Süßes Spiel der Sehnsucht
Frauen. Im Laufe der nächsten Stunde konnte sie wieder einmal beobachten, wie Marcus seinen Charme spielen ließ. Er tanzte mit all ihren Schülerinnen, sehr zur Begeisterung der Eltern, und Arabella war ihm aufrichtig dankbar. Die Aufmerksamkeit des Earls würde ihrem Institut sehr zugutekommen, dessen war Arabella sich sicher. Aber die Damen umgarnten ihn nicht allein wegen seines Titels und seiner gesellschaftlichen Stellung, sondern weil er Charisma hatte und umwerfend charmant war.
Auch mit Roslyn und Lily tanzte er. Es war interessant, die Reaktionen ihrer Schwestern auf ihn zu beobachten. Roslyn behandelte ihn höflich reserviert, während Lily ungewöhnlich kühl zu ihm war. Dennoch schienen beide durchaus anzuerkennen, welch große Mühe er sich heute Abend ihretwegen gab - genau wie Arabella.
Es war recht aufschlussreich gewesen, als Marcus sie vorhin darauf brachte, über ihre Gefühle anlässlich ihrer gesellschaftlichen Rehabilitierung nachzudenken. Wieder von den feinen Kreisen akzeptiert zu werden war ihr gar nicht mehr so wichtig, wie sie überrascht feststellte. Für ihre Schwestern hingegen freute es sie, vor allem für Roslyn.
Als ihr Leben vor vier Jahren buchstäblich aus den Fugen geriet, gingen die drei Schwestern damit ganz unterschiedlich um. Arabella fasste den Entschluss, Unabhängigkeit anzustreben. Lily rebellierte offen. Und Roslyn schwor, ihr Schicksal lieber selbst in die Hand zu nehmen, statt die Mätresse eines wohlhabenden Gentlemans zu werden.
Roslyns außergewöhnliche Schönheit betörte Männer jedweder Couleur, und aus schierer Not heraus wurde sie bald zur Expertin im Abwehren unerwünschter Verehrer. Umso mehr freute es Arabella, nun zu sehen, wie Roslyn von einem ihrer adligen Nachbarn, Rayne Kenyon, dem Earl of Haviland, höchst ziemlich umworben wurde.
Lord Haviland galt als das schwarze Schaf in seiner Familie und hatte zu Beginn des Jahres gänzlich unerwartet den Titel geerbt. Er besaß eine dunkle, gefährliche Ausstrahlung, die das exakte Gegenteil von Roslyns vornehmer Blässe war. Trotzdem hegte Arabella schon länger den Verdacht, dass Roslyn eine heimliche Vorliebe für den Earl hegte, und den fand sie nun bestätigt, als sie sah, wie sich die Wangen ihrer Schwester röteten, als sie mit ihm sprach.
Arabellas Freude über das Glück ihrer Schwester wich indes abrupt, als sie den modischen Jüngling sah, der sich gleich darauf an Roslyn heranschlich.
Obwohl er noch sehr jung war, hatte sich Mr. Jasper Onslow bereits den Ruf erworben, die Reputation einer j eden Lady ruinieren zu können. Er war ein Lebemann, der dringend reich heiraten musste, und zudem hatte dieser Unhold Roslyn erst vor drei Monaten angeboten, ihr als seiner Mätresse ein Liebesnest in London einzurichten.
Dass er es wagte, hier und heute Roslyn auch nur nahe zu kommen, machte Arabella maßlos wütend. Sie wollte gerade hinübergehen, um zu intervenieren, als Lord Haviland etwas zu Onslow sagte, das ihn auf der Stelle kehrtmachen ließ. Darauf schenkte Roslyn Seiner Lordschaft ein atemberaubendes Dankeslächeln, so dass der sie sprachlos anstarrte, offenbar gebannt von dem Anblick.
Arabella seufzte erleichtert und murmelte: »Dem Himmel sei Dank.«
»Wofür bist du dankbar? «, erklang Marcus' Stimme hinter ihr.
Erschrocken drehte Arabella sich zu ihm um. »Oh, für nichts Besonderes«, antwortete sie rasch, da sie ihn nicht mit den Angelegenheiten ihrer Schwestern belästigen wollte.
Aber offensichtlich hatte er etwas von der Szene um Roslyn mitbekommen, denn er sah nachdenklich hinüber, bevor er sich wieder Arabella zuwandte. »Du lässt es mich wissen, falls sie meine Hilfe braucht, ja?«
Seine Freundlichkeit richtete Seltsames mit ihrem Herzen an. »Ja, ich danke dir. Glücklicherweise scheint deine Hilfe momentan nicht vonnöten.«
Marcus nickte und ging nicht näher auf Roslyns mögliche Probleme ein. »Es ist Zeit zum Abendessen«, sagte er stattdessen. »Wollen wir deine Schwestern holen und zum Buffet gehen?«
Als er ihr seinen Arm anbot, nahm Arabella ihn mit Freuden an.
Das Essen war köstlich. Es gab lauter Delikatessen, unter anderem Hummerpastetchen und Baisers, wie sie die Loring-Schwestern nur selten genossen. Lady Freemantle und Tess saßen mit ihnen an einem Tisch, so dass Marcus fünf Damen umsorgen musste. Arabella hätte Lord Haviland gebeten, sich zu ihnen zu setzen, doch leider hatte er den Ball bereits verlassen. Roslyns geheimnisvolles Lächeln indes
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