Süßer Zauber der Sinnlichkeit
ein trefflicher Ritter werden!" Mit dem Kopf wies Armand in die Richtung der Rauchfahnen. "Wie steht's?"
"Genau wie von Euch geplant, Mylord!" Ungeachtet der Tatsache, dass es wahrscheinlich sein Gutshaus oder seine Scheune war, die da in Flammen stand, sprach doch eine grimmige Genugtuung aus den Worten des Herrn von Harrowby. "Man könnte fürwahr meinen, Ihr hättet St. Maurs Mannen Anweisungen erteilt!"
"Führte St. Maur den Überfall selber an?"
"Das entzieht sich meiner Kenntnis. Sobald Alarm ausgelöst wurde, handelte ich genau nach Eurem Befehl. Schickte den Jungen auf meinem schnellsten Pferd nach Harwood und den Rest der Familie hinterdrein."
Armand nickte. "Sie kamen uns unterwegs entgegen und müssten inzwischen auf Harwood angelangt sein."
"Wir haben zuerst das Vieh laufen gelassen", fuhr Bybrook fort. "Dann nahmen meine Männer und ich unsere Waffen und schlugen uns in die Wälder. Seitdem stießen auch andere von benachbarten Gütern und Gehöften zu uns. Nach dem Hörensagen plündert die Wolfsmeute offenbar das Wenige, was noch vorzufinden ist."
"Wollen wir hoffen, dass sie sich auch entschlossen hat, das Bier zu probieren." Armand ließ ein dumpfes, verhaltenes Lachen hören.
Das nämlich stellte Dominies Beitrag zum Gesamtplan dar – und welch hinterlistigen Einfall die Gute da gehabt hatte! In den verwundbarsten Herrensitzen waren an strategisch geschickten Stellen Fässer voll eines hochprozentigen, süffigen Bräus platziert worden, angereichert mit Kräutern, welche im Allgemeinen als Abführmittel verwendet wurden. Auf Armands Einwand, dies sei aber kein ritterliches Kampfmittel, hatte sie genervt die Augen verdreht. "Zuweilen frage ich mich in der Tat, ob du nicht ein hoffnungsloser Fall bist, Flambard! Du hältst ihnen doch nicht den Dolch an die Kehle und zwingst sie zum Trinken! Wenn sie es nicht lassen können, gleich von ihrem Raube zu kosten, ist es doch ihre eigene Torheit! Und euch gereicht es zum Vorteil, wenn eure Gegner trunken sind und ihr sie mit heruntergelassenen Hosen erwischt!"
Armand hatte sich vor Lachen den Bauch gehalten und schließlich zugestimmt.
Harold Bybrook verzog nun verschmitzt das Gesicht. "Mich deucht, das haben sie."
"Dann lasst uns nicht lange fackeln, solange es hell genug ist, dass wir die Schurken auch erkennen können", meinte Armand.
Der Befehl wurde durch die Reihen weitergegeben, und jene Männer und Jungen wie Gavin, die hinter den Reitern sitzend mitgeritten waren, stiegen nun mitsamt ihren Waffen ab. Alle sammelten sich um Armand und lauschten schweigend, als er nochmals den Angriffsplan vortrug, den viele bereits auswendig hätten hersagen können. Wie er so beim Sprechen die Gesichter der Umstehenden musterte, da konnte er sich einer stummen Frage nicht erwehren: Welcher würde wohl in den kommenden Stunden verwundet oder gar getötet werden?
"Wer sich ergibt, den nehmt sofort gefangen", mahnte er seine Truppe. "Wer in die Fenns entflieht, den lasst laufen." Er wandte sich an Gavin und die anderen Bogenschützen. "Die Schützen bleiben in Deckung und schießen nur, wenn sich ein eindeutiges Ziel bietet. Sichert euch gegenseitig, vor allem im Rücken. Kämpft wacker, aber kämpft ehrenvoll. Möge der Himmel euch alle schützen."
Die meisten Männer schlugen noch schnell das Kreuzzeichen und verteilten sich dann auf die ihnen zugewiesenen Positionen.
Armand führte seine berittene Kolonne in gemächlichem Tempo die Landstraße entlang und hielt unmittelbar außer Sichtweite des Gutshauses an. Aus der Entfernung drang lautes Gelächter und Gegröle. Abermals dankte er Dominie im Stillen für ihren Einfall mit dem Bräu.
Nun, da nichts weiter blieb, als zu warten, bis die Bogenschützen und die übrigen nichtberittenen Kämpfer ihre Stellungen eingenommen hatten, ertappte Armand sich dabei, wie seine Gedanken zurück nach Harwood schweiften … und zu Dominie.
Was passieren würde, wenn er und seine Streitmacht an diesem Tage scheiterten, das mochte er sich gar nicht ausmalen. Was aber, wenn sie siegten? Konnte man das als ein Zeichen göttlicher Gunst deuten? Einer himmlischen Vergebung? Je mehr er darüber grübelte, desto wahrscheinlicher kam es ihm vor, und desto ungeduldiger drängte es ihn, sich endlich ins Kampfgetümmel zu stürzen.
Etwas jedoch quälte noch sein Gewissen: Die beängstigende Sicherheit nämlich, dass er jegliche Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft für sich und Dominie verwirken würde, sollte er der
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