Süße Teilchen: Roman (German Edition)
wieder zurück. Und habe ich nicht erst vor zwei Tagen mit ihm gesprochen?
Ist doch kein Problem, wenn er sich jetzt nicht meldet.
Doch, eigentlich ist es ein Problem, denke ich auf dem Weg ins Bett, wenn auch nur ein kleines.
Eine Woche später sind die Arbeiten in der Küche nahezu abgeschlossen. Will und ich sitzen zusammen und debattieren über Vanilleschoten. Mein Handy klingelt und James’ Name erscheint auf dem Display. Ich lasse es klingeln.
»Ich möchte die Schoten aus Madagaskar«, sage ich. »Was meinst du, lässt sich das machen?« Dabei schlitze ich eine mit dem Messer auf und bewundere die winzigen schwarzen Punkte, die den Unterschied zwischen einem guten und einem phantastischen Pudding ausmachen.
»Natürlich, sie sind tausendmal besser als Vanille-Essenz. Aber was ist mit den Schoten aus Tahiti? Sie schmecken blumiger. Für einen reinen Vanillepudding scheinen sie mir noch besser geeignet.« Will holt etwas aus seiner Tasche hervor, das wie eine Zigarrenhülse aussieht, zieht den Deckel ab und reicht mir das Röhrchen.
Mein Handy klingelt erneut. Wieder James. »Tut mir leid, Will, aber das muss ich annehmen. – James? Kann ich dich zurückrufen? Ich bin in einem Meeting.«
»Es ist aber sehr wichtig.«
»Warum? Ist was passiert?«
»Nein. Komm in zwanzig Minuten runter, ich muss dir etwas zeigen.«
Ich schaue auf die Uhr. Halb fünf. Will und ich sind fast fertig, aber ich hatte vor, ihn nachher noch zu dem japanischen Laden in der Dean Street mitzunehmen, der sich auf Hörnchen mit Cremefüllung spezialisiert hat. Ich wollte Will, den Fachmann, fragen, wie die Creme so fest sein und doch so leicht schmecken kann.
»Ist es wirklich wichtig?«, frage ich James und sage mir, dass ich mit Will auch ein andermal in diesen Laden gehen kann, denn zurzeit hält er sich häufig in London auf.
»Ja. Sehr sogar«, antwortet James. »Bis gleich.«
»Entschuldige die Unterbrechung«, bitte ich Will. »Also gut, für den reinen Vanillepudding nehmen wir die Schoten aus Tahiti. Und vielleicht auch für den Himbeerpudding? Was meinst du?«
»Wenn du magst, auch für den Kirsch- und Mandelpudding.«
»Hm. Könntest du jeweils die Kosten ausrechnen? Ich möchte, dass Devron sich nur zwischen diesen beiden Vanillesorten entscheidet und die Essenz dabei vergisst.«
»Sicher. Musst du irgendwohin? Ich wäre mit dir gern noch ins Shake Away in Islington gegangen, um deren Milch-Shakes zu testen.«
»Das würde ich liebend gern tun, aber im Moment passt es leider nicht so gut.«
»Na, dann nicht. Mein Zug geht erst heute Abend, und ich dachte, wenn du Zeit hättest, könnten wir … Aber dann vielleicht ein andermal.«
»Abgemacht«, verspreche ich. Wie um die Abmachung zu besiegeln, drückt Will meine Hand.
Zwanzig Minuten später hält James unten an der Straße und lässt das Seitenfenster herunter.
»Steig ein«, sagt er. »Wenn wir Glück haben, schaffen wir es noch vor dem Berufsverkehr.« Er öffnet die Beifahrertür.
»Okay, aber wozu die Eile? Und wohin wollen wir überhaupt?«
»In den Palast des heiligen James.« Er schenkt mir ein strahlendes Lächeln.
»Und was gibt es da so Besonderes, dass ich mitten am Tag von der Arbeit weglaufen musste?«
»Das Souterrain.«
»Die neuen Hängeschränke in der Küche habe ich schon gesehen.«
»Ja, aber jetzt ist noch mehr da. Ich habe Luke aus Kapstadt angerufen und ihm einen Bonus versprochen, wenn er in der Zeit, in der ich weg bin, alles installiert. Bargeld lacht, mehr sage ich nicht.«
»Warum hast du mir denn nichts davon gesagt? Ich dachte, ich bin die Projektmanagerin.«
»Das ist doch jetzt egal. Außerdem wollte ich dich damit nicht behelligen, nicht nach dem Tod deiner Großmutter.«
Hm. Na gut.
»Was hast du denn?«, fragt James. »Warum ziehst du so ein Gesicht?«
»Nichts. Du hast recht. Ich war beschäftigt«, sage ich und denke daran, wie beschissen ich mich gefühlt habe, als ich ihn nicht erreichen konnte.
»Augen zu, nicht gucken.« James nimmt meine Hand und führt mich langsam die Treppe hinunter. Unten stellt er sich hinter mich und legt die Hände auf meine Schultern. »Jetzt darfst du gucken.«
Die Küche ist ein Gedicht. Kühlschrank und Herd sind noch nicht angeschlossen, aber der Anblick des Ganzen ist überwältigend. Alles glänzt und schimmert und verspricht tausend vollendete Kuchen, die hier entstehen werden.
»Na, wie findest du’s?«, fragt James und sieht mich erwartungsvoll an. Ich öffne und
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