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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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der Arbeit zu feiern.
    Während Kate sich für den Anlaß umzog, überlegte sie, ob die Rektorin warten würde, bis sie alle fort waren und dann das Programm entweder gleich abwürgen oder dessen Durchführung endlos verzögern würde. Nun, dachte Kate, ich werde sie im Auge behalten und ihr hin und wieder eine kleine Erinnerungsnotiz schicken. Und das werde ich ihr gleich heute abend ankündigen, wenn ich den unvermeidlichen Sherry ablehne.
    Aber auch in diesem Punkt war Kate voreilig gewesen. Alle denkbaren Getränke, alkoholische wie nicht alkoholische, waren bereitgestellt (außer natürlich Laphroaig. Wirklich merkwürdig, daß Geddes seine Vorliebe dafür von Patrice übernommen hatte: Vielleicht hat sie ihm von unserer Begegnung auf dem Flughafen erzählt, aber bestimmt nicht von unserem Gespräch.). Kate, die auf den nie enttäuschenden Martini zurückgriff, plauderte mit den Mitgliedern der Forschungsgruppe, die ihr mittlerweile so vertraut waren, wie es typisch für Leute ist, die gemeinsam eine längere, gefährliche Erfahrung überstanden haben: zum Beispiel ein Flugzeugunglück in der Wüste. Kate, die an Patrice dachte, beschloß, sie zu erwähnen. »Zu schade«, sagte sie, »daß Patrice Umphelby nicht mehr dabei sein kann. Sie wäre zufrieden mit unserem Ergebnis, meinen Sie nicht?«
    »Genau das habe ich auch oft gedacht«, sagte eine Dozentin, wie sich herausstellte, aus dem Fachbereich Mathematik. »Und manchmal hatte ich das Gefühl, daß Sie sie sehr würdig vertreten haben. Ich habe eigentlich nie recht eingesehen, warum man unbedingt von weiblicher Wissenschaft sprechen sollte, aber ich muß zugeben, daß all die Frauen, die ich nun kennengelernt habe, und die in diesem Bereich arbeiten, mich beeindruckt haben. Ich vermisse Patrice sehr«, fügte sie hinzu.
    »Waren Sie auf ihrer Gedenkfeier in New York?« fragte Kate. »Man spürte dort, daß jemand Großes geehrt wurde.«
    »Nein, obwohl ich gern hingegangen wäre. Wir hatten natürlich eine Trauerfeier hier in der Kapelle. Es wurde versucht, sie so zu gestalten, wie sie Patrice gefallen hätte, aber die Trauer ihrer Freunde und ihrer Familie war zu tief und die Heuchelei der anderen zu groß. Ich persönlich«, fügte sie hinzu und kippte ihren Whisky, »hätte es mutiger gefunden, wenn sie erst gar nicht erschienen wären.«
    Kate lächelte und spürte, wie sehr sie diese gedrungene Frau mochte, die all ihr 119

    Interesse Theoremen widmete und nicht dem Sexualleben oder Geschlecht ihrer Studenten. Wer hatte Patrice gemocht und wer nicht, es war wirklich ein verwünschter Lackmus-Test. Die, die sie gemocht hatten, waren die Guten, ganz offensichtlich. Vorsicht, Kate, sagte sie zu sich selbst. Schließlich hast du nur eine Handvoll Professoren und Dozenten kennengelernt.
    Im Verlauf ihrer Pilgerreise durch den Raum bahnte sich die Rektorin schließlich auch ihren Weg zu Kate, und sie standen, was sehr uncharakteristisch für beide war, einen Moment schweigend beieinander. Kate konnte an diesem Ort schlecht von ihrer Untersuchung sprechen, und die Rektorin, die offenbar ihr erstes Gespräch nicht vergessen hatte, konnte kaum Lust verspüren, das Gespräch auf das Forschungsprojekt zu bringen. »Ich hoffe«, fand sie schließlich als erste die Sprache wieder, »Sie haben unseren schönen Campus genossen. März ist nicht der freundlichste Monat hier, aber es gibt doch genug schöne Tage für einen Spaziergang.«
    »Besonders habe ich meine Spaziergänge um den See genossen«, sagte Kate.
    »Wie lange gehört dem College schon das ganze Land darum herum?«
    »Schon vor meiner Zeit, aber nicht lange davor, glaube ich«, sagte die Rektorin, die das neutrale Thema erleichtert aufnahm. »Eine Zeitlang hatte man große Sorge, das Land könne den falschen Leuten in die Hände fallen, Leuten mit Bauprojekten oder Plänen für Schwimmclubs oder noch schlimmerem.
    Glücklicherweise spendete der wohlhabende Mann einer Ehemaligen soviel Geld, daß wir alles Land aufkaufen konnten. Die Dozenten wurden ermutigt, in den Häusern am See zu wohnen, sogar neue zu bauen, wobei die Hypotheken weitgehend vom College übernommen werden, an das die Häuser zurückfallen, wenn der Dozent stirbt oder fortgeht.«
    »Die Häuser sind wahrscheinlich sehr begehrt?«
    »Ja. Aber wie Sie sich denken können, hatten viele ältere Dozenten, die schon lange Zeit hier sind, den Vortritt.«
    »Ich habe Professor Geddes besucht.«
    »O ja. Er pflegt Haus und Grundstück ganz

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