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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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über die Brüstung des Torhauses lugten, schrie sie zu: "Sie haben gesiegt! Den Wölfen sind die Schwänze gestutzt! Wir sind gerettet!"
    Die Bogenschützen gaben die gute Kunde flugs in den Burghof weiter, wo sich sogleich ein gewaltiges Spektakel erhob, und nur Augenblicke später ergoss sich ein Strom aus Frauen, Kindern und Alten durchs Tor. Lachend, jubelnd und weinend vor Freude schwärmten sie aus, um die Ihren in der Kolonne zu finden und sie mit Speise und Trank sowie Herzen und Küssen willkommen zu heißen.
    "Dominie!"
    Beim Klang der Stimme ihres Bruders fuhr sie herum, und im selben Moment warf er sich ihr auch schon mit solcher Heftigkeit in die Arme, dass sie glatt zu Boden gestürzt wäre, hätte Gavin sie nicht gehalten. Zum ersten Male spürte sie, wie stark seine Armmuskeln durch die Bogenschießübungen geworden waren. Sie erwiderte seine ungestüme Liebkosung, indem sie ihn ebenso herzlich umarmte, angetrieben noch durch die Macht ihrer Erleichterung.
    "Hast du auch Wort gehalten?" Sie stemmte ihn auf Armlänge von sich ab und musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle. "Bist du irgendwo verletzt?"
    "Ach, ein, zwei Schrammen!" gab er fröhlich zurück. "Und so hungrig, dass ich einen Igel futtern könnte – mitsamt Haut und Stacheln! Aber davon abgesehen, geht es mir gut wie nie! Was für ein Kampf! Das hättest du sehen müssen! Armand war großartig und an drei Stellen gleichzeitig, das schwöre ich dir! Und wie er uns wieder frischen Mut gemacht hat, als wir zu wanken begannen …"
    "Wo ist er denn eigentlich?" Suchend sah Dominie sich um, konnte Armand jedoch in der wogenden, jubilierenden Menge nirgendwo ausmachen. Sonderbar, dass er nicht an der Spitze seiner siegreichen Streitmacht nach Harwood zurückgekehrt war!
    "Noch irgendwo dort hinten, glaube ich." Gavin fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn. "Ich weiß nicht mehr, ob ich ihn nach der Schlacht überhaupt sah, aber er kommt bestimmt noch, da bin ich mir sicher."
    Zu Fuß und aufrecht? fragte Dominie sich bang mit Blick auf den blutdurchtränkten Verband am Arme eines Verwundeten. Oder auf einer Trage, zerschlagen und blutüberströmt?
    "Geh, hole dir etwas zu essen und zu trinken!" Sie schob ihren Bruder zum Burghof hin und wandte sich um, um sich anschließend die Straße hinaufzukämpfen, wobei sie sich durch den Strom heimkehrender Dörfler und ihrer sie empfangenden Angehörigen schlängeln musste. Mit jedem Schritt krampfte das Grauen ihr mehr das Herz zusammen.
    Und dann, ganz plötzlich, da tauchte er auf, direkt auf dem Kamm der Anhöhe, welche zum Dorfe abfiel. Er klammerte sich an die Zügel des Pferdes, wohl weniger, so vermutete Dominie, um das Ross zu führen, als um sich aufrecht zu halten.
    Fast gaben ihre eigenen Beine unter ihr nach, als sie stolpernd auf ihn zueilte, das Herz wund und geschwollen in ihrer Brust. Und wäre er auch als Einziger unversehrt heimgekehrt, dann, so wusste sie, hätte sie doch jenes wilde, süße Hochgefühl verspürt, das nun pulsierend durch sie hindurchraste.
    Sie hatte sich geirrt, furchtbar geirrt, als sie die Liebe als törichtes Hirngespinst abtat. Es war nichts Flatterhaftes oder Belangloses daran. Die Liebe war so wahr und lebensnotwendig wie Licht oder Luft oder Glaube, welche man auch nicht essen, säen oder anziehen konnte.
    Armand blickte auf, als sie sich näherte.
    "Ich habe die Aufgabe erfüllt, wegen der du mich hergeholt hast." Zwar sprach er mit heiserer, ermatteter Stimme, doch ein warmer Unterton der Genugtuung war nicht zu überhören.
    Dominie begrüßte ihn mit offenen Armen. "Und hättest du's nicht vollbracht, so wäre ich doch ebenso glücklich, dich wiederzuhaben!"
    Er warf ihr einen entzückten und zugleich verblüfften Blick zu, dass es ihr schier das Herz zerreißen wollte. "Wirklich?"
    Da ihr die Stimme versagte, nickte sie nur und hoffte, er werde ihre wahren Empfindungen in ihren feuchten Augen und ihrem zitternden Lächeln erkennen.
    Als er die Hand nach ihr ausstreckte, da bemerkte sie eine winzige, huschende Bewegung und ein helles Aufblitzen von Rot. Ihr Blick zuckte abwärts, und für einen Moment war ihr, als rührten die dunklen Tropfen im Staub der Straße von Regen her.
    Dann aber begriff sie: Blut! Armands Blut!
    In dem Augenblick, als er in ihren Armen zusammensackte, stieß sie einen Schrei aus. "Zu Hilfe! Lord Flambard, er ist verwundet!"
     
    Aus des Schlafes schwärzesten Tiefen erwachend, kam Armand allmählich zu sich – gerade so, dass

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