Sueße Kuesse nur aus Rache
ihren.
Es war ein unergründlicher, lustvoller Kuss. Kat ließ sich fallen und ertrank darin. Sie ertrank in dem Meer von Gefühlen, das über ihr zusammenschlug. Sie wurde überwältigt von nie gekannten Empfindungen, die nacheinander in ihr zu explodieren begannen. Von irgendwoher hörte sie eine Stimme …
Das also ist ein Kuss …
Sie war noch nie geküsst worden. Noch nie hatte sie einem Mann gestattet, sich ihr auf diese Weise zu nähern. Niemals.
Und nun?
Nun wurde sie hinweggefegt von aufwühlenden Empfindungen. Ein unwirkliches Erlebnis, von dem sie geglaubt hatte, dass es nur eine Illusion sei. Diese berauschende Erregung, dieses Hinschmelzen ihres Fleisches …
Es war wie ein Traum. Die Wirklichkeit war weggewischt, es gab nur mehr den Moment. Sie war wie im Rausch.
Und dann löste er sich von ihrem Mund. Willenlos versank ihr Blick in seinen nachtschwarzen Augen. Deren Flackern löste einen weiteren Sturm in ihrem Inneren aus. Sie spürte die Hitze in ihrem Leib …
Hätte nicht seine Hand sie mit festem Griff gehalten, sie wäre zu Boden gesunken. Ihr Kopf war leer, sie lebte nur noch für den Augenblick – für dieses Jetzt, das sie in eine Welt beförderte, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte.
Aus verschleierten, unergründlichen Augen sah er sie an.
„Gut so, Kat“, sagte er langsam. „Sehr – dankbar …“ Seine Stimme klang, als schliffen metallene Klauen über Fels.
Er ließ die Hände sinken und trat einen Schritt zurück. Sie schwankte leicht, doch er machte keine Anstalten, ihr zu helfen. Ungeduld zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, Ungeduld und so etwas wie Ärger. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er wollte nichts hören. Er wollte überhaupt nichts von ihr – außer dem, was er nicht haben konnte. Das sie ihm unmöglich gemacht hatte.
Sein Blick wurde hart. Zeit, dieses Spiel zu beenden.
„Trotz Ihres atemberaubenden Körpers, liebe Kat, und Ihres Eifers, sich mir Ihrer Karriere wegen anzubieten …“, begann er und musterte sie voller Geringschätzung, „muss ich Ihre Erwartungen leider enttäuschen.“
Sie erstarrte. War sie eben noch versunken in einem Ozean nie gekannter Gefühle, war sie plötzlich an den Strand geschleudert worden, rang nach Atem und spürte nur noch Kälte.
Mein Gott, was ist denn passiert? Was habe ich angestellt? Habe ich ihn vielleicht …?
Ziellos schweiften ihre Gedanken umher. Was hatte er eben zu ihr gesagt? War sie nicht vor ihm gekrochen – hatte sich erniedrigt, um den Job gebettelt, der ihr so wichtig war? Was, in aller Welt, hatte er plötzlich gegen sie?
Kat suchte nach einer Erklärung.
Sie folgte auch – wie ein Giftpfeil.
„Ich bin nicht interessiert daran, Kat …“, sein Ton war messerscharf, „… mit einer Hure ins Bett zu steigen. Denn was ist eine Frau, die ihren Körper aus ‚Dankbarkeit‘ anbietet, anderes als eine Hure?“
Die Zeit schien plötzlich stillzustehen. Die Vergangenheit lebte auf und brannte sich wie Höllenfeuer durch ihr Gehirn und ihre Gedanken.
… als Straßenprostituierte bekannt …
Unter ihren Füßen öffnete sich gleichsam die Erde. Sie drohte wie durch eine Falltür zu fallen, direkt hinein in den Schlund der Hölle, die sie zu verschlucken und in die Verdammnis zu reißen drohte. So, wie ihre Mutter und deren Mutter.
Aber nie, nein, niemals würde sie diesem Höllenschlund zum Opfer fallen.
Sie spürte, wie die Wut langsam in ihr aufstieg. Wie ihr Zorn schwoll. Wie es in ihr kochte. Überkochte.
„Wagen Sie es nicht, mich so zu nennen!“
Er lachte. Es war ein erbarmungsloses Lachen. „Da stehen Sie, zu dieser späten Stunde, bieten sich mir aus Dankbarkeit an und wollen leugnen, dass Sie sich mir wie eine Hure präsentieren?“
Mit verzerrtem Gesicht ging sie auf ihn los. „Das ist Ihre Schuld! Sie haben mich herausgefordert!“
„Um Ihnen eine Lektion zu erteilen! Dass es keine Frau gibt, die mich einfach benutzen kann!“ Mit durchdringendem Blick sah er sie an. „Verschwinden Sie. Auf der Stelle.“
Ein Chaos der Gefühle kochte in ihr hoch. Wut, blinde Wut auf ihn entbrannte in ihr. Auf seine Worte! Sein Tun! Doch plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, wurde sie von der Wirklichkeit eingeholt. Der entsetzlichen Wirklichkeit, die sie gezwungen hatte herzukommen.
Mein Gott! Mike, der Wahnsinnige, wartete unten – mit seiner Klinge.
Blanke Angst explodierte in ihr. Sie warf sich auf den Mann, der seelenruhig vor ihr stand und der
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