Süße Fesseln der Liebe
sie die letzten Stufen zurück und streckte ihrem Ehemann beide Hände entgegen. »Oh, du armer Kerl. Du siehst erschöpft aus. Hast du gar kein Auge zugetan, seit du vor drei Tagen das Haus verlassen hast?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Bonham, nahm ihre Hände in seine und küsste sie auf den Mund. »Meine liebe Frau, du siehst so frisch aus wie ein Gänseblümchen, und ich bin so kratzig und unrasiert wie ein Kaktus.« Er fuhr sich mit der Hand über das stopplige Kinn. »Ich werde dafür sorgen, dass ich bald wieder wach bin, und überlasse dich Aurelias Gesellschaft.« Er trat zur Seite und gab den Blick auf Aurelia frei, die in seinem Rücken ruhig abgewartet hatte, bis das Paar sich begrüßt hatte.
»Ellie, das ist ja großartig!«, rief Cornelia aus. »Was führt dich so früh hierher?«
»Ich dachte, ich bringe Franny heute Morgen persönlich zu euch … Mir war nach einem frühen Spaziergang«, meinte Aurelia, »aber ich muss nicht lange bleiben. Ich will mich nicht aufdrängen.«
»Als ob dir das jemals gelingen würde«, stieß Cornelia hervor. »Harry wird nach oben gehen, um sich wieder in Ordnung zu bringen. Bestimmt wird er bis heute Nachmittag schlafen. Komm schon, wir werden uns im Morgenzimmer einen Kaffee gönnen. Hast du schon gefrühstückt?« Sie hakte sich bei Aurelia unter und drängte ihre Freundin in das Morgenzimmer.
Aurelia begleitete sie bereitwillig, obwohl sie sich langsam fragte, ob es wirklich klug gewesen war, ihrem Impuls zu folgen. Der Drang, ihrer Freundin das Herz auszuschütten, wurde zwar unwiderstehlich, aber sie musste ihm widerstehen, auch wenn sie sich kaum auf einen anderen Gedanken konzentrieren konnte und befürchtete, dass Cornelia ihre Zerstreuung sofort spüren würde.
Aber zum Glück hatte Cornelia heute Morgen ihre eigenen Sorgen. Sie schenkte sich und ihrer Freundin Kaffee ein, bevor sie sich elegant in den Sessel sinken ließ. »Ellie, was hältst du davon, wenn wir die Dekoration in Schwarzweiß halten?«
Aurelia begriff nicht, wie ihre Freundin auf diese Frage gekommen war. »Wofür?«
»Natürlich für den Ball.« Cornelia war erstaunt, dass jemand vergessen haben konnte, womit sie sich in der letzten Zeit unablässig beschäftigt hatte.
»Ah, natürlich.« Aurelia nippte an ihrem Kaffee und versuchte, der Frage ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen. »Du meinst die Ausstattung. Oder sollen die Gäste sich auch in den Farben kleiden?«
»Ich dachte, dann würde es ein wenig interessanter werden. Die Gesellschaft ist es langsam leid, sich endlos auf Bällen und Galas zu vergnügen, sodass ein wenig Abwechslung sehr willkommen wäre.«
»In der Tat«, stimmte Aurelia zu. »Und nach dem grandiosen Erfolg deiner Gala letztes Jahr im April darfst du die Leute nicht enttäuschen.« Mit glänzenden Augen musterte sie ihre Freundin. »Nell, ich glaube, du willst deine Gäste jedes Jahr aufs Neue überraschen.«
Auf Cornelias blassen Wangen zeigte sich eine leichte Röte, als sie lachend eingestand: »Kann sein, dass ich heimlich daran gedacht habe. Aber das macht es nur noch drängender, sich dieses Jahr etwas Besonderes auszudenken. Die Leute könnten sonst meinen, ich hätte die Lust an der Gesellschaft verloren.«
»Ich wünsche dir viel Kraft«, bemerkte Aurelia warmherzig. »Wann genau soll das Fest stattfinden?«
»Das wollte ich ebenfalls mit dir besprechen.« Cornelia griff nach der Kaffeekanne, schenkte sich und ihrer Freundin nach. »Es wäre wunderbar, wenn Liv dabei sein könnte. Das Baby soll Anfang April kommen, also in drei Wochen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass das Fest im April stattfinden soll. Aber sie wird nicht in der Lage sein, so kurz nach der Geburt auf Reisen zu gehen. Wir sollten es also auf Mitte Mai verschieben, oder was meinst du?«
»Du kennst doch Livia. Wenn es irgendwie menschenmöglich ist, wird sie dabei sein. Es kommt auf die Entbindung an. Wenn alles glatt geht, sollten sechs Wochen reichen. Aber …« Aurelia zuckte vielsagend die Schultern.
Cornelia nickte. Sie hatten beide die Qualen der Geburt durchlitten, und sowohl sie als auch ihre Kinder hatten überlebt. Aber ihnen war auch bewusst, dass sie großes Glück gehabt hatten. »Liv ist stark«, meinte sie zuversichtlich, »stark und entschlossen.«
»Sehr wahr. Aber Alex wird es nicht zulassen, dass sie auch nur das geringste Risiko eingeht. Und du weißt, wie überzeugend er sein kann.«
Wieder nickte Cornelia. Alexander Prokov besaß eine unbezwingbare
Weitere Kostenlose Bücher