Süßes Spiel der Sehnsucht
wünschte und sogar auf den Handkuss verzichtete.
Zu ihrem Verdruss war sie seltsam enttäuscht. Dann schalt sie sich im Stillen und beschloss, sich lieber auf den morgigen Ball zu konzentrieren als auf den verstörenden Earl of Danvers.
Am nächsten Nachmittag beendete sie ihre Arbeiten im Haushalt eine Stunde früher als sonst, um sich für den Abend umzukleiden. Geplant war, dass Marcus und sie in seiner Kutsche zu Tess fuhren, um sie und ihre Schwestern zum Ball abzuholen.
Dank der Zofe, die Marcus für Arabella eingestellt hatte, ging das Baden, Frisieren und Ankleiden deutlich schneller als gewöhnlich. Hinterher betrachtete Arabella sich in dem großen Standspiegel und war recht zufrieden.
Ihre neue Zofe Nan gab sich ungleich euphorischer. »Oh, Miss, Sie sehen atemberaubend aus! «
Das Ballkleid war tatsächlich sehr exquisit - silberne Spitze über smaragdgrünem Sarsenett, der ihre grauen Augen und ihr rotgoldenes Haar sehr hübsch zur Geltung brachte. Mit dem dezenten Dekolleté und den gebauschten Ärmeln zeigte Arabella gerade so viel Haut, wie es die Mode erlaubte.
Als sie schon hinuntergehen wollte, kam überraschend ein Diener, den Marcus mit einer Schmuckschatulle schickte. Darin befand sich eine zarte Smaragdkette mit passenden Ohrringen. Arabella zögerte zunächst, ein so teures Geschenk anzunehmen, wenngleich es nicht gegen die Regeln des Anstands verstieß, dass ein Vormund sein Mündel beschenkte. Und Nan war derart aus dem Häuschen, dass Arabella letztlich nachgab und den Schmuck zumindest anprobierte. Er passte perfekt zu ihrem Kleid.
Marcus schien ebenfalls zufrieden, denn als sie zu ihm in den Salon kam, starrte er sie eine ganze Weile schweigend an, bevor er sie betörend charmant anlächelte. »Dieses reizende Kleid und die Halskette werden dir beinahe gerecht. «
»Es war nicht nötig, dass du mich so teuer beschenkst«, sagte Arabella, die s ich bemühte, nicht zu erröten.
»Oh doch, das war sehr wohl nötig und mir ein großes Vergnügen.«
Marcus selbst sah in seiner schwarz-weißen Abendgarderobe unwiderstehlich aus, was Arabella nur zu bewusst war, als er ihr das Satincape umlegte und sie dann nach draußen zur Kutsche führte. Auf dem kurzen Weg zu Tess lenkte Arabella sich ab, indem sie Marcus noch einmal die Namen, Titel und Verwandtschaftsverhältnisse aller Gäste aufzählte, die er beim Ball treffen würde. Manche von ihnen waren bereits in Danvers Hall gewesen, um seine Bekanntschaft zu machen und Arabella in Augenschein zu nehmen.
Als sie bei Tess eintrafen, stellte Arabella fest, dass die drei Damen dem Abend mit sehr unterschiedlichen Gefühlen entgegenblickten.
Tess freute sich eindeutig am meisten auf den Ball, was nicht weiter verwunderlich war, da sie bei allen gesellschaftlichen Ereignissen gern gesehen war. Obwohl Tess über kein nennenswertes Vermögen verfügte, war sie doch von höchst vornehmer Herkunft und hatte eine hervorragende Erziehung genossen. Noch dazu kam die Familie ihrer Mutter aus dem nahe gelegenen Richmond, was Tess zu einem erklärten Liebling der älteren Matronen und Witwen in dieser Gegend machte.
Roslyn, die in ihrem neuen Abendkleid umwerfend schön aussah, wirkte kühl und reserviert. Dennoch vermutete Arabella, dass ihre Schwester insgeheim auf einen angenehmen Abend hoffte. Roslyn hatte durch die gesellschaftliche Rehabilitierung am meisten zu gewinnen, denn sie war noch nicht bereit, die Aussicht auf einen Ehemann und Kinder gänzlich aufzugeben. Und nachdem sie sich mehrerer schamloser Angebote von Lebemännern und ruchlosen Herren erwehren musste, widerstrebte es ihr am wenigsten von den dreien, den Schutz und die Unterstützung ihres neuen Vormunds zu akzeptieren.
Lily hingegen wollte am liebsten gar nichts mit der feinen Gesellschaft zu tun haben, auch wenn selbst ihr klar sein durfte, wie wichtig dieser Abend für ihrer aller Zukunft sein könnte. Zum Glück hatte sie sich bereit erklärt, nicht bloß mit zu dem Ball zu kommen, sondern sich außerdem zu bemühen, charmant und damenhaft aufzutreten.
»Du hast versprochen, dich heute Abend nicht wie ein Wildfang zu betragen, Lily, denk dran«, erinnerte Arabella sie sicherheitshalber, als Marcus den Damen in ihre Umhänge half.
Lily grinste spöttisch. »Ja, ich weiß. Mach dir keine Sorgen, Belle. Ich hätte wohl kaum die unendlichen Anproben über mich ergehen lassen und mich heute Nachmittag stundenlang verschönert, wenn ich plante, uns den Abend zu
Weitere Kostenlose Bücher