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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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herumgelaufen bist.«
    Greville beschränkte sich darauf, die Augenbrauen sarkastisch hochzuziehen. Wie er genau wusste, hatte er seine Mutter niemals um den Finger gewickelt, weder um den kleinen noch um einen anderen. Solange er ein Kind gewesen war, hatte sie kaum ein Auge auf ihn geworfen, hatte sich in einem Flügel des alten Hauses eingeschlossen, in dem es überall im Gebälk knirschte; ihren Sohn hatte sie der Pflege willkürlich ausgewählter Kindermädchen überlassen, bis er im Alter von acht Jahren ins Internat geschickt worden war.
    Als er gerade das zwölfte Lebensjahr erreicht hatte, war sein Vater gestorben. Der Mann war bestenfalls eine schattenhafte Gestalt im Leben des Jungen gewesen. Nur Tante Agatha hatte sich für den Sohn ihrer Schwester interessiert; oft war es nicht vorgekommen, aber wenn sie sich begegneten, war sie sehr großzügig gewesen.
    Greville nippte an seinem Ale. »Ma'am, falls Sie sich wirklich mit dem Gedanken tragen, ein kleines Fest für mich zu veranstalten, wäre ich selbstverständlich hocherfreut.«
    Die Sonne trat hinter den Wolken hervor. Tante Agatha hatte ihr Lächeln wiedergefunden. Sie liebte Geselligkeiten. »Noch heute Vormittag werde ich eine Gästeliste anfertigen … Ein Willkommensball wäre wohl das Beste. Seit der letzten Saison haben wir keinen mehr gehabt, und nichts würde dem Anlass angemessener sein. Ein wenig Tanz ohne großes Orchester, aber doch ein paar Streicher, ein Klavier … roséfarbener Champagner … Ich bin mir sicher, dass wir genügend Vorräte im Keller haben … Ich werde mich mit Seymour besprechen.« Nachdenklich legte sie die Fingerspitze auf die Lippen. Die Enttäuschung war vergessen, ihre gute Laune zurückgekehrt.
    Lachend schob Greville seinen Stuhl zurück. »Ich bin mir sicher, Tante Agatha, dass Sie alles bestens einzurichten verstehen. Wie üblich. Lassen Sie es mich wissen, wenn ich auf der Bildfläche erscheinen soll.«
    »Ja … ja … nun, ich habe viel zu tun.« Sie griff nach dem silbernen Glöckchen neben sich und scheuchte ihn mit einer Handbewegung fort. »Ich werde die Angelegenheit sofort mit Seymour besprechen.«
    Greville verbeugte sich und überließ sie den Gedanken an ihre Bekannten und der Aussicht auf ein Fest, über das die ganze Stadt sprechen würde. Er war sehr zufrieden, dass er der Ehrengast einer solchen Versammlung sein durfte. Es wäre der perfekte Auftakt für jemanden, der sich wieder in die Gesellschaft Londons eingliedern wollte. Nachdem die erste Einladung ausgesprochen war, würde die zweite nicht lange auf sich warten lassen. Dann konnte er anfangen, Simon Grants Spiel zu spielen. Er stieg die Treppe hinauf, um sein Reitkostüm auszuziehen und sich die passende Kleidung für die Vormittagsbesuche auszusuchen.
    Wird Aurelia mich empfangen?
    Gute Frage, dachte er und hoffte, dass Fredericks Brief das Gemüt der Lady ein wenig besänftigt hatte. Er hatte keine Ahnung, was Frederick ihr geschrieben hatte. Trotzdem war ihm klar, dass Frederick, falls er seinen Kameraden überhaupt erwähnte, freundschaftlich über ihn gesprochen hatte. Unter den gegebenen Umständen war es allerdings schwierig, sich einen Brief vorzustellen, in dem der Name Colonel Falconer nicht gefallen war.
    Mit kritischem Blick musterte er sich im Spiegel. Seit nahezu fünfzehn Jahren hatte er sich nicht mehr in der Gesellschaft bewegt, wenn man von einigen Stippvisiten in London absah, und er hatte den Verdacht, dass seine Kleidung inzwischen aus der Mode gekommen war. Nur selten machte er sich überhaupt Gedanken über Kleidung. Die meiste Zeit trug er ohnehin Uniform oder zog sich für Tätigkeiten an, die nichts mit morgendlichen Aufwartungen zu tun hatten, mit Festen oder Begegnungen in Almack's Assembly Rooms. Es lag auf der Hand, dass er seine Garderobe auf den neuesten Stand bringen musste.
    Trotzdem hatte er im Augenblick nichts gegen den dunkelgrauen Mantel und die Hirschlederhosen einzuwenden. Eigentlich waren sie für einen jüngeren Mann angefertigt worden. Aber gute Schneiderarbeit zahlte sich immer aus, und der Mantel schmiegte sich perfekt an seine Schultern. Das Krawattentuch aus Leinen hatte er unauffällig geknotet; die Überschuhe waren zwar nicht mit Champagner poliert worden, glänzten aber trotzdem überaus angenehm.
    Er griff nach seinem Hut, den Handschuhen und dem schlanken Spazierstock mit dem silbernen Knauf, den er immer bei sich hatte, wog ihn in der Hand und ließ die zarte Balance auf sich

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