Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Zureden lauschte und sich ihrer zarten, doch kundigen Berührung überließ. Oder hatte die Kälte nur seinen verfluchten Stolz geläutert?
Er war ein rechter Esel gewesen, sich ihrem Rat so zu widersetzen und einfach drauflos zu springen, ohne Rücksicht auf die möglichen Folgen! Den nassen Denkzettel hatte er durchaus verdient! Gänzlich unverdient war indes, dass Dominie sich zu seiner Rettung erneut in die Fluten gestürzt hatte, obwohl sie ohnehin bis auf die Knochen durchgefroren sein musste.
Offenbar verschlug seine Zerknirschtheit ihr einen Moment die Sprache. "Ja, sollte ich dich denn ertrinken lassen?" Während sie seinem Blick auswich, schüttelte sie angesichts seines durchnässten Untergewands den Kopf. "Doch nicht nach all dem, was ich durchmachen musste, um dich so weit zu bekommen! Ein kalter Leichnam wäre ein armseliger Schirmherr!"
Aha, natürlich! Gerettet hatte sie ihn nur um Harwood und Wakeland willen, wie sie auch die beschwerliche und gefährliche Wanderung nur deswegen unternommen hatte! Genauso hatte sie ihm ihre Hand und die Rückgabe seiner Besitztümer versprochen, obwohl sie ihn viel lieber für tot und vergessen halten würde! Ein Hornochse war er, dass er sich eingebildet hatte, sie wäre um seinetwillen gekommen!
Nachdem er mit Dominies Hilfe sein nasses Unterkleid abgestreift hatte, empfand er plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Es war ihm, als legte er seinen Status als Benediktiner ab. Als er schließlich nackt im Grase hockte, die Knie an die Brust gezogen, um ein Mindestmaß an Keuschheit zu wahren, nahm Dominie die zusammengeballten Strümpfe und begann, ihm mit der groben Wolle Rücken und Schultern abzurubbeln.
"Um die Wahrheit zu sagen: Ich habe den Eindruck, wir haben uns gegenseitig gerettet." Ihre muntere und nüchterne Stimme vertrieb allmählich die Trübsal, welche von ihm Besitz ergriffen hatte. "Für einen Augenblick dachte ich schon, mit mir wär's aus und vorbei! Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan, als ich so um mich trat!"
"Von dem Abreiben müsste dir eigentlich gleich warm werden", beruhigte sie ihn. "Danach kannst du dich hoffentlich in mein Wams zwängen! Das bedeckt zwar nicht deinen ganzen Körper, ist aber zumindest trocken!"
"Das kann ich doch nicht annehmen!" Der Gedanke, noch tiefer in ihrer Schuld zu stehen, war ihm unerträglich. "Es ist meine eigene Schuld, dass meine Kleidung zu nass zum Tragen ist! Du sollst doch nicht wegen mir leiden müssen! Zumal du mich gewarnt hast!"
Spielerisch zog sie ihm eins mit dem Wollstrumpf über den Schädel. "Rede nicht so töricht daher! Ich habe noch mein Untergewand und außerdem diese Beinkleider hier, dazu Stiefel und einen Umhang, in den ich mich hüllen kann! Da kann ich das Wams entbehren, damit du mir nicht erfrierst! Erfroren kann ich dich nicht gebrauchen!"
"Darauf hätte ich auch kommen müssen!" Missmutig verzog Armand das Gesicht.
Aber die Tatsache, dass Dominie nur daran interessiert war, wie er ihr nützlich sein konnte, machte es ihm leichter, das Wams anzunehmen. Dennoch saß dieser Stachel tief, wenn auch auf eine Weise, die Armand sich ungern eingestand.
Nachdem Dominie ihm Rücken, Schulter und Arme so trocken gerieben hatte, dass ihm die Haut fast kribbelte, ließ sie den Strumpf an seiner Brust hinabgleiten und ihm in den Schoß fallen. "Den Rest erledige selbst!"
Damit kehrte sie ihm den Rücken zu, durchwühlte seine aufgehäuften nassen Sachen und wrang jedes Kleidungsstück bis auf den letzten Tropfen Feuchtigkeit aus. Die untergehende Sonne warf dabei ihre Strahlen auf das ausgebleichte Leinen von Dominies Untergewand, so dass ihre weiblichen Rundungen besonders betont wurden. Armand wusste, er musste eigentlich so ritterlich sein und den Blick abwenden, genauso wie sie es zuvor bei ihm getan hatte. Seine Augen gehorchten ihm auch, wenngleich nur äußerst widerwillig!
Nachdem sie seine Kleidungsstücke ausgewrungen hatte, warf Dominie ihm ihr Wams, ihre Filzkappe sowie seine Sandalen zu, ließ sich im Grase nieder und streifte die Strümpfe über. "Sobald wir angezogen sind, müssen wir uns sputen, um noch den Wald zu erreichen." Sie blickte hinauf zum Himmel. "Ich fürchte, es wird eine klare kalte Nacht!"
Armand widersprach nicht, denn es fröstelte ihn bereits jetzt. Das Wams, das Dominies schlanke Gestalt so locker umspielte, schmiegte sich eng an seinen Körper wie die abgestreifte Hülle einer sich häutenden Schlange und reichte ihm kaum bis über das
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