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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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schenkte Kate den Dozentenhäusern am See mehr Aufmerksamkeit. Sie standen weit voneinander entfernt, und die meisten hatten kleine Uferstege, bestimmt, um Boote ins Wasser zu lassen, denn das Schwimmen war ja verboten.
    Vielleicht, dachte Kate, schwimmen doch manche Leute in ihm, nachts, oder im Sommer, wenn die Studentinnen fort sind. War es denkbar, daß jemand Patrice zum Schwimmen verleitet hatte? Aber zu jener Zeit war der Campus nicht leer gewesen, im Gegenteil, es hatte vor Ehemaligen und den Familien der Examenskandidatinnen gewimmelt. Vielleicht hatte trotzdem jemand eine geheime Schwimmparty veranstaltet? Aber war es vorstellbar, daß Patrice mitgemacht hätte? Sehr unwahrscheinlich, dachte Kate. So etwas paßte weder zu Patrice noch zu den mittleren Jahren, und schon gar nicht zu den fortgeschrittenen mittleren Jahren.
    Sie hatte den Pfad vor dem Haus der Geddes erreicht, wo es nicht erlaubt war, sich bei der Gastgeberin fürs Essen zu bedanken. Kate grinste vor sich hin und ging ein wenig schneller. Sie wollte nicht von dem Ehepaar gesehen werden, falls es gerade zum Fenster hinausblickte. Was hatte Patrice wohl von Gladys Geddes gehalten?
    Kate schien sich immer neue Fragen auszudenken, statt eine der alten zu beantworten. Unter einem Baum blieb sie stehen und betrachtete den Rasen, den die Rektorin erwähnt hatte. In der Tat, er war dicht und glatt und erstreckte sich bis zum Uferpfad. Der Rasen verlieh dem Anwesen etwas übermäßig Gepflegtes und Künstliches, eine Wirkung, die Kate nicht besonders schätzte.
    Als sie zurückkehrte, sah sie, daß die anderen ihre Zechpläne wahr gemacht hatten. Nach der frischen Luft und dem strammen Gang betrachtete sie die drei einen Moment lang mit dem Blick, den wohl alle Abstinenzler für Alkoholtrinker 124

    haben. Kate stellte fest, daß ihr dieser Blickwinkel nicht gefiel und noch weniger der Gemütszustand, in den er sie versetzte. Der rektorale Martini zeigte keinerlei Wirkung mehr, und als Kate in die angeheiterte Atmosphäre der Küche eintauchte, war ihr ein zweiter sehr willkommen.
    »Der Schein trügt«, sagte Archer, der sie ins Wohnzimmer schob, während die Gastgeber die Dinnervorbereitungen abschlossen. »Ich bin ganz deprimiert und in einer Jetzt-geh-ich-in-den-Garten-und-eß-Würmer-Laune. Ich habe mit Herbert gesprochen. Er ist so halsstarrig, daß er sich weigert, auch nur eine Schauspieleragentur im Telefonbuch nachzuschlagen. Er sagt, kein Schauspieler würde eine solche Rolle übernehmen, und wenn, dann nur für einen Haufen Geld und als höchst privates Arrangement. Kein Mensch würde einfach eine Agentur anrufen und sagen, ›schicken Sie mir einen Schauspieler für eine kleine kriminelle Inszenierung; wichtig ist, daß er weiß, wie man eine Blutprobe nimmt‹. Und ich muß Herbert recht geben. Sie nicht? Außerdem, welcher Schauspieler hat schon gelernt, Blutproben zu nehmen? Bei Proben für ›M.A.S.H.‹ vielleicht? Wo wollen Sie hin?«
    »Nach oben. Telefonieren«, sagte Kate. »Mir ist etwas eingefallen. Sagen Sie Lucy, ich bin gleich wieder da, ja? Wenn etwas bei dem Telefonat herauskommt, werde ich es Ihnen sofort erzählen. Archer, kümmern Sie sich nicht um mich, ich bin sehr unruhig.«
    Im Schlafzimmer entdeckte Kate ein Telefon, wählte Dr. Myers’ Nummer und ließ den Anruf über ihre Kreditkarte laufen. Von ihrer Ehrlichkeit ganz abgesehen
    – sie wollte nicht, daß aus Berties Rechnung zu ersehen war, mit wem sie gesprochen hatte. Dirk Myers hatte ihnen seine Privatnummer gegeben. Als er den Hörer abnahm, wollte er sich gerade zum Abendessen hinsetzen. »Ich werde Sie nicht lange aufhalten, ich verspreche es«, sagte sie. »Denken Sie gründlich nach, bevor Sie antworten: Hat Patrice unmißverständlich davon gesprochen, daß der Betrüger ein Mann war?«
    Am anderen Ende der Leitung trat ein langes Schweigen ein. Kate sah Dirk Myers förmlich vor sich, wie er in Gedanken das ganze Gespräch noch einmal ablaufen ließ. »Ich bin einfach davon ausgegangen«, sagte er. »Aber offen gestanden, ich kann mich nicht erinnern, ob sie tatsächlich sagte, es sei ein Mann gewesen. Aber hätte sie das weibliche Pronomen benutzt, wäre es mir bestimmt aufgefallen.«
    »Patrices Tochter ist Ärztin, und Patrice gehörte wohl ohnehin nicht zu den Leuten, die es eigens erwähnen, wenn der Arzt eine Frau ist«, erinnerte Kate ihn.
    »Lassen Sie mich nachdenken. In meiner Phantasie handelte es sich so eindeutig um einen Mann, daß es mir

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