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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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4. Januar ritt Hofrat Weißenfelder zur Burg Trausnitz, um Eck und seine Männer zu arretieren. Doch dieser hatte die Burg schon vor über einer Stunde mit seinen Soldaten verlassen. Weißenfelder konnte nur die Köche Theodor Grünberger und Xaver Kurzbein festnehmen, die sich wegen der Ankündigung des Todes Ludwigs in Sicherheit gewähnt hatten. Noch bevor ihre peinliche Befragung begann, gestanden sie ihre in Ecks Auftrag gegen reichliche Bezahlung begangenen Taten. Eck hatte sehr früh erkannt, dass der Herzog am süßen Fluss litt. Dessen Leidenschaft für die neue italienische Küche wollte er nutzen, um ihn, ohne Verdacht zu erregen, ins Grab zu bringen. Die Theorien des Paracelsus waren Eck bestens bekannt. Dieser Mordanschlag wäre ihm bestimmt gelungen, hätte Widmannstetter nicht sowohl die Schriften des umstrittenen Arztes als auch etliche arabische Manuskripte gekannt. Die Köche äußerten nur vage Vermutungen, warum sie den Herzog mit Süßem umbringen sollten. Es hätte wahrscheinlich mit Württemberg zu tun, denn Eck hatte allen, die von ihm Geld bekamen – es waren nicht wenige – eingeschärft, jede Botschaft von dort abzufangen. Deswegen hatte Langhahn dem Boten vergifteten Hypocrassenf gegeben und Kurzbein ihn die Kellertreppe heruntergestürzt, als diesem schlecht wurde. So kamen sie an seinen Brief, den sie später Eck aushändigten. Nach dem Verbleib Kärgls gefragt, behaupteten beide zunächst, nichts davon zu wissen. Als man ihnen die Daumenschrauben zeigte, führte Kurzbein Weißenfelder in die Kammer, die er früher mit Langhahn geteilt hatte. Unter dem Bett lag die Leiche des alten Küchenmeisters. Sie wies keine andere Blessur auf als die vom Schlag auf den Kopf, den er bei seiner Entführung erlitten hatte. Ob er an dessen Folgen oder an Aufregung gestorben war, ließ sich nicht feststellen. Sein Tod schien sinnlos, denn der Zuckerschrank, dessen Schlüssel er ja nicht mehr besaß, war unversehrt geblieben. Als sie davon erfuhr, weinte Theresa und trauerte ehrlich und von ganzem Herzen. Doch der Baumeister Überreiter war frei und ihr ergeben. Sie wusste ihr Glück zu schätzen.
    Als Herzog Christoph von Württemberg am nächsten Tag in Landshut ankam, wurde das letzte Rätsel aufgeklärt. Philipp von Hessen und Ulrich von Württemberg bereiteten tatsächlich im Geheimen einen Angriff gegen das katholische Braunschweig vor. Eck hatte davon Kenntnis, denn er pflegte regen Kontakt mit dem hessischen Landgrafen. Eck wollte nicht, dass Bayern seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllte, dem ihm verhassten Herzog Heinrich von Braunschweig beizustehen und einen kostspieligen Krieg zu führen. Gegen das Versprechen, beide Herzöge zum Wortbruch zu zwingen, bekam Eck Geld von den zwei lutherischen Fürsten. Mit Wilhelm hatte er leichtes Spiel, das war ihm bewusst, doch nicht mit dessen Landshuter Bruder und seiner unbeugsamen Schwester. Eck störte sich an Ludwig und der bayerischen Doppelherrschaft schon seit Langem. Deshalb sollte dieser sterben – und wenn nicht am süßen Fluss, dann an etwas anderem und schneller. Sabina staunte über diese Mitteilungen.
    »Wie hast du das alles herausgefunden? Bezahlst du überall Spione?«
    Der junge Herzog lachte.
    »Das war nicht nötig, Mutter. Mein Vater hat damit geprahlt, Eck wäre so gut bezahlt worden und hätte den Münchner Hof so fest in der Hand, dass der Angriff gefahrlos stattfinden könne. Er wollte sich unbedingt mit mir versöhnen und hat mir als Preis Braunschweig angeboten. Ich bin zum Schein darauf eingegangen, bis ich genug wusste.«
    »Dein Vater ist noch dümmer als böse. Was für ein Glück!«
    Am Nachmittag des 5. Januar ließ der Kanzler Rosenpusch die Landshuter Bürger vor die Residenz rufen. Vor seinem trauernden Volk erschien Ludwig mit seiner Schwester, seinem Neffen, seiner Tochter, der Mätresse und dem künftigen Schwiegersohn am großen Fenster des Piano nobile. Die Einwohner sanken ergriffen auf die Knie. Zusammen mit ihrem wiederauferstandenen Fürsten stimmten sie das ›Te Deum laudamus‹ an, bevor sie vor Freude so laut schrien, wie sie seit dem gestrigen Tag geklagt hatten. Nie hatte Landshut ein schöneres Ende der Zeit zwischen den Zeiten erlebt als in diesem Jahr 1542. Die Tänze und Schlittenfahrten wollten kein Ende nehmen. Der Hof, die Bürger, das Gesinde und die Bettler teilten sich so brüderlich wie fröhlich den Wildschweinpfeffer, das Einzige, was die verbrecherischen Köche auf der Trausnitz

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