Süßes Spiel der Sehnsucht
verriet, dass ihr Abend weit besser als erhofft verlaufen war.
An ihrem Tisch ging es recht lustig zu, denn Winifred gab Geschichten über ihren verstorbenen Gatten zum Besten, und Marcus steuerte einige Anekdoten über sich und seine Freunde, den Duke of Arden sowie den Marquess of Claybourne, bei. Zum Ende des Abendessens fühlte Arabella sich angenehm erhitzt, was mehr damit zu tun hatte, dass sie ihre Schwestern seit Jahren erstmals wieder richtig glücklich sah, als mit der Wärme im Salon oder dem edlen Wein, den sie getrunken hatte.
Kaum jedoch geleitete Marcus sie zurück in den Ballsaal, erstarrte Arabella vor Schreck. Jasper Onslow war wieder da, und diesmal überschüttete er ihre widerspenstigste Schülerin, Sybil Newstead, mit seiner Aufmerksamkeit. Wie es den Anschein hatte, flirtete Sybil erschreckend ungeniert mit ihm.
Eilig sah Arabella sich im Ballsaal nach der Anstandsdame des Mädchens um, die jedoch nirgends zu entdecken war.
Im selben Moment drehte Sybil sich weg und huschte durch eine der Glasflügeltüren, die hinaus auf die Terrasse führten. Onslow folgte ihr keine Minute später.
»Oh mein Gott! «, hauchte Arabella verzweifelt.
»Was ist passiert? «, fragte Marcus.
»Sybil ist soeben allein mit einem berüchtigten Weiberhelden nach draußen verschwunden. Ihr Vater bekommt einen Herzanfall, sollte seine Tochter einem Mitgiftjäger zum Opfer fallen.«
Sie wollte hinterhergehen, aber Marcus hielt sie zurück, indem er eine Hand auf ihren Arm legte. »Das muss dich doch nicht kümmern. «
Verärgert sah sie ihn an. »Wenn. es geschieht, solange sie in unserer Obhut steht, wird Mr. Newstead uns vorhalten, wir hätten sie vernachlässigt, und Sybil von der Schule nehmen - und andere Eltern ihre Töchter dann vermutlich auch. « Arabella blickte unruhig zu den Glastüren. »Dieses verdrießliche Ding ist so entsetzlich unvernünftig, aber ich muss sie beschützen. Ich kann nicht zulassen, dass sie sich oder den Ruf unserer Schule ruiniert.«
»Lass mich dir helfen.«
Sie zögerte. »Macht es dir auch nichts aus? «
»Wenn es das täte, würde ich meine Hilfe nicht anbieten.«
»Na schön, dann nehme ich sie gern an.«
»Erzähl mir von dem Mitgiftjäger.«
Während er Arabellas Arm nahm und lässig mit ihr zu den Glastüren schlenderte, erzählte sie ihm einiges über Jasper Onslow - von den Spielschulden, die der Junge Mann in London angehäuft hatte, und dass er oft hier zum Landsitz seiner Eltern kam, um sich vor seinen Gläubigern zu verstecken.
Marcus nickte bedächtig. Als sie bei den Türen ankamen, blieb er kurz stehen, um hinaus auf die dunkle Terrasse zu sehen. Durch einen Spalt in den Chintz-Vorhängen konnte Arabella entsetzt die furchtbare Sybil erkennen - in einer leidenschaftlichen Umarmung mit Jasper Onslow.
»Warte hier«, flüsterte Marcus. »Ich erledige das lieber allein. «
Er trat hinaus, und Arabella lauschte dem Gespräch durch die einen Spaltbreit geöffnete Tür.
»Ah, da sind Sie ja, Miss Newstead! Ich suche schon überall nach Ihnen.«
Sybil machte einen Satz in die Höhe, entwand sich ihrem Verehrer und wischte sich hastig die feuchten Lippen, während sie Marcus mit unverhohlener Wut ansah. »M-My-l-lord ... Sie haben mich erschreckt! «
»Ja, das sehe ich.« Arabella konnte sein Grinsen hören, als er gelassen hinzufügte: »Verzeihen Sie, wenn ich Sie bei etwas Wichtigem störe, aber Sie versprachen mir noch einen Tanz. «
Als Sybil ihn verwirrt ansah, begriff Arabella, dass es keine derartige Absprache gab, doch ehe das Mädchen etwas erwidern konnte, wandte Marcus sich an Jasper: »Tut mir leid, alter Knabe, aber ich habe mir diese kleine Herzensbrecherin als Erster gesichert.« Dann hielt er Sybil seinen Arm hin. »Erweisen Sie mir die Ehre, mit mir zu tanzen? «
»J-ja, My-l-lord ... natürlich.«
Onslow sah den beiden erbost nach. Sybil hingegen strahlte und warf Arabella im Vorbeigehen einen triumphierenden Blick zu.
Die unterdrückte einen überraschenden Anflug von Eifersucht, den sie empfand, als sie das Mädchen an Marcus' Arm betrachtete, sah Marcus an und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Leider hatte sie erst zwei Stunden später, kurz vor Ende des Balls, die Gelegenheit, ihm ihren Dank auch persönlich auszusprechen. Marcus traf sie in der Reihe der Gäste an, die sich zum Ballsaalausgang bewegten, um ihre Capes entgegenzunehmen und ihre Kutschen rufen zu lassen.
»Ich danke dir vielmals, dass du Sybil gerettet hast«,
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