Süßes Spiel der Sehnsucht
zu stärken und ihnen zu vermitteln, dass sie sich ihrer niederen Geburt nicht zu schämen brauchen. Meiner Meinung nach sollte niemand verurteilt werden, nur weil er oder sie nicht blaublütig ist."
»Deine radikale Überzeugung wird beim Adel kaum auf offene Begeisterung stoßen«, sagte Marcus grinsend. Als sie auf den Korridor kamen, blieb er stehen. »Wirst du heute Abend mit mir dinieren?«
Arabella zögerte. »Ja, allerdings vergaß ich zu erwähnen, dass ich unsere Schirmherrin, Lady Freemantle, zum Abendessen einlud.«
»Damit du vermeidest, allein mit mir zu sein«, mutmaßte Marcus.
»Unter anderem«, gestand sie lächelnd. »Aber auch weil Winifred es nicht erwarten kann, deine Bekanntschaft zu machen. Sie ist dir übrigens schon bei einigen Gelegenheiten begegnet, bezweifelt jedoch, dass du dich ihrer entsinnst.«
»Oh, das tue ich durchaus. Eine Frau wie sie vergisst man nicht so leicht.«
»Fürwahr«, pflichtete Arabella ihm bei. Winifred Freemantle war eine stattliche, rotgesichtige Frau mit einer lauten Stimme und einem Akzent, der ihre Herkunft verriet. »Aber sie ist eine teure Freundin.«
»Und offenbar eine deiner verlässlichsten Verbündeten. Folglich wäre es wohl ratsam, dass ich einen möglichst vorteilhaften Eindruck auf sie mache. Ich schicke meine Kutsche zurück, sobald ich zu Hause bin, damit sie dich abholt.«
Arabella nickte und wies einen der Diener an, Lord Danvers nach draußen zu begleiten. Nachdem Marcus sich von ihr verabschiedet hatte, ging sie in die entgegengesetzte Richtung, um ihre Schülerinnen aufzusuchen. Die Wärme, die sie während seines Besuchs erfüllt hatte, schien immer noch in ihr zu glühen.
Ihr Wohlwollen überdauerte das Abendessen jedoch nicht.
Kaum traf Lady Freemantle ein, umschmeichelte Marcus sie derart aufmerksam und charmant, dass Winifred dahinschmolz wie Butter in der Sonne. Beim ersten Glas Wein war er bereits auf bestem Wege, sie als Verbündete zu gewinnen.
Zu seiner Verteidigung musste Arabella auch noch gestehen, dass er die Gesellschaft Ihrer Ladyschaft wirklich zu genießen schien.
Winifred war beinahe zehn Jahre älter als Marcus und behandelte ihn mit einer matronenhaften Zuneigung, obwohl ihre eher maskulin kräftige Gestalt ebenso wenig von einer Matrone hatte wie ihr eher grobes Gebaren, das besser in einen Stall denn in einen eleganten Salon passte. Dennoch war ihre joviale Art so warm und ansteckend, dass die beiden schon bald gemeinsam lachten und Anekdoten über ihre Londoner Bekannten austauschten. Schlimmer noch, Winifred plauderte mit Marcus, als wären sie alte Freunde.
Arabella beobachtete alles missmutig. Sie hatte darauf gezählt, dass ihre Freundin sich auf ihre Seite schlagen und ihr gegen Marcus beistehen würde. Stattdessen war noch vor dem Essen offensichtlich, dass er eine weitere Eroberung für sich verbuchen durfte.
Wieder einmal wurde ein köstliches Mahl serviert - Seezunge in Sahnesauce, Kaninchenragout, Taubenpastete und Roastbeef, Winifreds Lieblingsspeise. Zum Dessert gab es Törtchen und Weincreme. Leider wurde Arabellas Genuss getrübt, als plötzlich das Thema Ehe aufkam.
»Meine Schönheit war es gewiss nicht, was Sir Rupert für mich einnahm, wie Sie sich denken können«, erklärte Winifred freimütig. »Vielmehr war es meine beträchtliche Mitgift. Eine große Mitgift lässt über manchen weiblichen Schönheitsfehler hinwegsehen, selbst über mangelnde Attraktivität. «
Marcus blickte unschuldig zu Arabella. »Ich hatte vor, meine Mündel mit einer größeren Summe auszustatten. «
Strahlend nickte Winifred. »Ich wusste doch, dass Sie ein schlaues Kerlchen sind, Lord Danvers! In den letzten Jahren habe ich mir große Sorgen um Arabella und ihre Schwestern gemacht. Aber mit einer Mitgift wird es für sie allemal einfacher, Ehemänner zu finden.«
»Winifred!«, protestierte Arabella. »Ich hatte geglaubt, du würdest uns in unserer Absicht unterstützen, unverheiratet zu bleiben.«
»Nein, meine Teure. Ich möchte, dass ihr mitzubestimmen habt, wer ... wen ihr heiratet, aber irgendwann müsst ihr heiraten. Das ist die einzige Zukunft für eine vornehme Dame.«
»Das habe ich ihr auch schon zu erklären versucht«, sagte Marcus, der sich offensichtlich kaum das Lachen verkneifen konnte.
»Du solltest auf deinen Vormund hören, Arabella«, empfahl Winifred ihr ernst. »Lord Danvers ist vielleicht sogar bereit, euch ein paar Kandidaten auszusuchen. Passable Ehemänner wachsen nämlich
Weitere Kostenlose Bücher