Süße Fesseln der Liebe
immer zu Diensten, Tante Agatha. Sie müssen nur über mich verfügen.«
Mit zusammengezogenen Brauen musterte sie ihn quer über den Tisch. »Wenn ich deinen Worten glauben würde, lieber Neffe, wäre ich so blind und so taub wie deine arme Mutter … Möge sie in Frieden ruhen«, fügte sie pietätvoll hinzu.
Die beiden Lakaien, die eintraten und Wärmeplatten und einen Krug Ale hereinbrachten, retteten ihn vor einer Antwort.
»Gehackte und gewürzte Bohnen, Sir, und gebackene Forelle«, kündigte einer der Männer an und hob den Deckel von der Wärmeplatte, während der andere den Krug an Grevilles Ellbogen abstellte. »Der Koch meinte, es gäbe noch gekochte Eier und Lammkoteletts, wenn Sie wollen.«
»Ich will«, erwiderte Greville begeistert. »Ich komme selbst zurecht, vielen Dank.«
»Dann bringe ich die Eier und die Koteletts, Sir.«
Die Lakaien verschwanden wieder. Greville nahm einen gehörigen Schluck Ale, bevor er zur Anrichte ging und sich selbst aus den Töpfen auf der Wärmeplatte bediente. Mit einem gut gefüllten Teller kam er an den Tisch zurück, setzte sich, schüttelte die Serviette aus und wandte sich an seine Tante. »Und nun, Ma'am, erklären Sie mir doch, was so dringend ist, dass es Sie zur Unzeit aus dem Bett treibt?« Er führte die Gabel mit den gehackten Bohnen zum Mund.
Bevor sie antwortete, tunkte Agatha ein Scheibchen Toast in den Tee. »Du hattest erwähnt, dass du dich für eine Weile in der Stadt aufhalten würdest. Ich habe es mir in den Kopf gesetzt, dir zu Ehren ein kleines Fest zu veranstalten … Nein, nein, hör mich an, mein lieber Junge.« Gebieterisch hob sie die freie Hand, und Greville schluckte seine Einwände hinunter.
»In den letzten Jahren hast du sehr wenig Zeit in der Stadt verbracht. Das ist der Grund, dass du keine Frau hast … Nun, bitte vergib mir, dass ich die heikle Angelegenheit anspreche, aber ich bin es deiner Familie schuldig, mein lieber Junge. Wenn deine Mutter noch am Leben wäre, würde sie dir nichts anderes erzählen. Du warst kaum mehr als ein kleiner Junge, als dein Vater gestorben ist. Damals hat niemand erwartet, dass du in den nächsten Jahren die Verantwortung für die Familie übernimmst. Aber jetzt, mein lieber Junge, brauchst du eine Frau, und du brauchst einen Erben. Mir will nicht in den Kopf, wie du das eine und das andere bekommen kannst, solange du dich diesem Tyrannen an die Fersen heftest und ihn quer durch ganz Europa verfolgst. Ich bin entschlossen, an die Arbeit zu gehen, jetzt, da du dich für eine Weile hier niederlassen willst.«
Greville wartete mit seiner Antwort, bis der Lakai die frischen Teller auf der Anrichte platziert hatte. »Ich schätze Ihre Sorge, Tante Agatha, obwohl ich bezweifle, dass ich lange genug in der Stadt bleiben werde, um mich dauerhaft niederzulassen.« Ein amüsiertes Lächeln gesellte sich zu seinem freundlichen Tonfall. »Allerdings habe ich auch nicht die Absicht, Ihnen zur Last zu fallen, verehrte Ma'am. Ich habe vor, eine angemessene Wohnung zu finden und meinen eigenen Haushalt einzurichten.«
»Was für ein Unsinn … wozu das Ganze?«, wollte die Lady wissen. Die Falten in ihrem Gesicht wurden tiefer. »Dies Haus hier erinnert mich eher an ein Mausoleum. Es ist viel zu groß für mich allein. Du kannst einen ganzen Flügel für dich bewohnen, wenn du einen eigenen Haushalt wünschst.«
Greville lächelte immer noch. »Sie sind zu großzügig, Ma'am. Aber es ist ausgeschlossen, dass ich mich Ihnen derart aufdränge.« Flink filetierte er die Forelle auf seinem Teller, während er sprach.
Lady Broughton zog die sorgfältig gezupften Brauen zusammen. Ihr liebenswertes Gesicht veränderte sich, als sie die Mundwinkel nach unten zog und ihn aus ihren blassblauen Augen durchdringend musterte.
Greville achtete nicht auf ihren Blick. Er kannte seine Tante seit vielen Jahren. Ihr zärtlicher und zügelloser Ehemann hatte sie nach Kräften verwöhnt, und sie hasste es, wenn man ihre Pläne durchkreuzte, so nichtig sie auch sein mochten. Greville genoss das Stück Forelle und ließ es zu, dass sich das angespannte Schweigen weiter zwischen ihnen ausbreitete.
Wie er es geahnt hatte, ergriff Ihre Ladyschaft zuerst das Wort, schnaubte verächtlich, bevor sie ihre Bemerkung loswurde. »Nun, du setzt deinen Kopf durch, nehme ich an, wie du es immer getan hast. Deine arme Mutter hat nie begriffen, wie du sie um den kleinen Finger gewickelt hast, sogar damals, als du noch in kurzen Mäntelchen
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