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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Hardo hatte sich schon um 6 Uhr an diesem Morgen in die Polizeidirektion aufgemacht. Als Ermittlungsleiter hat er wirklich keinen leichten Stand, dachte Katinka.
    »Gerade Leute, die sich für legitime Sachen einsetzen, werden manchmal militant«, widersprach die Polizeiobermeisterin.
    »Danke für die Belehrung. Was sagst du zu der Short Story?« Katinka hatte Sabine über ihren literarischen Abend ins Bild gesetzt.
    »Fantasiegebilde. Marvin Kahl springt auf einen Zug auf, der gerade gemütlich vor seiner Nase vorbeituckert. Typisch für Schriftsteller.«
    »Ehrlich gesagt habe ich von dem Kerl bislang nicht eine Zeile gelesen.« Katinka trank ihren Milchkaffee aus. »Du?«
    »Nichts. Er lebt noch nicht lange in Bamberg. Seit dem Sommer. Ist zur Sandkirchweih hergekommen und dann hängen geblieben.«
    Die beiden Frauen sahen einander an. Sabine konnte sich das Lachen nicht mehr länger verkneifen. »Du meinst, wir sollten mal …?«
    »Zahlen!«, rief Katinka zur Theke hinüber.
    Marvin Kahl wohnte am Abtsberg in einem kleinen, zurückgesetzt stehenden Haus mit Blick auf die imposanten Mauern des Klosters Michaelsberg. Er hat grüne Augen, stellte Katinka erstaunt fest, während sie sich und Sabine vorstellte: als zwei ausgesprochene Krimifans, die Autogramme von Autoren sammelten und untertänigst um eine Unterschrift baten. Wie alle Künstler fühlte Kahl sich sofort geschmeichelt.
    »Sie waren doch gestern bei meiner Lesung«, sagte er zu Katinka, während er die beiden in seine Wohnung führte. » Unserer Lesung, meine ich.«
    »Kommen Sie mit Ihren Kollegen gut aus?« Katinka sah sich um. Ein großes Wohnzimmer, zwei abgewetzte Klubsessel, ein Regal, dessen Bretter sich unter der Bücherlast bogen. Bücher-türme auf dem Boden, den Fensterbrettern. Eine Küchennische, zwei Türen an der hinteren Wand. Viel Platz besaß der Jungautor nicht.
    »Es ist nicht leicht, hier in die Kulturszene reinzukommen«, sagte Kahl und bot Katinka und Sabine Platz an. »Die Fleischtöpfe sind aufgeteilt. Es ist viel los, man macht sich gegenseitig Konkurrenz.«
    »Und als ›Neigschmeggder‹ tut man sich sowieso schwer«, bestätigte Katinka und lächelte Kahl an, während Sabine ihren schlanken Körper dekorativ in den Klubsessel sinken ließ. Kahls Blick auf ihre langen Beine entging Katinka nicht. Für sie selbst war Sabines Anblick ohne Uniform jedes Mal eine Überraschung. Die Polizistin hatte einfach ein Gefühl für jenen schlichten, eleganten Stil, der wunderbar zu ihr passte.
    »Sie kommen auch nicht von hier?«, fragte Kahl.
    »Aus Wien. Ist aber lange her.«
    »Ich war gleich begeistert von Bamberg. Zurzeit durchlaufe ich eine künstlerische Durststrecke. Das kommt manchmal vor in unserem Job.«
    »Schreibblockade?«, fragte Sabine mitfühlend.
    »Nicht direkt. Möchten Sie was trinken? Ich hole gleich die Autogrammkarten.« Er machte sich in der Küchenecke zu schaffen und kam mit einem Tablett zurück, auf dem drei Gläser und eine Flasche Fanta standen. »Wissen Sie, das Schreiben ist nicht der Punkt. Ich meine, die reine Tätigkeit, sich an den Computer zu setzen und loszulegen.« Er wies auf ein Notebook, das zugeklappt auf dem Teppich lag. »Aber die Themen fehlen manchmal.«
    »Innere Leere?« Katinka sah zu, wie Kahl die Gläser mit dem gelben Sprudel füllte.
    »Ja, beinahe.« Er zog sich einen Stuhl heran. »Als sei der innere Ideenteich überfischt. Nichts geht mehr. Aus. Vorbei. Finito.«
    »Umso besser, dass Sie nach Bamberg gezogen sind«, sagte Sabine lächelnd. »Hier findet man immer eine Anregung. Wenn Sie durch die Altstadt schlendern, sehen Sie so viel Malerisches, dass Sie sich zwangsläufig fragen, was wohl dahinter vor sich geht.«
    Kahl nickte aufgeregt. Er fühlt sich verstanden, dachte Katinka. Schade, dass Sabine nicht in den privaten Sektor einsteigen will. Wir wären das perfekte Ermittlerteam.
    »Ehrlich gesagt, diese Idylle war der Grund, warum ich hergekommen bin. Aber leider fühle ich mich nach fast vier Monaten fremder als zuvor.
    Veranstaltungen wie gestern sind der verzweifelte Versuch, in die inneren Kreise vorzustoßen.«
    »Rivalitäten?«, fragte Katinka mit bekümmertem Gesicht.
    »Es ist eher so«, sagte Kahl und legte die Fingerspitzen aneinander. »Wenn du neu hier bist, straft man dich mit Nichtbeachtung. Du bist einfach nicht vorhanden.«
    »Haben Sie sich deshalb entschlossen, die aktuelle Mordserie aufzugreifen?«, hakte Sabine nach.
    »Ich habe zwei, drei

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