Süßes Spiel der Sehnsucht
würde gern tanzen. Dennoch solltest du unbedingt Lady Perry zum ersten Tanz bitten. Der Armen würde es das Herz brechen, wenn du nicht mit ihr eröffnest. Schließlich bist du der ranghöchste Ehrengast. «
»Gut, dann schenk mir den ersten Walzer.«
Wieder haderte Arabella. Sie hatte noch nie mit jemand anderem als dem Tanzlehrer an der Schule Walzer getanzt. Es war noch nicht lange her, da galt dieser Tanz als skandalös, weil sich die Paare dabei umarmten. Erst zwei Jahre nach Arabellas Verlobung fand er vom Kontinent aus Einlass in britische Ballsäle. Und die Vorstellung, in Marcus' Armen zu sein, machte ihr ein wenig Angst.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, lüpfte Marcus eine Braue. »Wirst du schon wieder feige, meine Liebe? Du hast doch wohl keine Angst, mit mir in der Öffentlichkeit Walzer zu tanzen? «
Dieser Herausforderung konnte sie selbstverständlich nicht widerstehen, wie er vermutlich wusste. »Ich habe gewiss keine Angst. Na schön, der erste Walzer. Aber ich hoffe, du wirst auch mit meinen Schwestern tanzen.«
»Das war meine Absicht.«
Arabella lächelte. »Sehr schön. Und wo du gerade schon mal so galant bist, Mylord ... « Sie holte ein gefaltetes Papier aus ihrem langen Handschuh. »Dies ist eine Liste der Schülerinnen, die heute Abend hier sind. Vielleicht bist du so freundlich, sie ebenfalls aufzufordern. «
Grinsend nahm Marcus die Liste und sah sie sich an. »Ein halbes Dutzend alberner junger Damen. Du bist herzlos, mich an deine Schülerinnen abschieben zu wollen. «
Arabella lächelte noch süßlicher. »Ich denke lediglich an ihre Gefühle. Sie werden entzückt sein, wenn du mit ihnen tanzt.«
Ein gefährliches Funkeln trat in seine Augen. »Dir ist klar, dass das nicht unter die Regeln des Fairplay fällt.«
»Wenn ich mich recht entsinne, hast du die Regeln mehr als einmal zu deinen Gunsten gebeugt, Marcus«, erwiderte Arabella mit gespielter Verwunderung. »Und ich habe immer noch eine Wette zu gewinnen, was wir nicht vergessen sollten. Wer weiß, vielleicht gelingt es einer der jungen Damen, dich so sehr zu verzaubern, dass du darüber vergisst, mir den Hof zu machen.«
Ihre neckische Bemerkung brachte ihn zum Lachen. »Nun gut, du kleine Hexe, aber dir ist hoffentlich bewusst, was ich alles auf mich nehme, um mir deine Gunst zu, erwerben. Zum Essen später gehe ich allerdings mit dir und deinen Schwestern.«
»Gewiss. Es wird uns eine Ehre sein.«
Marcus verzehrte sich vielleicht nicht danach, mit ihrer Gastgeberin, Lady Perry, zu tanzen, doch das ließ er sich nicht anmerken, als er sich kurze Zeit später auf die Suche nach ihr machte.
Arabella wollte bereits ihren Platz bei den Anstaltsdamen einnehmen, als Winifred mit einem älteren Gentleman herbeigeeilt kam, den sie Arabella vorstellte und als Tanzpartner andiente. Zum Glück stimmte das Orchester im selben Moment die Eröffnungs-Cotillion an, und Winifred gab ihre offensichtlichen Kupplerversuche auf, um zu den Kartentischen im Salon nebenan zu gehen, während Arabella mit ihrem Partner die Tanzfläche betrat.
Anschließend tanzte sie noch mit vier anderen Herren und war froh, dass auch ihre Schwestern passende Partner gefunden hatten. Ihre Beliebtheit heute Abend unterschied sich doch recht eindrücklich von dem, was sie in den letzten vier Jahren erlebt hatten.
Und dann war es an der Zeit für den Walzer mit Marcus. Arabella fühlte ein nervöses Flattern im Bauch, als er sie auf die Tanzfläche führte und die richtige Haltung einnahm - eine Hand in ihrer, die andere leicht an ihre Taille gedrückt.
In seinen Armen zu sein war gefährlich - wie sie bereits befürchtet hatte -, aber ihre Angst legte sich ein wenig, als er begann, sie im Walzertakt herumzuschwingen.
»Du bist ein bemerkenswert guter Tänzer«, lobte Arabella ihn nach einer Weile.
Er lächelte. »Ich bin froh, dass du das denkst. Du bist übrigens auch recht bemerkenswert. «
Ihr wurde warm und fast ein bisschen schwindlig. Einen Moment lang sahen sie sich in die Augen, und der Rest der Welt schien zu verblassen, bis es nur noch sie beide und diesen Tanz gab. Aber schließlich endete die Musik.
Arabella konnte nicht umhin, enttäuscht zu sein, als Marcus sich verbeugte und sie an den nächsten Herrn übergab. Jeder folgende Tanz kam ihr ernüchternd langweilig vor, wohingegen sie beim Walzer mit Marcus fast ... glücklich gewesen war.
Andererseits hatte er auf viele Menschen diese Wirkung, sagte sie sich, vor allem auf viele
Weitere Kostenlose Bücher