Süße Fesseln der Liebe
Art, sich die Welt nach seinen Wünschen einzurichten. Obwohl Livia auf ihre Unabhängigkeit großen Wert legte, konnte sie gegen die Entschlossenheit ihres Ehemannes nur wenig ausrichten, wenn er sich irgendetwas in den Kopf gesetzt hatte. Und auf keinen Fall würde er seine geliebte Frau auch nur dem kleinsten Risiko aussetzen. Man konnte jede Wette eingehen, dass er den Maßstab für jegliche Risiken sehr hoch ansetzen würde.
»Nun, wir sollten uns vielleicht auf Ende Mai einigen«, schlug Cornelia nachdenklich vor, »gegen Ende der Saison. Wir können das Gewächshaus und den Garten öffnen. Schwarze und weiße Laternen … oder nein, besser« - sie hob die Hand - »überhaupt kein Schwarz und Weiß, sondern Schwarz und Silber. Wie würde dir das gefallen, Ellie?«
»Einfach zauberhaft«, stimmte Aurelia zu und stellte ihre Kaffeetasse ab. »Ich habe einen überwältigenden Erfolg vor Augen, meine Liebe. Aber jetzt muss ich wieder aufbrechen. Danke für den Kaffee.« Aurelia küsste ihre Freundin, die sich ebenfalls erhoben hatte, auf die Wange. »Heute Nachmittag schicke ich Daisy, damit sie Franny abholt. Sehen wir uns bei Cecily Langton zur Mittagstafel?«
»Ja, wahrscheinlich werde ich dort sein.« Cornelia begleitete ihre Freundin zur Eingangstür. »Wofür sammeln wir diesmal Geld?«
»Ich glaube, für eine neue Krankenstation im Chelsea Hospital. Aber sie hat auch angekündigt, dass sie einen Neuankömmling in London unterstützen will … Es handelt sich sogar um einen Neuankömmling in unserem Land. Eine spanische Lady, die der Earl of Lessingham kürzlich geheiratet hat. Bist du ihr schon über den Weg gelaufen?«
»Oh, ich glaube, Harry hat sie erwähnt … oder vielmehr die Eheschließung«, erklärte Cornelia unbestimmt, »soweit ich verstanden habe, ist Lessingham erheblich älter als sie, soll ihr aber vollkommen ergeben sein.«
»Nun, er ist bereits seit zehn Jahren verwitwet. Wollen wir hoffen, dass sie ihm ebenso ergeben ist«, erwiderte Aurelia und lachte verschmitzt.
Cornelia lächelte. »Wenn Cecily ihr Angebot ernst meint, dann wird sie reichlich Gelegenheit haben, die Flügel auszubreiten.«
»In der Tat. Auf Cecily ist immer Verlass, wenn es um einen guten Zweck geht. Ganz gleich, ob ein Hospital gegründet werden soll, eine Krankenstation für Invaliden oder ob ein Neuankömmling in die Gesellschaft aufgenommen werden soll.«
»Anders als Letitia Oglethorpe«, bemerkte Cornelia.
Beide lachten, als sie an die Frau dachten, die für viele das rote Tuch in der Gesellschaft war. Aurelia winkte zum Abschied und trat hinaus in den Vormittag. Nach der Plauderei mit Cornelia fühlte sie sich viel besser, schlenderte zurück zum Cavendish Square und dachte darüber nach, dass sie sich um eine neue Wohnung kümmern musste, wenn Livia und Alex in einigen Wochen nach London zurückkehrten.
Denn sie konnte nicht erwarten, dass die beiden sie mehr oder weniger als Dauergast unter dem Dach ihres Hauses beherbergten. Auch bei Cornelia und Harry konnte sie nicht bleiben. Für nahezu ein Jahr war sie mit Franny zwischen den beiden Haushalten hin und her gependelt, und als Livia und Alex wegen der bevorstehenden Entbindung aufs Land gezogen waren, hatten sie ihr das Haus am Cavendish Square überlassen. Es war eine Lösung, mit der alle gut zurechtkamen; aber keinesfalls wollte sie wieder als Gast zwischen den beiden Haushalten hin und her wandern.
Das hieß, ihr blieb nur die Wahl, entweder zu ihrer Verwandtschaft aufs Land zurückzukehren und das Leben einer Witwe im Dorf wieder aufzunehmen - oder irgendwie eine finanzielle Möglichkeit zu finden, sich ihre eigene bescheidene Existenz in der Stadt aufzubauen. Bis jetzt waren ihre Anstrengungen, eine zuverlässige Geldquelle zu finden, auf fruchtlosen Boden gefallen. Dabei war es nicht so, dass sie mittellos war; ihre Möglichkeiten waren sogar mehr als ausreichend. Aber ihr Erbe wurde von den Verwandten ihres verstorbenen Ehemannes verwaltet. Es handelte sich um mehrere Leute unter dem Vorsitz des Earls of Markby, Cornelias ehemaligem Schwiegervater, der auch zu Aurelias entfernter Verwandtschaft gehörte. Markby war berüchtigt dafür, dass es nahezu unmöglich war, ihn zu überzeugen, Mittel aus dem Fonds auszuschütten. Bis heute hatte er sämtliche Anträge Aurelias strikt abgelehnt.
Vielleicht sollte ich nach Hampshire reisen und persönlich an ihn appellieren, überlegte Aurelia. Bis jetzt war es ihr gelungen, sich der Tortur zu
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