Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
stehe mehr auf Vorspiel als auf Vorhaut. Ich habe dir die Botschaft übermittelt, Daun. Welche Schlüsse du daraus ziehst, bleibt dir überlassen. Ich habe meine Pflicht getan.« Er lächelte, und seine Augen funkelten gierig. »Ich würde sagen, lass dir ruhig Zeit. Wenn du den Chef verärgerst, bedeutet das nur umso mehr Spaß für mich.«
Ein Augenzwinkern, und er war verschwunden; nur eine Wolke aus Qualm und Schwefel ließ erahnen, wo er gerade noch gestanden hatte. Nicht zu vergessen der penetrante Gestank eines rolligen Katers. Während ich Cals Dunst von mir wedelte, spähte ich durchs Fenster und sah, wie Virginia sich ein Glas Wasser einschüttete, um dann in ihr Schlafzimmer zu verschwinden.
Callistus hatte mich nicht herausgefordert, aber das musste er auch gar nicht. Wenn Pan tatsächlich die Geduld verlor, dann lief mir die Zeit davon. Ich war nicht scharf darauf, vernichtet zu werden, schon gar nicht als Opfer von Pans Ambitionen.
Ich grinste. Höchste Zeit, den Ball ins Rollen zu bringen.
Kapitel 8
Feuchter Traum
Die meisten Menschen entspannen sich im Schlaf. Sie können gar nicht anders – mit dem Verlust ihres Bewusstseins geht eine mentale und emotionale Befreiung einher: Ihr Schutzschild wird brüchig, ihre mühsam errichteten Mauern zur Täuschung und Abwehr stürzen ein, ihre Seele öffnet sich. Die einzige Ausnahme bilden diejenigen, die sich entschlossen haben, ihre Träume abzuschotten, wie etwa praktizierende Magier oder Personen, die emotional so sehr verletzt wurden, dass sie ihre Deckung niemals aufgeben, nicht einmal im Schlaf.
Virginia zählte zu Letzteren.
Ich beobachtete, wie sie schlief, ihr Gesicht verdeckt von einem Vorhang dichter Locken. Sie lag auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht, das Kissen am Boden. Sie hatte sich hin- und hergewälzt, mal auf der Seite geschlafen, mal auf dem Rücken, dann wieder auf der Seite, bis sie irgendwann das Kissen zu Boden schleuderte und sich auf den Bauch drehte, den Mund geöffnet, die Gliedmaßen von sich gestreckt, als wolle sie sich irgendeinem Gott opfern. Die vergangenen zwei Nächte waren ähnlich verlaufen. Womit ihre Seele auch immer zu kämpfen hatte, sie focht es im Bett aus. Schön, dass die Matratze auf diese Art und Weise ein wenig Action erlebte, aber ich konnte mir eine weitaus bessere Verwendung vorstellen.
Ich lauschte ihrem Atem, versuchte das Rätsel irgendwie zu lösen. Meine Magie würde nur dann auf sie wirken, wenn sie mich küsste – und zwar freiwillig. Vorzugsweise mit Zunge. Und da Pan mir untersagt hatte, eine Gestalt anzunehmen, die sie kannte, musste ich sie auf andere Weise dazu bringen, mich zu küssen. Sprich, ich musste lernen, sie besser zu verstehen. Oder sie überhaupt zu verstehen.
Der erste Schritt, um in ihren Verstand einzudringen, bestand darin, ihre körperliche Abwehr zu entschärfen. Dies wäre deutlich einfacher, wenn ich sie nur dazu bringen könnte, sich zu entspannen. Ihr Rücken hob und senkte sich mit jedem Atemzug und ließ ihre langen schwarzen Locken erbeben. Man musste sich nur einmal ansehen, wie sie ihren Kopf vom Körper weggedreht hatte – wie konnte sie nur so schlafen? Es sah aus, als hätte ihr jemand das Genick gebrochen. Meine Lippen zuckten bei der Vorstellung; das sähe mir ähnlich, wenn sie sich versehentlich selbst umbringen würde, bevor ich die Chance hatte, sie zu verführen.
Ich beobachtete sie.
Am Morgen würde sie einen steifen Nacken haben. Ich dachte daran, wie sie regelmäßig die linke Schulter kreisen ließ und massierte, als würde sie ihr permanent Schmerzen bereiten. Das lag nicht allein an ihrer Schlafposition; es steckte mehr dahinter. Sie war verletzt worden – körperlich? emotional? –, und ihr Körper erzählte die Geschichte ihrer Narben.
Wenn ich sie nur mit meiner Macht berühren könnte und ihre Qualen ein wenig lindern. Wenn ich ihre verkrampften Muskeln davon überzeugen könnte, sich zu lösen, sich zu entspannen. Um ihr etwas Erleichterung zu verschaffen.
Ich erwog die Möglichkeit, mich rittlings auf sie zu setzen und ihren Körper mit meinen Fingern zu bearbeiten, bis er weich und geschmeidig wäre. Empfänglich. Dies hatte nur den Nachteil, dass sie davon aufwachen und schreien würde. Und zwar wie am Spieß. Vermutlich würde sie einen Herzinfarkt bekommen und sterben. Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht gerade weiterhelfen würde.
Du bist nicht der, auf den ich warte. Du hast nichts mit ihm gemein.
Wer war er? Wer hatte
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