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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wundervoll. Unermüdlich sind er und seine Frau dabei, das Anwesen zu verschönern. Wir haben ihn tatsächlich daran erinnern müssen, daß es später ans College zurückfällt. Vor einigen Jahren legten sie einen Swimmingpool an, und vor kurzem haben sie bis hinunter zum See Rasen gesät. Jetzt, im März, konnten Sie natürlich noch nicht sehen, wie wunderhübsch sich das macht. Aber ich hoffe doch sehr, daß Sie uns später, wenn hier alles blüht, einmal besuchen.« Ihre Augen waren schon unterwegs zum nächsten Gesprächspartner in der Runde. Kate nickte ihr ihren vorläufigen Abschied zu, und das mit mehr Sympathie, als sie bisher empfunden hatte; ob dafür der Gin verantwortlich war oder die geschliffenen Manieren der Rektorin, das zu entscheiden, fand sie jedoch nicht der Mühe wert.
    »Wirklich bewundernswert, wie sie ihre Kreise durch den Raum zieht«, sagte 120

    einer der Männer aus der Forschungsgruppe. »Bewundernswert fand ich übrigens auch, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Ihre Geschicklichkeit in unseren Sitzungen.«
    »Unsinn«, sagte Kate. »Ich war doch nur ein Eindringling und habe zu viel geredet. Aber eines frage ich mich«, fuhr sie fort, um das Gespräch, wie sie es immer bei Fremden tat, von sich abzulenken: »Warum legen die Dozenten, die am See wohnen, Swimmingpools an? Warum schwimmen sie nicht im See?«
    »Oh, ich bin einer von denen, die am See wohnen und einen Swimmingpool haben, deshalb fällt mir die Antwort leicht: Man kann nicht schwimmen im See.
    Das Wasser ist umgekippt, woran all die Boote, Chemikalien und anderen abscheulichen Dinge schuld sind. Jedenfalls ist das Schwimmen im See verboten.
    Die Unfallgefahr ist zu groß. Und die Studentinnen kann man nur dann vom Schwimmen abhalten, wenn auch sonst niemand es tut. Im Winter fahren wir aber Schlittschuh auf dem See, und meine Tochter segelt im Sommer darauf.« Kate stellte erleichtert fest, daß dieses Gespräch über den See ihn nicht an Patrice erinnerte. Als Wirtschaftswissenschaftler gehörte er zu den Männern, die sich mit dem gerade anstehenden Problem befassen und nicht zu abwegigen Assoziationen hinreißen lassen. Das Gespräch mit ihm hatte ihre Geduld für Cocktailparties ganz allgemein erschöpft, und ihre soziale Verpflichtung gegenüber dieser speziellen hatte sie ihrer Meinung nach mehr als erfüllt. Also verabschiedete sie sich unauffällig und ging hinüber zu Lucy und Bertie, in der Hoffnung, Archer dort zu treffen.

    121

Vierzehn
    Als meine Mutter starb, erbte ich ein Haus. Ich mochte es nicht, besaß jedoch soviel Pietät, daß ich es nicht an Leute verkaufen wollte, die es verunstalten würden, um so weniger, als die Asche meiner Mutter im Garten begraben war. Dann entdeckte ich, daß zwei Lehrerinnen in den mittleren Jahren, die in ihrem Wohnwagen auf der Wiese hinter dem Haus Ferien gemacht hatten, sich danach verzehrten wie nach einem unerreichbaren und märchenhaften Traum. Also verkaufte ich es ihnen, so billig, daß der Testamentsvollstrecker vor Wut die Sprache verlor; und ich ritt auf meinem Besenstiel nach Hause und lebte glücklich immerdar.
    Sylvia Townsend Warner

    Archer, Lucy und Bertie hatten sich um den Kamin drapiert und feierten den Beginn der Frühlingsferien am Clare, der natürlich genau auf den Tag fiel, an dem Kates und Archers Urlaub zu Ende ging. Kate berichtete von dem glorreichen Abschluß des Forschungsprojekts und drängte Bertie, ein Auge darauf zu haben, daß die Rektorin auch wirklich tat, was ihr auferlegt war.
    »Haben Sie sonst noch Wünsche?« sagte Bertie. »Wie zum Beispiel den ganzen Fachbereich Anglistik zum Rücktritt zu bewegen, um Jüngeren und Fortschrittlicheren Platz zu machen? Wie läuft übrigens Ihre Untersuchung?
    Archer wollte kein Wort darüber sagen ohne Sie.«
    »Viel zu sagen gibt’s ja auch nicht«, sagte Archer ohne jede Spur seines sonstigen Überschwangs, woraus Kate entnahm, daß er die Myers-Angelegenheit seinen Gastgebern gegenüber nicht erwähnt hatte.
    »Ich habe eine Frage«, sagte Kate. »Auf der Cocktailparty, die die Rektorin gab, sprach ich, nur weil mir sonst kein Gesprächsthema einfiel, über die Dozentenhäuser am See, und dabei fiel mir plötzlich auf, daß ich nicht weiß, wo Patrice gewohnt hat. Nicht am See, oder doch?«
    »Nein, sie wohnte nie am See«, sagte Bertie, »obwohl sie wahrscheinlich schon vor Jahren das Anrecht erworben hatte, eins der Häuser zu beziehen. Aber zu der Zeit waren ihre Kinder schon aus dem Haus

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