Süßer die Glocken (German Edition)
Körper, da er bloß ein Shirt trug.
Nur wegen Victoria hatte er sich für den Feiertagsdienst eingetragen und war nicht zu seinen Eltern nach Dänemark geflogen. Da konnte sie jetzt doch nicht einfach gehen! Er spürte immer noch den Druck ihrer Lippen, die Hitze ihrer Haut – und sein Schwanz pochte vor unerfülltem Verlangen.
Sie bedeckte ihr Haar mit der dicken Kapuze ihres Parkas und schulterte ihren Rucksack. »Tut mir leid, Nick, ich kann wirklich nicht.«
Meinte sie: »Ich kann nicht mit dir schlafen« oder »Ich kann nicht bleiben«?
»Hey, Nicky!«, rief sein amerikanischer Kollege Greg aus dem hinteren Teil der Station. »Mach endlich die Tür zu, unsere Ärsche eisen bereits fest.«
Nikolaj widerstand dem Drang, mit den Augen zu rollen. Er mochte Greg und Alan wirklich sehr, aber er wusste nicht, wie er es jetzt ohne Victoria mit ihnen aushalten sollte. Vor allem, woer zum ersten Mal von ihr gekostet hatte und nun trunken vor Lust war.
Greg und Alan lebten offen schwul und waren schwer verliebt. Nick kam sich vor wie das fünfte Rad am Wagen. Sie drei waren die Einzigen, die über die Feiertage die Stellung in der Wetterstation hielten, die ganzjährig besetzt sein musste. Worauf hatte er sich da nur eingelassen?
Victoria berührte kurz seinen Arm und lächelte ihn an. »Ich komme morgen wieder. Versprochen.« Nach kurzem Zögern hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. Dann zog sie die Tür hinter sich zu.
Wie angewurzelt blieb Nick davor stehen.
Das war es also? Er und sein großer kleiner Freund waren da ganz anderer Meinung.
Hinterher!
, schrie alles in ihm. Nikolaj hatte einfach kein gutes Gefühl, sie allein zu lassen. Außerdem musste er immer an ihren Kuss denken. Darin hatte ein Feuer gelegen, das er unbedingt weiter schüren wollte.
»Verdammt«, murmelte er und fuhr sich durchs Haar. Er wurde aus dieser Frau einfach nicht schlau. Nick kannte sie jetzt seit drei Monaten. Sie kam öfter hier vorbei, weil der Eisbrecher, der die Wetterstation belieferte, auch für Victoria Proviant und andere Gegenstände des Alltags dabei hatte. Sie hütete eine Horde Rentiere, die sie für ein wissenschaftliches Projekt erforschte.
Alan und Greg hielten Victoria für verrückt, weil sie den Tieren sogar Namen gab, aber Nick lauschte ihr gerne, wenn sie über ihre Arbeit berichtete. Sie wusste wirklich alles über diese Hirschart.
Nur über Victoria selbst wusste Nick wenig. Er hatte auch keine Ahnung, woher sie kam. Nur dass sie mit Nachnamen Jansen hieß. Das war ein dänischer Name. Sie sprach auch perfekt Dänisch, wenn sie sich mit ihm unterhielt, und astreines Englisch, wenn sie mit Alan und Greg redete. Nick hatte auch schon mal ein Gespräch zwischen ihr und einem Inuit belauscht, das sie in Inuktitut geführt hatte. Sie musste unglaublich intelligent sein.
Seine Kollegen hingegen fanden Victoria äußerst seltsam, weil sie ganz allein in einer abgelegenen Hütte lebte.
Nick fand das verdammt mutig.
Er schaute in den Nachbarraum zu Alan und Greg, die Schulter an Schulter vor den Monitoren saßen und Glühwein tranken. Dabei alberten sie herum wie Kinder.
Nein – er hielt es hier keine Sekunde länger aus.
Ich will jetzt endlich wissen, was zwischen uns ist!
, dachte er. Entschlossen holte er einen dicken Pullover aus seinem Spind und zog ihn sich über. Dann stapfte er in die Küche und nahm seinerseits eine Flasche Glühwein aus dem Schrank. »Ich fahr raus zu Victoria«, sagte er zu seinen Kollegen. »Ihr könnt mich bei ihr über Funk erreichen, falls es einen Notfall gibt.«
Alan grinste. »Wir kommen schon klar.«
Ja, das war Nick vollkommen bewusst. Er hob die Hand zum Gruß und drehte sich um.
»Viel Spaß!«, rief ihm Greg hinterher. »Und lass dir Zeit!« Die beiden konnten es offensichtlich kaum erwarten, allein zu sein. Hoffentlich vernachlässigten sie vor lauter Liebe und Alkohol ihre Arbeit nicht.
Nachdem sich Nikolaj warm eingepackt hatte, trat er hinaus in den arktischen Winter. Zu dieser Jahreszeit gab es keine Sonnenstunden, entsprechend ungemütlich war das Wetter.
Mit eingezogenem Kopf lief er zu den Garagen und schob das Tor auf. Zum Glück hatte er heute schon die Ausfahrt geräumt, denn der Wind hatte bereits wieder einiges der weißen Pracht vor die Häuser geweht. Nick fuhr sein Schneemobil heraus und schloss das Tor. Er vergewisserte sich, dass die Flasche unter dem Anorak gut verstaut war, schwang sich erneut auf das Gefährt und fuhr los, immer
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