Süßer Zauber der Sinnlichkeit
sprechen? Ich möchte nämlich die Bedingungen seines Antrages genau verstehen!"
"Warum musste ich dann meine Bewerbung vor aller Augen offenbaren?" Rogers übliche Häme wandelte sich zu einem beleidigten Schmollen. "Während Flambard die seine im Flüsterton unterbreiten darf?"
Armand war zwar bemüht, seine Zunge im Zaume zu halten, jedoch vergebens. "Vielleicht deshalb, weil ich bewiesen habe, dass die Lady von mir nichts zu fürchten hat."
Roger schnaubte verächtlich. "Nicht einmal das Ehebett, Mönch!"
Wenn er nur wüsste! Die rüde Bemerkung, welche Bedeutung eine Vermählung mit Dominie für ihn haben würde, jagte Armand eine Hitzwelle durch den Leib. Gleichzeitig stellte er sich die Frage, ob seine Gründe für dies Eheangebot auch wahrhaftig ehrbarer Natur waren.
Konnte er's nicht ertragen, mit ansehen zu müssen, wie Dominie durch Fordhams Verderbtheit besudelt wurde? Oder war's vielmehr der Gedanke, sie könne in den Armen eines anderen Mannes liegen?
Wie sie vernahm, dass Armand um ihre Hand anhielt, fragte Dominie sich zunächst, ob sie nicht träumte. Vielleicht war's auch eher so, als würde man den Klauen eines grässlichen Nachtmahrs entrissen, eines Albtraums, welchem sie schon seit Jahren zu entkommen trachtete – mit wenig Erfolg bislang.
Allein – bot sich hier tatsächlich ein Ausweg? Es hing davon ab, unter welchen Bedingungen Armand sie nehmen würde. Unter den seinen oder den ihren?
Wenn er nach wie vor darauf bestand, seinen unseligen Eid gegenüber der Kaiserin über alles zu stellen, würde sie ihren Leuten mit dieser Verbindung keinen Gefallen tun, im Gegenteil. Da hätte sie sich auch gleich mit Roger von Fordham vermählen können.
Als die beiden Rivalen begonnen hatten, einander anzuknurren wie Köter, die sich um einen saftigen Knochen balgen, da hätte sie die zwei am liebsten beim Kragen gepackt und sie mit den Köpfen zusammengestoßen. Vorübergehend hatte es ihr ein Machtgefühl verliehen, dass sie die beiden zwingen konnte, den Mund zu halten. Ihr Wunsch indes, unter vier Augen mit Armand zu sprechen, hatte die Fehde aufs Neue angeheizt. Rogers Seitenhieb, sie brauche Armand im Ehebett nicht zu fürchten, hatte bei ihr eine wunde Stelle getroffen.
Bevor Armand auf diese Herausforderung reagieren konnte, fasste Dominie ihn beim Handgelenk. "Komm mit!" Sie zerrte ihn hinüber zur Nische bei der Treppe, welche hinauf zur Kemenate führte. "Ich muss noch einmal mit dir reden."
"Dann sputet Euch gefälligst!" rief Roger ihnen nach. "Ich habe noch anderswo Obliegenheiten zu regeln und kann mich nicht mit törichten Freierspielchen aufhalten!"
So leise, dass es allein für Dominies Ohren bestimmt war, murmelte Armand: "Was das für Obliegenheiten sind, welche diesen Schurken da rufen, kann ich mir unschwer ausmalen! Wahrscheinlich, so möchte ich wetten, geht es um einen Überfall auf Harwood!"
Nicht ausgeschlossen! Die Vorstellung sorgte dafür, dass das bisschen, das Dominie beim Festmahle zu sich genommen hatte, aufs Unangenehmste in ihrem Magen rumorte. Wenn schon eine Stadt wie Cambridge dem Sturm der räuberischen Meute zum Oper gefallen war – konnte Dominies Sammelsurium von kleinen, weit verstreuten Gehöften und Weilern dann wohl darauf hoffen, einem solchen Angriff die Stirn zu bieten?
Selbst wenn Armand Flambard das Kommando innehatte?
Seit dem Tage, an welchem Pater Clement ihr eröffnet hatte, dass Armand möglicherweise am Leben sei, hatte Dominie all ihre Hoffnungen auf ihn gesetzt. Nunmehr stellte sie sich die Frage, ob dies wohl nur deshalb so war, weil sie auf nichts Besseres hoffen konnte. Oder weil sie ihn zurückhaben wollte in ihrem Leben, unter allen Umständen und koste es, was es wolle.
An der Nische angelangt, fuhr sie herum und blickte Armand ins Gesicht. "War's dein Ernst, als du da vorhin sagtest, du wollest um meine Hand anhalten?" flüsterte sie. "Oder war es bloß ein abgekartetes Spiel, um Roger ins Bockshorn zu jagen und ihn zum Rückzug zu bewegen?"
Armand fasste nach ihrer Hand. "Du weißt doch, dass ich über diese Dinge nicht leichtfertig reden würde!"
Die Wärme sowie der zarte Druck seiner Berührung besänftigten Dominies aufgewühlte Gefühle. Obgleich ihr seine Ansichten fürwahr nicht immer behagten, wusste sie doch, sie konnte sich darauf verlassen, dass er das sagte, was er dachte, und tun würde, was er versprach.
"Ich weiß!" Sie drückte seine Finger. "Aber wie kannst du es bloß ernst meinen? Ich dachte,
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