Süßer die Glocken (German Edition)
nicht, wo er war, aber dann fiel ihm alles wieder ein. Leider lag Victoria nicht mehr neben ihm, aber ihre Bettseite war noch warm.
Nick schaute auf seine Armbanduhr. Draußen war es natürlich wie immer dunkel, aber laut Uhrzeit früh am Morgen.
Gähnend drehte sich Nick in den warmen Laken herum und sog Victorias Duft ein, der noch darin hing. Plötzlich hörte er draußen Motorengeräusche. Nick stand auf, um aus dem Fenster nach unten zu schauen. Der Strahler erhellte wieder den Platz vor dem Haus. Ein dicker Mann mit einem hellgrauen Bart fuhr ein Schneemobil in den Hof. Er musste aus dem Stall gekommen sein.
War das dieser Klaus, von dem sie erzählt hatte? Er trug einendunkelroten Parka, aber weder Mütze noch Handschuhe. Der Mann war so alt, er könnte Victorias Vater sein.
Diesmal wollte Nick ganz sichergehen … Hastig zog er sich an und eilte die Treppe nach unten.
»Du hast also jemanden gefunden?«, fragte der rundliche Mann Victoria gerade, als Nick aus der Tür trat. Der Schneesturm war weg und er hatte alle Spuren des Abends verweht. Nikolaj erwischte sich dabei, wie er nach Kufenabdrücken eines großen Schlittens Ausschau hielt. Wie lächerlich von ihm.
»Nick!« Victoria winkte ihn zu sich. »Ich möchte dir Klaus Christianssen vorstellen.«
Nikolaj ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand. »Hallo.« Klaus’ Händedruck war warm und fest.
»Freut mich, Nikolaj«, sagte Klaus. Seine Wangen waren von der Kälte gerötet. »Hab schon viel von dir gehört.«
Nick lächelte. »Hoffentlich nur Gutes.«
»Natürlich.« Klaus zwinkerte und wandte sich dann an Victoria. »Nun denn, ich muss los, Merry wartet.« Er gab Victoria einen Kuss auf die Wange und startete dann sein Schneemobil. Kurze Zeit später war er hinter dem Haus verschwunden.
»Merry?«, fragte Nick.
Victoria lächelte. »Der Spitzname seiner Frau. Eigentlich heißt sie Maria.«
»Ein netter Mann«, sagte Nick, als sie wieder hineingingen.
»Ja, das ist er.« Victoria lächelte frech. »Schau mal unter den Weihnachtsbaum. Ich glaube, er hat uns Geschenke da gelassen.«
Nick grinste zurück. »Das ist lieb von ihm, aber ich habe schon bekommen, was ich mir gewünscht habe.« Er küsste Victoria lange und tief, wobei er sich fragte, ob er das alles nicht immer noch träumte.
Süße Verführung
Emilia Jones
In einer Hand eine Tasche mit Arbeitsutensilien, in der anderen einen Zettel mit der Adresse, blieb Sarah vor einem geradezu bäuerlich wirkenden Anwesen stehen. Sie befand sich in einem verlassenen Lübecker Hinterhof. Dort, hinter einem alten Holztor, sollte sich eine moderne Confiserie verbergen?
»Das kann doch nicht sein«, seufzte sie. Kopfschüttelnd studierte sie die Notizen auf ihrem Zettel. Doch die Adresse beschrieb exakt die Stelle, an der sie angekommen war.
Immer noch verwirrt, suchte sie nach einer Möglichkeit, sich Einlass zu verschaffen, und fand eine goldene, herabhängende Kordel an der rechten Seite des Tors. Diese diente laut einem Hinweisschild, welches erst auf den zweiten Blick auffiel, als Klingel. Wie irrwitzig! Sarah zog einmal kräftig daran und hörte im Inneren ein dumpfes Glockenläuten erschallen.
Keine Minute später wurde das Holztor unter Ächzen und Quietschen beiseitegeschoben. Eine junge Frau, die so französisch aussah, wie man es sich nur vorstellen konnte, tauchte auf. Das schwarze Minikleid modern und schick, die haselnussbraunen Haare zu einem lockeren Knoten am Hinterkopf zusammen gesteckt und das Make-up im perfekten Maße proportioniert. Ihre knallroten Lippen wirkten voll und sinnlich und ließen Sarah an alles andere als ihren Job als Konditorin denken, den ihr Gegenüber ja eigentlich erfüllen sollte.
»Hallo. Sie wünschen bitte?«, begrüßte die Frau sie mit starkem Akzent.
»Sarah Baumann. Ich sollte …«
»Ah!« Die Französin klatschte einmal in die Hände. »Mademoiselle Baumann. Willkommen in der Confiserie Magnifique! Wir haben Sie schon erwartet. Kommen Sie … Kommen Sie.«
Sarah folgte ihr durch den kurzen Eingangsbereich um eine Ecke und wurde augenblicklich von dem strahlenden Anblick des darauf folgenden Flures verblüfft. Ein Traum aus weißer Stuckwand und rosafarbenen Rosen tat sich vor ihr auf. Die Ranken reichten vom Boden bis hinauf an die Decke. Als sie näher kam und einen genaueren Blick darauf werfen konnte, stellte sie fest, dass es keine echten Blumen waren, die dort wuchsen.
»Jede einzelne dieser Blumen ist aus Marzipan. Das
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