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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Hinterteil.
    Er schlüpfte in die Sandalen, stülpte sich die Mütze über den nassen Haarschopf und warf Dominie den zweiten Strumpf zu. "Dann auf! Beim Marsch wird uns vielleicht ein wenig warm!"
    Sie sah zu ihm auf, denn sie wollte ihm antworten. Doch statt zu sprechen, brach sie in schallendes Gelächter aus.
    Vom Halse her breitete sich die Zornesröte über Armands ganzes Gesicht! "Ach, so hör schon auf, Frauenzimmer! Ich habe den Fetzen nur angezogen, weil du es so wolltest! Hast du mir das etwa nur befohlen, damit ich mich lächerlich mache?"
    Heftig schüttelte Dominie den Kopf, bemüht, ihm zu antworten, doch ihr Lachen wurde nur noch hysterischer und schriller. Obgleich Armand Scherzen nie sonderlich zugetan war, erst recht nicht, wenn sie auf seine Kosten gingen, so fuhr ihm ihre Heiterkeit doch durch und durch … und brachte tief in ihm etwas zum Schwingen.
    Zwar guckte er anfangs noch griesgrämig drein, doch seine Mundwinkel begannen zu zucken, und allmählich entfuhr ihm ein verhaltenes Glucksen, wenn auch noch unwillig. Je heftiger er es aber zu unterdrücken suchte, desto schlimmer musste er sich vor Lachen schütteln, bis er japsend nach Luft schnappte, als wäre er schon wieder dem Ertrinken nahe – diesmal allerdings auf angenehme Weise!
    "Genug!" keuchte sie schließlich. "Wenn einer in Hörweite ist und uns etwas Böses will, dann sind wir erledigt!"
    Ihre Warnung ernüchterte ihn zwar, aber Armand bereute seinen Heiterkeitsausbruch nicht. Er hatte etwas Hartes, Unnachgiebiges in ihm zum Schmelzen gebracht.
    "Sei unbesorgt!" rief er ihr vergnügt zu. "Ein Blick auf mich genügt, und unsere Gegner fallen vor Lachen um! Dann kannst du sie mühelos entwaffnen."
    Während Dominie in Strümpfe und Stiefel schlüpfte, trat er auf sie zu und bot ihr die Hand, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. Wie ein flüchtiger Schatten huschte der Argwohn über ihr Gesicht, so dass Armand schon fürchtete, sie werde ihn zurückweisen.
    Bevor er jedoch die dargebotene Hand zurücknehmen konnte, fasste Dominie zu und zog sich vom Boden hoch. "Leih mir deinen Wanderstock, ja?"
    "Gewiss!" Er hob ihn auf und reichte ihn ihr. "Aber wozu brauchst du ihn?"
    "Pass nur auf!"
    Sie packte den Stab und breitete Armands nasse Sachen darüber. Dann ergriff sie den Stock an einem Ende und hielt Armand das andere hin. "Nun braucht keiner von uns ein nasses Bündel zu schleppen, und die Kleider können trocknen, während wir marschieren."
    "Klug!" Armand nickte anerkennend. "Warst du immer schon so einfallsreich, Mädchen?" So war sie ihm gar nicht in Erinnerung! Hatte es die Verkörperung von Unschuld und Tugendhaftigkeit, die er all die Jahre verehrte, überhaupt je gegeben? Allmählich fragte er sich das allen Ernstes. Oder hatte er sich diese Wunschvorstellung in seiner Zerknirschung und Sehnsucht selbst geschaffen?
    Dominie setzte sich Richtung Waldrand in Marsch. "Solange ich zurückdenken kann, war ich praktisch veranlagt." Sie zuckte die Achseln. "Und Not macht erfinderisch."
    Armand sputete sich, um mit ihr Schritt zu halten, während er den Stock hoch genug hielt, damit die daran hängenden Kleider nicht über den Boden geschleift wurden. "Es war sicherlich schwer für dich, nicht wahr?" Beinahe hätte er noch ergänzt: "Seit Lincoln!", doch er beherrschte sich. Stattdessen fragte er sie: "Sogar noch vor der Bedrohung durch St. Maur?"
    Ein nachdenkliches Schweigen trat ein, das allein von den gedämpften Geräuschen ihrer Füße im Gras und dem Plätschern des hinter ihnen strömenden Flusses unterbrochen wurde.
    "Was denn wohl sonst?" Obwohl sie sich alle Mühe gab, möglichst unbeteiligt zu klingen, war die Bitterkeit in ihrer Stimme nicht zu überhören. "Eine Frau meines Alters – Grundherrin über zwei große Lehen? Von Anfang an hat meine Mutter sich nur auf mich verlassen!"
    Armand nickte zwar, doch in Wirklichkeit verblüffte es ihn, dass Blanchefleur De Montford überhaupt noch lebte, ein frommes, fahriges Geschöpf von verblichener Schönheit, soweit er sich erinnerte.
    "Zuweilen", fuhr Dominie mit einem Seufzer fort, "kann ich's kaum fassen, dass sie meine Mutter ist. Wir beide sind uns überhaupt nicht ähnlich!"
    Armand musste ihr zustimmen. "Du bist nach deinem Vater geraten!" bestätigte er, wobei vor seinem geistigen Auge ein lebensechtes Bild von Baldwin De Montford entstand, auf wundersame Weise unberührt von Verbitterung oder Bedauern. "Ich zweifle keineswegs, dass du dich der Herausforderung

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