Süßes Spiel der Sehnsucht
misstrauisch an. »Sollten Sie unsere Mutter erwähnt haben, um uns davon abzulenken, Belle zu beschützen, Mylord, dann muss ich Ihnen sagen, dass es Ihnen nicht gelungen ist.«
Er lächelte matt. »Das war kein Trick.«
Lily kräuselte die Stirn und stand abrupt auf. »Wenn Sie es wagen, Arabella wehzutun, ich schwöre Ihnen, ich sorge dafür, dass Sie es bereuen! «
Daran zweifelte er keineswegs, ebenso wenig wie er bezweifelte, dass ihr Wunsch, Arabella zu beschützen, gut gemeint war.
Höflich erhob Marcus sich. »Ich werde Ihre Warnung beherzigen. «
Nun stand Roslyn ebenfalls auf und folgte ihrer Schwester zur Tür, wo sie allerdings stehen blieb und sich ernst zu Marcus umwandte. »Haben wir Ihr Wort, Mylord?«
»Sie haben mein Wort«, antwortete er. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dafür zu sorgen, dass Arabella nicht verletzt wird.«
Sein Schwur schien sie zu besänftigen, denn Roslyn >nickte und zeigte sogar ein zaghaftes Lächeln. » Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich vertraue Ihnen. «
Marcus war gerührt. Wenngleich Roslyn sich damit noch lange nicht zu seiner Verbündeten erklärte, wollte sie ihm immerhin die Chance geben, sich zu beweisen.
Nachdem die beiden gegangen waren, dachte Marcus über seinen nächsten Schritt nach. Er wollte Arabella auf keinen Fall wehtun, dennoch konnte er unmöglich aufhören, sie zu umwerben. Ihm blieben nur noch wenige Nächte mit ihr, und jede Minute zählte.
Das Abendessen verlief in einer seltsamen Atmosphäre. Arabella wunderte sich vor allem über die spürbaren Stimmungsschwankungen zwischen ihren Schwestern und Marcus. Während Lily ihn nach wie vor kühl und reserviert behandelte, schien Roslyn ihm gegenüber deutlich freundlicher.
Noch merkwürdiger war, wie Roslyn mit ihm sprach. Sie fragte ihn nach seiner Familie, seinen Vorlieben in der Musik und Literatur, seinen politischen Ansichten, dem Zustand seiner zahlreichen Häuser und Anwesen ... beinahe so, wie eine beschützende Mutter einen potenziellen Verehrer ihrer Tochter ausfragte.
Das ergab für Arabella überhaupt keinen Sinn, denn ihre Schwestern sollten doch dagegen sein, dass Marcus ihr den Hof machte.
Noch dazu verwunderten seine Antworten sie. Er ertrug die Fragen freundlich und charmant statt verärgert, wie sie es erwartet hätte. Und nach dem Essen, als sie alle in den Salon gingen, bemühte er sich sogar, ihre Schwestern etwas besser kennenzulernen, selbst Lily.
Arabella war die meiste Zeit still, wusste sie doch, dass jedes ihrer Worte von ihren Schwestern auf die Goldwaage gelegt würde. Und sie war sich Marcus' Nähe viel zu sehr bewusst, um entspannt zu sein.
Für den Rest des Abends widmete Marcus ihr kaum Aufmerksamkeit. Und er machte auch keinerlei Anstalten, unter vier Augen mit ihr sprechen zu wollen, nicht einmal als es an der Zeit war, sich ins Bett zurückzuziehen. Allerdings hatte er auch keine Gelegenheit dazu, denn Roslyn und Lily begleiteten Arabella aus dem Salon und nach oben zu ihrem Schlafgemach. Offenbar nahmen sie ihre Beschützerrolle sehr ernst.
Eine innere Unruhe erfüllte sie, und so ertappte sie sich dabei, wie sie an ihrem Schlafzimmerfenster stand und hinaus in die mondbeschienene Dunkelheit starrte. Sie bedauerte, heute Nacht nicht bei Marcus sein zu können, und wünschte, sie hätte nicht dieses unstillbare Verlangen nach ihm.
Als ihr klar wurde, was für unsinnige Gedanken ihr durch den Kopf gingen, stieß sie einen verächtlichen Laut aus und wandte sich vom Fenster ab, um sich fürs Bett bereitzumachen. Sie hatte gerade ihre Schuhe ausgezogen und begonnen, ihr Kleid aufzuknöpfen, da klopfte es leise an ihrer Tür.
Zu ihrer Enttäuschung war es Nan, ihre Zofe, die ihr beim Umkleiden helfen wollte, nicht ihr feuriger Liebhaber, der ihr gesamtes Denken beherrschte.
»Du kannst zu Bett gehen, Nan«, sagte Arabella, die lieber allein sein wollte. »Ich brauche deine Hilfe heute nicht. «
»Wie Sie wünschen, Miss Loring«, antwortete Nan höflich, »aber Mrs. Simpkin bittet Sie, zu ihr in die Küche zu kommen. «
»So spät noch? «
»Sie sagte, es könnte nicht warten. «
»Nun gut. Ich ziehe mir nur meine Schuhe wieder an, dann komme ich. «
Sie entließ Nan und streifte sich die Schuhe über, die sie eben erst ausgezogen hatte. Dann schlich sie leise aus ihrem Zimmer, um ihre Schwestern nicht zu wecken, die in den Räumen neben ihrem schliefen. Ihre Türen waren verschlossen, wie Arabella feststellte, als sie
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