denn ich hätte mir etwas anderes ausdenken können, um sie zufriedenzustellen. Aber du hast absichtlich darauf verzichtet, nur um dich ins Recht zu setzen.«
Greville schüttelte den Kopf. »Das kannst du gern glauben, wenn du willst.«
»Ist es nicht so?«, gab sie verunsichert zurück.
»Nein. Um die Wahrheit zu sagen, es ist mir erst eingefallen, nachdem wir unseren kleinen Streit gehabt hatten. Trotzdem hätte ich es dir sagen sollen. Es war also mein Fehler. Ich hätte merken müssen, dass du mir die offene Flanke bietest.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Es kann nur daran liegen, dass ich langsam in meiner Wachsamkeit nachlasse.«
»Ich werde sie nicht gehen lassen, Greville«, stieß Aurelia hervor.
»Nein. Das hast du unmissverständlich klargemacht.«
Es schien nichts mehr zu sagen zu geben. »Ich sollte mich jetzt anziehen.« Auf dem Weg in ihr Zimmer hielt Aurelia kurz inne. »Danke für die gütliche Lösung, Greville.«
Er verbeugte sich. »Ich bin sozusagen die Güte in Person, Ma'am.«
21
Für ihren Ausritt mit Don Antonio entschied Aurelia sich für das schneidigste Reitkostüm, das in ihrem Schrank hing. Die eng anliegende Jacke, der dunkelbraune Rock aus Cordsamt, der mit Knöpfen geschlossen wurde, machte das Beste aus ihrem Busen, während die schmale Taille betont wurde. Das Haar trug sie im Nacken geknotet unter einem feinen Haarnetz, das sie unter einem großen Hut verbarg, der wiederum aussah wie ein zylinderförmiger Tschako, der beim Militär üblich war und den sie mit einer smaragdgrünen Straußenfeder verziert hatte.
Dazu wählte sie passende grüne Handschuhe aus Ziegenleder. Bevor sie nach unten ging, um sich mit ihrem Galan zu treffen, musterte sie sich noch einmal kritisch im Spiegel. Im Grunde genommen musste sie sich bei einem Ausritt im Hyde Park zur besten Stunde auf keine unangenehmen Überraschungen gefasst machen. Aber trotzdem war sie beruhigt, als sie Jemmy in der Uniform eines Burschen an der Tür warten sah. Offenbar wollte Greville nichts dem Zufall überlassen.
»Die Pferde sind bereits fertig und warten, M'lady«, verkündete Jemmy.
»Gut. Ich werde im Salon auf Don Antonio warten.« Aurelia ging in den Salon und stellte sich ans Fenster, halb verdeckt durch die Gardine, und beobachtete die Straße. Greville hatte sich mit Lyra bereits auf den Weg in die Mount Street gemacht, und sie fühlte sich merkwürdig einsam und allein, obwohl sich viele Menschen im Haus aufhielten.
Pünktlich auf die Minute um fünf Uhr erschien Don Antonio vor dem Haus. Erleichtert stellte sie fest, dass er allein war. Es gab nicht den geringsten Grund, sich bei diesem Ausritt vor dem Mann zu ängstigen. Solange sie kühlen Kopf bewahrte, sich immer wieder ins Gedächtnis rief, dass er ihr Feind war und dass sie deshalb niemals in ihrer Wachsamkeit nachlassen durfte, war sie in Sicherheit. Außerdem gab es jemanden, der sich ihnen diskret an die Fersen heftete, und dieser Jemand war höchstwahrscheinlich bewaffnet und schreckte vor nichts zurück. Es schien
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