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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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unerfreuliche Situation nicht noch schlimmer zu machen. Dann wandte sie sich an den älteren der beiden Geistlichen. "Würdet Ihr meine Mutter zu meinem Gemach begleiten, Pater Clement, und dafür sorgen, dass man sich ihrer annimmt?"
    Dominie half Lady Blanchefleur vom Sessel auf. "Bitte, Mutter, rege dich nicht zu sehr auf! Geh mit dem Pater, gönn dir ein Schlückchen Wein und ruhe dich aus. Du wirst sehen, alles wird sich zum Guten wenden."
    "Aber wie denn, meine Liebste?" So aus der Fassung war Lady Blanchefleur nicht mehr gewesen, seit damals die Kunde sie ereilte, der Gatte als auch der Sohn seien bei den Kämpfen um Lincoln gefallen. "Eine solch falsche Schlange darfst du keinesfalls ehelichen, einerlei, wie sprachgewandt seine Worte klingen! Dein Vater hat nie sonderlich viel von ihm gehalten!" Sie presste sich die Hände auf die geröteten Wangen. "Was aber soll aus uns werden, wenn du ihn abweist? Oh, weh und ach!"
    Dominie beugte sich vor, um ihrer Mutter in die Augen zu sehen, und sprach im ruhigsten, festesten Ton, den sie sich vorstellen konnte, auf sie ein. Gleichzeitig bebte sie innerlich, und ihre Gedanken stoben in alle Himmelsrichtungen wie eine Schar aufgescheuchter Hühner, über welche die Füchse hereingebrochen sind. "Vertraue auf mein Urteil, Mutter. Ich werde tun, was für uns alle am Besten ist."
    Und was sollte das sein?
    Ach, hätte sie's nur gewusst!
    Lady Blanchefleur wirkte ein wenig erholt. "Du bist wahrlich ganz wie dein Vater, liebste Tochter." Sie hakte sich bei Pater Clement unter. "Möge der Herr dich leiten!"
    Leiten? Oder ein Wunder senden? Letzteres schien in jüngster Zeit Mangelware!
    Während die Schritte des Geistlichen und der Dame sich entfernten, blieb Dominie mit geschlossenen Augen mucksmäuschenstill sitzen und betete, wie sie nicht mehr gebetet hatte, seit Armand sie damals verließ. Diesmal, so ihre Hoffnung, möge Gott sie erhören.
    Blieb ihr denn wirklich eine Wahl? Sie musste, so mahnte ihre praktische Seite, Roger of Fordhams Werben erhören. Nur dadurch konnte sie die Sicherheit ihres Lehens und ihrer Vasallen gewährleisten. In einem Augenblick quälender Klarheit erkannte sie, dass sie niemals einen Mann so lieben würde wie Armand Flambard. So denn er und sie niemals zusammenkommen konnten, stand es ihr wohl an, einen Gemahl zu wählen, der keinen Platz in ihrem Herzen beanspruchte.
    Rogers Stimme durchbrach das gespannte Schweigen. "Ich habe geduldig Eurer Antwort geharrt, Mylady, doch länger darf ich nicht säumen. Welche Wahl wollt Ihr treffen? Wohlstand und Macht oder Elend und Not?"
    Obgleich sie die Augen aufschlug, konnte Dominie das Bild nicht bannen, welches ihr im Geiste erschien: Sie selbst am Rande eines steilen Abgrundes über der Hölle.
    "Ich …" Ach, wären ihr doch die Worte erspart geblieben, die sie ins Verderben stürzen mussten!
    Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken, das laute, schabende Knirschen von Stuhlbeinen auf den dicken Bohlen des Podests. Sie fuhr herum und sah, dass Armand sich erhoben hatte.
    Ihre Blicke trafen sich, als er ein einziges Wort aussprach. "Warte!"

14. Kapitel
     
    "Warte!" Diese Warnung hätte Armand ebenso gut an sich wie an Dominie oder Roger of Fordham richten können.
    Auf was lässt du dich da ein? Er wagte kaum, darüber nachzudenken, aus Furcht, er könne zurückschrecken. Und was würde das für Dominie bedeuten? Für die Bewohner von Harwood?
    Schon seit Roger of Fordham sich erhoben und das Wort ergriffen hatte, lag Armand im Widerstreit mit sich selbst. Jedes niederträchtige Wort aus dem Munde des Raubritters hatte ihn nur noch gründlicher davon überzeugt, dass Dominie die Zukunft und ihre unsterbliche Seele obendrein nicht verhökern durfte, indem sie mit solch einem Menschen die Ehe einging und Teil seiner Ruchlosigkeit wurde.
    Wie aber sollte er dem Einhalt gebieten?
    Es ihr verbieten? Mit welchem Recht? Weder war er ihr Vater noch ihr Bruder, obschon er einst gehofft hatte, einmal näher mit ihr verwandt zu sein als jene. Auch besaß er keinerlei Weisungsbefugnis mehr über Harwood – außer jener Autorität, welche Dominie als "Recht des Herzens" bezeichnet hatte. Allerdings bezweifelte er, dass dieses ihm ein Mitspracherecht verschaffte, ganz gleich, wie sehr die ganze Angelegenheit ihn gefühlsmäßig betraf. Und das tat sie fürwahr – vielleicht mehr als jedes andere Problem, dem er bisher im Leben gegenübergestanden hatte. Machtlos zusehen zu müssen, wie dieser Fordham Dominie

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