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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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kommen, keine Beteuerungen grenzenloser Verehrung. Nichts. Nur eine Telefonnummer und eine Aufforderung, bestehend aus drei Worten: Ruf mich an.
    Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, welche Vorgehensweise das Protokoll vorschrieb.
    Sollte ich sie sofort anrufen? Vierundzwanzig Stunden warten? Morgens anrufen? Abends? Oder überhaupt? Vielleicht sollte ich einfach vor ihrer Tür aufkreuzen und sie verführen? Nein, das hatte ich bereits versucht.
    Nichts als eine beschissene Telefonnummer.
    Dabei hatte ich ihre Nummer bereits. Nicht, dass sie das gewusst hätte. Aber trotzdem.
    Mein Gastgeber blieb stehen, um eine Schachtel Zigaretten hervorzuholen. Ein Raucher, Gehinnom sei Dank! Genau, was ich jetzt brauchte. Er zündete sich eine Kippe an, und ich genoss den Geschmack des Qualms, der durch seine Lungen strömte. Passivrauchen: Lebenselixier der Höllengeschöpfe. Wir rauchten, er ging weiter. Und ich qualmte vor Wut.
    An diesem Punkt hatten mich meine Kundinnen bislang immer freiwillig geküsst. Immer. Und für die folgenden Verabredungen hatte ich sie nur anrufen oder an ihre Tür klopfen müssen. Sobald mich meine Kundinnen küssten, gehörten sie ganz und gar mir, mit Körper und Geist. Fehlte nur noch die Seele. (Die erst beim vierten Date fällig war.) Ich hatte mir noch nie über Konsequenzen Gedanken machen müssen; meine Kundinnen ließen bedenkenlos alles für mich stehen und liegen. Die Situation entwickelte sich stets zu meiner vollsten Zufriedenheit. Keinerlei unsinnige Planung, mit der ich mich wie in Virginias Fall herumschlagen musste.
    Natürlich hatte ich noch nie eine Kundin gehabt, die gut war. Nicht mal im Ansatz. Gute Menschen gaben sich offenbar keinen Kuss beim ersten Date – Verzeihung, bei der ersten Verabredung. Gute Menschen bemerkten keine sexuellen Anspielungen, geschweige denn, dass sie etwas damit anzufangen wussten. Und gute Menschen taten nicht das, was ich wollte oder wann ich es wollte.
    Kurz gesagt, gute Menschen gingen mir gewaltig auf die Eier. Und zwar keineswegs auf die Art und Weise, die mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.
    Durch den Schleier meiner finsteren Gedanken hindurch hörte ich von irgendwoher menschliche Stimmen, gedämpft, hastig. Ich hätte ihre Worte verstehen können, wenn ich es gewollt hätte, aber ich war viel zu sehr damit beschäftigt, den geheimen Sinn jener allmächtigen Telefonnummer herauszufinden.
    Was erwartete Virginia von mir? Wenn ich sie zu früh anrief, würde ich sie vielleicht verschrecken, ich würde ihr womöglich zu forsch erscheinen. Oder zu verzweifelt. Oder, o Graus, was, wenn sie mich für einen Versager hielt? Nach meinem Auftritt im Restaurant, bei dem ich in kalten Schweiß ausgebrochen war, weil Beelzebul mich völlig überrumpelt hatte, bewegte ich mich Virginias Einschätzung nach vermutlich gerade von »verletzlich« hin zu »schwächlich«.
    Der Magen meines Gastgebers verkrampfte sich, und ich biss heftig auf die Zigarette, wobei ich fast den Filter durchtrennte, während mir Virginias Bild lebhaft vor Augen trat: ihre küssenswerten Lippen, höhnisch verzogen, ihre smaragdfarbenen Augen, die über mich urteilten und mich für unzulänglich befanden.
    Nein, ich durfte auf gar keinen Fall zu früh anrufen. Ich hatte bereits viel zu viel Zeit in dieser Gestalt verbracht, um noch mal von vorn anzufangen – mit neuem Aussehen, neuer Lebensgeschichte, neuer Strategie.
    Aber wenn ich zu lange wartete, dachte Virginia womöglich, ich hätte kein Interesse an ihr – und dann würde sie sich reserviert zeigen und so tun, als hätte sie selbst kein Interesse.
    Also, was war demnach das richtige Mittelmaß zwischen zu früh und zu spät? Satan, verschone mich! Warum hatte sie mir nicht einfach gesagt, wann ich sie anrufen sollte?
    Machten die Menschen das etwa so, wenn sie einander mochten? Oder wenn sie einander nicht mochten? War das Ganze vielleicht ein Test?
    Führte Virginia mich nur an der Nase herum?
    Ich qualmte, sinnierte. Nein, sie mochte mich, da war ich mir sicher. Sie hätte schließlich nach Hause gehen können, als ich ihr die Möglichkeit dazu gegeben hatte, aber sie war geblieben. Also mochte sie mich.
    Oder?
    Mein frustriertes Knurren hallte tief in der Kehle meines Menschen nach. Heilige Eier, ich wollte meinen Kopf gegen eine Wand schlagen, bis meinem Gastgeber das Gehirn aus dem Schädel quoll. Vielleicht sollte ich mich in den Höllenschlund begeben und wer oder was auch immer mich angreifen wollte

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