Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
von Fangzähnen im Dunkel der Nacht, schnell und tödlich. »Die guten alten Zeiten. Schreie und Sex und Blut …«
»Wolltest du irgendwas von mir, Cal?«
Sein Lächeln verhärtete sich. »Wollen? Ich will Prinz werden. Aber das hast du mir wohl gründlich versaut, nicht wahr?«
Ich zuckte mit den Schultern. »War keine Absicht.«
»Da bin ich mir sicher.« Seine Ziegenaugen leuchteten vor Mordlust. Wäre er kein Verführer gewesen, hätte ich ihn für denjenigen gehalten, der hinter den Angriffen auf mich steckte. Aber wie alle Geschöpfe der Lust bevorzugte er eine direktere Vorgehensweise; wenn er mich aus dem Weg schaffen wollte, würde er mich offen herausfordern. Er trat näher an mich heran und fragte: »Glaubst du wirklich, du kannst über uns herrschen, Daunuan?«
»Pan herrscht über uns.«
»Noch.«
Interessant. »Du planst wohl eine Revolution, wie?«
»Ich habe nur eine Frage gestellt«, sagte er. »Glaubst du wirklich, du kannst die Inkuben in Schach halten?«
Ich zog eine Augenbraue hoch angesichts seiner provokanten Worte. Cal war definitiv angepisst. Er war für gewöhnlich nicht der Typ, der sich gegen die Autoritäten auflehnte oder den Status quo infrage stellte. Andererseits hatte die Hölle in letzter Zeit Veränderungen erfahren, wie sie die Höllengeschöpfe noch nie erlebt hatten. Die Grenzen von Ländern und Sünden verschwammen mit jedem Tag mehr. Die infernalischen Feindseligkeiten brodelten heißer als je zuvor. Und die höllische Elite war vergänglicher denn je; ich hatte längst den Überblick verloren, wie viele der unteren Zehntausend aus einer Laune des Höllenkönigs heraus bereits vernichtet worden waren.
Während ich Callistus betrachtete, seine Hände vor Macht leuchtend, überkam mich ein unguter Gedanke: Der Wahnsinn des Königs schien immer mehr um sich zu greifen. Vielleicht war Cal tatsächlich eine Bedrohung.
Im Flüsterton fragte ich: »Willst du mich etwa herausfordern?«
Der andere Verführer stand schweigend vor mir; seine Fäuste öffneten und schlossen sich und erzeugten eine ungenutzte Magie, die in der Nachtluft verwehte. Er starrte mich unverwandt an, sein Gesicht unergründlich, seine Gedanken abgeschirmt. Eine Minute verstrich. Dämonisches Testosteron erfüllte die Luft; die Anspannung knisterte mir auf der Haut, pulsierte durch meine Muskeln. Ich wollte ihn angreifen und all die Frustration herauslassen, die sich in den letzten Tagen in mir aufgestaut hatte. Aber nur, wenn Cal den ersten Schritt tat, wenn er seine Magie zuerst gegen mich einsetzte. Ich wollte gesegnet sein, wenn ich seinetwegen noch mehr Formulare ausfüllen musste, nur weil ich mich nicht gedulden konnte.
Schließlich öffnete Callistus die Fäuste und streckte seine Finger, die Handflächen nach oben gerichtet. Energie stieg aus ihnen auf und verwehte. »Ich will dich nicht herausfordern, Daun.« Er konnte die Ergänzung »noch nicht« getrost weglassen; seine blutigen Augen, sein angespanntes Lächeln machten diese Botschaft unmissverständlich klar. »Vorerst überbringe ich dir nur eine Nachricht. Der Boss findet, dass du für den Job zu lange brauchst.«
»Als er mir den Auftrag erteilte, hat er nichts von einer Frist gesagt.«
»Vielleicht, weil er dachte, dass du die Sache deutlich schneller erledigen würdest.«
Versuchte er mich zu provozieren? Ich war mir nicht sicher, ob er bezüglich Pans Botschaft die Wahrheit sagte, und das ärgerte mich weitaus mehr als die Vorstellung, von Callistus herausgefordert zu werden. »Warum die Eile? Wir gönnen unseren Kundinnen immer drei Dates, bevor wir sie zum guten Schluss vögeln.«
»Aber du hattest noch kein einziges Date mit deiner Flamme, richtig?«
Mit zusammengebissenen Zähnen erwiderte ich: »Ich arbeite daran.«
Cal schnaubte vor Lachen, seine Schultern bebten. »Wohl kaum. Du hast es noch nicht weiter gebracht, als sie zu beschatten. Beim Satan, ich hätte mich fast zu Tode gelangweilt, während ich dich dabei beobachtet habe, wie du sie beobachtet hast!«
Na großartig – der Beschatter wurde beschattet. »Ich arbeite noch an einer Taktik, wie ich sie am besten angreifen kann.«
»Na, mit deinem guten Stück«, sagte er, während er mir in den Schritt starrte.
Pisser. »Danke für den heißen Tipp.«
»Ich kenne mich eben aus mit so was.«
»Dann solltest du vielleicht Mohel werden.«
Seine Rubinaugen leuchteten auf, rot und feucht in seinem geisterhaft weißen Gesicht – vergossenes Blut im Schnee. »Ich
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