Süßes Spiel der Sehnsucht
sagte Arabella. »Künftig werde ich sie noch genauer im Auge behalten müssen, aber heute Abend hast du eine Katastrophe verhindert. «
»Gern geschehen.« Er lächelte. »Ich weiß, wie schwierig es für eine unabhängige Frau wie dich ist, einen Mann um Hilfe zu bitten. Umso froher bin ich, dass du mich für irgendwas gebrauchen kannst. «
»Männer sind durchaus bisweilen von nutzen«, stimmte Arabella ihm lächelnd zu. »Und ich gestehe, dass du Sybil weit besser in ihre Schranken verwiesen hast, als ich es gekonnt hätte. « Sie machte eine kurze Pause, ehe sie anfügte: »Ich möchte dir auch nochmals dafür danken, wie großzügig du zu meinen Schwestern bist.«
Marcus zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht der Rede wert. Trotzdem möchte ich um eine Belohnung bitten.«
»Belohnung?«
»Nichts allzu Anstrengendes. Ich möchte dich bitten, mir am Mittwochabend in London Gesellschaft zu leisten.«
Arabella beäugte ihn misstrauisch. » In London? «
»Schau mich nicht so ängstlich an, mein Liebes«, sagte er lächelnd. »Du sollst lediglich mit mir ins Theater gehen. Ich habe schon vor Wochen zugesagt, meine Schwester und meine Tante zu einem Stück in Covent Garden zu begleiten, und möchte, dass du mit uns kommst. Lady Freemantle wäre so freundlich, als deine Anstandsdame mitzugehen, falls du um deine Reputation besorgt bist.«
Arabella riss die Augen weit auf. »Du meinst, du hast bereits alles mit ihr besprochen? «
»Ja, damit du keinen Grund hast, Nein zu sagen. Ich dachte, ein Abend in der Stadt könnte dir gefallen, zumal du in letzter Zeit viel zu hart arbeitest und dringend etwas Zerstreuung brauchst.«
Arabella sah ihn verwundert an. Wann war je einem Mann wichtig gewesen, dass sie sich hin und wieder vergnügte? Nun, ihrem Vater oder ihrem Stiefonkel gewiss nicht. Nicht einmal ihr Verlobter hatte sie hinreichend gemocht, um sich solche Mühe zu geben.
»Komm, gib zu, dass du willst«, forderte Marcus sie mit einem entwaffnenden Grinsen auf.
Seine Aufmerksamkeit war nachgerade beängstigend, aber Arabella leugnete nicht, dass sein Angebot ausgesprochen reizvoll klang. Ja, sie sehnte sich nach einem Abend in London. Die Schule war nicht weit von der Stadt entfernt, so dass sie und andere Lehrerinnen die Mädchen hin und wieder ins Theater oder in die Oper begleiteten, wo sie ihre gesellschaftlichen Fertigkeiten üben konnten. Aber mit ihren Schülerinnen ins Theater zu gehen war nicht dasselbe wie mit Marcus.
Womit sie bei dem Grund wäre, weshalb sie ablehnen sollte. Es wäre zweifellos ein Fehler, einen ganzen Abend mit ihm auszugehen. Andererseits, wenn Winifred sie begleitete ...
»Entschuldige dich nicht damit, dass du nichts anzuziehen hast«, unterbrach Marcus ihre Gedanken. »Ich habe die Modistin beauftragt, dir zwölf weitere Abendroben zu nähen.«
Arabella starrte ihn ein wenig verärgert an. »Und das, nachdem ich dich ausdrücklich bat, kein Vermögen für mich auszugeben? «
»Ganz richtig, meine liebliche Belle. Ich wollte mir Diskussionen darüber ersparen, dass du keine Almosen von mir willst. Also sag, dass du kommst. Ich möchte dich mit Eleanor bekanntmachen. Gewiss werdet ihr beide euch gut verstehen. «
Es konnte wohl kaum schaden, dies eine Mal nachzugeben, sagte Arabella sich. Nach den faszinierenden Geschichten, die sie über seine Schwester gehört hatte, würde sie Eleanor tatsächlich gern kennenlernen. Und nur weil sie Marcus' Einladung annahm, die Bekanntschaft seiner Familie zu machen, hieß das noch lange nicht, dass sie auch seinen Heiratsantrag annahm.
»Danke«, sagte sie schließlich. »Es wird mir ein Vergnügen sein, am Mittwochabend mit dir ins Theater zu gehen und Eleanor kennenzulernen.«
Die kleinen Lachfalten um seinen Mund vertieften sich. »Gut. Du ersparst mir also, dich unter Druck zu setzen.« Er blickte sich um. Die Gästeschar nahm rapide ab. »Ich werde jetzt meine Kutsche rufen lassen. Suchst du bitte deine Schwestern? «
Arabella sah ihm nach und staunte mal wieder, wie überzeugend Marcus sein konnte. Und zugleich war er so ungekünstelt freundlich, dass ihr merkwürdig eng in der Kehle wurde. Bevor sie ihm begegnete, hatte sie vermutet, dass er ein gelangweilter, selbstsüchtiger Lebemann wäre, wie so viele junge Männer seines Standes, aber während der letzten Woche hatten sich ihre Vorurteile als falsch erwiesen.
Seine Güte wirkte noch weit verheerender auf sie als seine sinnlichen Verführungsversuche - und machte
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