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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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sturköpfiger Tugendbold!" Dominie knüllte die Strümpfe zusammen und warf sie ihm an den Kopf. "Wie hast du eigentlich so lange in der Welt überlebt?" Inzwischen war Dominie wieder aufgestanden und zeigte auf den Fluss. "Im Umkreis von Meilen ist das die engste Stelle und die einzige Furt. Als ich heute Morgen hindurchwatete, war das Wasser eiskalt. Und ich bezweifele, dass es seitdem wärmer geworden ist!"
    In Anbetracht der Jahreszeit mochte Armand das nicht bestreiten. Allerdings war Dominie offenbar noch nicht fertig mit ihm. "Wenn wir unsere Kleider ausziehen und sie beim Waten über dem Kopf halten, sind wir bis zum anderen Ufer zwar durchgefroren. Aber trockene Sachen und ein bisschen Bewegung – da wird uns schnell wieder warm werden."
    "Zugegeben, nur …"
    "Wenn wir die Sachen anlassen, dann kommen wir drüben auch durchgefroren an und sind klitschnass. Und vor Einbruch der Dunkelheit bekommen wir sie im Leben nicht mehr trocken!"
    Zum Teufel auch! Die Jungfer hätte selbst den Heiligen Augustinus sprachlos gemacht! Aber Armand wollte seinen Prinzipien treu bleiben. "Nichts da! Es gehört sich nicht!"
    Mit einem Schwung fischte Dominie die zu seinen Füßen liegenden Beinkleider auf. "Ich weiß, wie Männer gebaut sind, falls du um deine Züchtigkeit fürchten solltest! Du hast mein Wort: Ich bin nur daran interessiert, ans andere Ufer zu kommen. Da bleibt mir keine Zeit, deinen Körper ausgiebig zu bewundern!"
    Armand wusste nicht recht. Er hatte zwar schon oft gehört, dass kaltes Wasser die Fleischeslust abtöte, aber er bezweifelte, dass selbst die Wassermassen der ganzen Nordsee bei ihm dazu ausgereicht hätten. "Ich kann über die Trittsteine gehen! So bekomme ich keine nassen Füße!" Allmählich machte sich pure Verzweiflung in ihm breit, die er nur mühsam unterdrücken konnte.
    "Das sind keine Trittsteine!" Auf Dominies lebhafter Miene zeichneten sich Ungläubigkeit und Verachtung ab. "Zufällig hingepurzelte Brocken sind das! Vom Ufer bis zu dem ersten mag man ja noch hinkommen, und auch vom letzten bis zum anderen Ufer ist es ein Kinderspiel. Aber von den beiden zu dem großen Stein in der Mitte, dazu sind selbst deine Beine nicht lang genug!"
    "Dann springe ich eben!"
    "Du wirst ins Wasser fallen!"
    "Ich bin flink und geschickt!"
    "Ein Esel bist du!"
    Derartig provoziert, ließ Armand Flambard sich nun erst recht von nichts und niemandem mehr aufhalten, sondern kniete nieder und löste seine Sandalen. Dann stand er auf und schleuderte sie über das Flüsschen zur anderen Seite hinüber. Er hoffte, barfuss einen besseren Halt auf den Steinen zu finden. Dann warf er seinen Wanderstock wie einen Speer über den Fluss, denn er musste die Hände frei haben. Zum Schluss lupfte er die Schöße der Kutte, so dass die Beine bis zum Knie bloß waren. Er durfte nicht riskieren, sich auf den Saum zu treten oder sich beim Springen von dem langen Gewand einengen zu lassen.
    Dominie beachtete ihn nicht, während sie ihren Umhang ablegte und ihr Wams abstreifte. Nachdem sie auch noch aus dem leinenen Untergewand geschlüpft war, rollte sie sämtliche Kleidungsstücke zu einem handlichen Paket zusammen.
    Mit aller Macht konzentrierte Armand sich darauf, bekleidet an das andere Ufer zu gelangen. Wie Dominie es vorausgesagt hatte, erreichte er mühelos den ersten Felsbrocken mit einem langen Schritt. Aber der Stein war glitschiger, als er gedacht hatte, so dass Armand sich niederkauerte und die Arme ausbreitete, um das Gleichgewicht zu halten. Hinter sich vernahm er Dominies scharfes Einatmen, als sie in das kalte Wasser trat. Mit einem gewaltigen Sprung setzte er über zum mittleren Stein, auch wenn dabei sein rechtes Bein kurz unter Wasser tauchte, das so eisig war, dass es ihm durch und durch ging. Er konnte hören, wie Dominie, die auf gleicher Höhe mit ihm war, durch die aufspritzenden Fluten watete.
    Zum letzten Felsbrocken war es zwar kein so weiter Satz wie bis zum mittleren, doch die Oberfläche wirkte unebener. Aber zum Umkehren war es zu spät. Armand biss die Zähne zusammen und sprang, landete aber in einem derart unglücklichen Aufschlagswinkel, dass sein Standbein fürchterlich schmerzte.
    Was aber machte das schon aus? Er hatte es geschafft! Das andere Ufer lag nur noch ein kurzes Stück entfernt.
    Als Armand einen Schritt tat, sprang auch Dominie direkt neben ihm aus den Fluten heraus. Ihre Haut war vor Kälte bläulich verfärbt. Wie eine heidnische Priesterin, die ihrer Gottheit ein Opfer

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