Suesser Als Blut
gewesen war. »Meine Einwilligung, dir zu folgen.«
Er strich sich das Haar mit seinen langen, schönen Fingern aus der Stirn, den Blick unverwandt auf mich gerichtet. »Du würdest dich an mich verkaufen, nur um diesen Zauber zu zerstören?«
»Wenn du’s so ausdrückst, ja, ohne Zögern.«
Jetzt war sowieso alles egal. Es war vorbei. Ich war auf der Flucht gewesen, seit ich vierzehn Jahre alt war, hatte mich versteckt, hatte zu überleben versucht. Aber ich hatte immer gewusst,
dass mich mein Prinz eines Tages finden und einfangen würde. Aber diese bittere Pille war leichter zu schlucken in dem Bewusstsein, dass ich zumindest diesen Zauber aus der Welt geschafft hatte.
»Wie du wünschst.« Malik winkte Toni zu sich.
Sie trat vor und blieb lächelnd bei ihm stehen.
»Schau selbst.« Er nahm sie bei der Hand und bot sie mir wie ein Geschenk dar. »Der Zauber ist verschwunden.«
Ich zog misstrauisch die Stirn kraus. Zögernd ergriff ich Tonis Hand und legte meine andere Hand an ihre Wange. Ihre Miene änderte sich nicht. Noch immer stand dieses sonnige, sorglose Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich drang in ihre Gedanken ein und fand … nichts . Weder ein konfuses Gedankengewirr noch eine Gedankenfessel, nichts, nichts. Ihr Gehirn war vollkommen leergefegt. Diese Frau würde nie wieder irgendjemandem irgendetwas verraten können. Ich war so schockiert, dass mein Herz zu schlagen anfing. Malik hatte nicht nur ihre Erinnerungen gelöscht, er hatte ihr alle Gedanken genommen. Mir wurde speiübel. Dass jemand zu so etwas fähig war, dass es überhaupt möglich war! Er berührte ihre Schulter, und sie wandte sich ab und schlenderte davon.
Toni hatte mich und alle anderen Fae, deren die Vampire habhaft werden konnten, zu einem Leben in schrecklicher Sklaverei verurteilt.
Der Zauber war verschwunden.
Meine Übelkeit verschwand, ersetzt von einer ungeheuren, überwältigenden Erleichterung.
Der Zauber war verschwunden.
Jetzt würde Malik mich schon zwingen müssen, mit ihm zu gehen – und ich würde es ihm nicht leicht machen.
Ich grinste ihn an, zeigte meine Fangzähne. »Sieht so aus, als hättest du gerade deine letzten Chips verspielt, mein Freund.«
»Was ist mit Rosa?«
Verdammt . Es gibt doch immer noch irgendwas . Er wollte
Rosas Körper zerstören, um ihre Seele vor dem Dämon zu retten, der von ihr Besitz ergriffen hatte. Nur, es war kein Dämon – es war ich. Wollte er sie noch immer töten, jetzt, da er wusste, dass ich es war, mit der sie ihren Körper teilte?
Ich zuckte die Schultern. »Ja, was ist mit Rosa?«
Er deutete auf die Leiche des Earls. »Das war … überraschend.« Er trat vor mich hin und streckte seine Hand aus. Der Perlmuttgriff meines Messers leuchtete mir wie eine Anklage entgegen. »So wie dies hier, Genevieve.«
Ich rührte mich nicht. »Bist ganz schön in der Zwickmühle, nicht?« Ich machte eine bekümmerte Miene. »Ich meine, du kannst diesen Körper nicht töten, ohne auch mich zu töten. Aber das hieße, die Gans töten, die goldene Eier legt, nicht wahr?«
Er ließ das Messer aufschnappen und drückte mir die Spitze auf die nackte Brust. Es brannte, die Silberklinge verursachte ein brennendes Kribbeln. »Wie kommst du darauf«, fragte er mit halb geschlossenen Lidern und einem trägen Schmunzeln, »dass ich nicht euch beide töten kann?«
»Komm schon, Malik, lass den Scheiß.« Ich reckte mein Kinn vor. »Ich war ein Kind. Ich war jung, aber nicht blöd. Ich habe dein Gesicht zwar nie gesehen, aber ich habe dich dennoch erkannt.« Fast sofort , fügte ich im Stillen hinzu, nur, dass ich es mir nicht hatte eingestehen wollen, nicht einmal, nachdem mir meine Träume die Wahrheit gezeigt hatten. »Es überrascht mich nur, dass er so lange gebraucht hat, um dich hinter mir herzuschicken.«
»Ja, du hast recht.« Die Messerspitze rutschte tiefer, verharrte unter meinen Brüsten, zwischen den Rippen.
»Freut mich, zu hören, dass mich der mörderische Psychopath nicht vergessen hat«, sagte ich, und das Herz schlug mir bis zum Hals.
»Er hat mich vor zehn Jahren beauftragt, dich zu suchen.« Er seufzte, ein Laut, der mir das Herz zerschnitt. »Aber ich habe
nicht getan, was er wollte.« Die Messerspitze bohrte sich ein wenig in meine Haut.
Mir fiel der Unterkiefer herunter. »Was sagst du da?«
»Der Tyrann ist nicht länger mein Meister, Genevieve. Schon seit fast zwanzig Jahren nicht mehr.« Kühle Finger umschlossen mein Handgelenk. Er hob das Messer und machte
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