Süßer Zauber der Sinnlichkeit
noch ganz brauchbar …"
"… aber nicht hübsch!" Ein scheues Lächeln umspielte den Mund ihrer Mutter, die nun wieder zu dem Stoff griff. "Du willst doch nicht, dass Armand abermals fortgeht, oder?"
Sie war alles andere als erpicht darauf, diese Frage zu beantworten.
"Was hat das mit neuen Gewändern und dem Erntefest zu tun?" fragte sie stattdessen.
Lady Blanchefleur lachte hell auf, als habe sie nie zuvor eine solch lächerliche Frage gehört. "Alles, meine Liebste! Falls du Armand dazu bringen willst, dass er um deine Hand anhält!"
"Wer sagt denn, dass ich das will?" Heftig schluckte Dominie den Rest ihres Weines hinunter. "Falls Armand mich zur Gemahlin wünschte, so hatte er doch die Gelegenheit!" Irgendwie aber gelang es ihr nicht, ihrer Stimme die altgewohnte bittere Schärfe zu verleihen.
"Kannst du ihm denn nicht endlich vergeben? Nach all der Zeit?" Vorwurfsvoll schnalzte Lady Blanchefleur mit der Zunge und setzte graziös die Nadel mit dem Goldfaden an. "Daran ließe sich doch ermessen, wie gut du ihm einst warst!"
"Und wenn schon!" Dominie sprang auf. Ihr Stuhl kam ihr allmählich wie eine Folterbank vor und sie selbst sich wie die Gefolterte bei einem hochnotpeinlichen Verhör. "Wie du bereits erwähntest: Es ist viel Zeit vergangen. Zeit, in welcher er ins Kloster ging und sich mit ganzem Herzen darauf verlegte, Mönch zu werden. Würdest du es nicht für sündhaft halten, einen solchen Menschen aus dem Schoß der Kirche zu locken?"
"Aber ja doch!" Allein die Vorstellung jagte Lady Blanchefleur anscheinend einen Schrecken ein. "Wenn er tatsächlich ins Kloster gehörte! Aber nachdem du nun die vergangenen Wochen Seite an Seite mit ihm gearbeitet hast – würdest du wirklich behaupten wollen, dass eine Abtei der rechte Platz für ihn ist?"
In der Tat: Ganz gleich, wie genau sie es mit der Wahrheit nahm – wie hätte sie das behaupten können? Sie hatte Armand doch selber vorgeworfen, in einem Kloster vergeude er seine Talente, und genau das glaubte sie auch. Und zudem: Konnte ein zum enthaltsamen Leben bestimmter Mann eine Frau so küssen, wie er Dominie an jenem Tag auf Harwood oder zuvor im Walde von Thetford geküsst hatte?
"Es kommt nicht darauf an, was ich denke." Dominie bedachte ihre Mutter mit einem strengen Blick. "Und auf deine Ansicht ebenfalls nicht! Armand ist zu dem Entschluss gelangt, dass eine Abtei für ihn das Richtige ist. Ich bezweifle, dass ein grünes Gewand ihn zum Umdenken bewegen kann. Egal, wie kunstvoll deine Stickerei sein mag!"
"Möglicherweise nicht das Kleid als solches", räumte ihre Mutter ein, während sie immer noch mit ihrer Handarbeit beschäftigt war. "Aber wenn du darin steckst und dein Haar vielleicht noch etwas anders trägst, dann könnte er es sich doch noch einmal überlegen. Muss ein Mann sich mit Arbeit und dem Kriegshandwerk befassen, dann erkennt der Ärmste zuweilen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Gönnt man ihm jedoch bei einem Fest ein wenig Entspannung bei Speis und Trank und Tanz, dann kann es wohl sein, dass er eine Lady, die er bislang immer wie selbstverständlich betrachtet hat, plötzlich mit anderen Augen ansieht – vorausgesetzt, sie gibt sich etwas Mühe." Lady Blanchefleur schaute von ihrer Stickerei auf und fixierte ihre Tochter mit einem beinahe inständigen Blick. "Wir brauchen Armand, liebste Tochter! Ich, Gavin, Wakeland und Harwood. Und am allermeisten du! Seit seiner Rückkehr bist du verändert. Zuvor bist du mir wie ein junger Baum vorgekommen, den der Frost im eisigen Griffe hält. Aber allmählich blühst du wieder auf. So sehr du Armand auch brauchst", fuhr Lady Blanchefleur leise und beschwörend fort, "mir kommt es so vor, als würde er dich noch mehr brauchen!"
"Falls er mich brauchen sollte, weiß er ja, wo ich zu finden bin." An jenem Tag, wo sie vor ihm geflohen war, hätte er sie in ihrer Kemenate auffinden können, wenn er ihr gefolgt wäre.
Ihre Mutter reagierte mit einem leichten Schulterzucken. "Ist ihm denn überhaupt bewusst, dass er nach dir suchen darf?"
"Was soll das heißen?" fragte Dominie scharf.
"Sei mir nicht böse, Liebste! Ich möchte nur, dass ihr zwei nach all der Zeit glücklich seid. Ich meinte bloß, dass Armand vielleicht denken könnte, er habe kein Recht, ein zweites Mal um dich zu werben – nachdem er dich bereits einmal aufgegeben hat!"
Diese einfache Feststellung stellte Dominies gesamtes Weltbild regelrecht auf den Kopf. Mit stockenden Schritten trat sie auf den Sessel
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