Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
direkt herausfordern. Die Regeln kapierte ich wenigstens: In der Hölle gewann immer der Stärkere, und der Schwächere lernte, sich einzuschleimen oder totzustellen.
Aber diese ganze Virginia-Sache? Pfui Teufel!
Beziehungen waren einfach nur dämlich. Ach, was rede ich da – Menschen waren einfach nur dämlich. Wenn sie doch einfach nur ihrer Lust nachgeben würden, ohne einer Sache immer gleich dämliche Bedeutung beizumessen, dann wäre diese dämliche Welt ein glücklicherer Ort. Und ich ein glücklicherer Dämon.
Ich massierte die Nasenwurzel meines menschlichen Gastgebers, versuchte nachzudenken. Wenn diese Kopfschmerzen symptomatisch dafür waren, wie es sich anfühlte, einen guten Menschen zu verführen, dann beschränkte ich mich liebend gern auf die Bösen. Böse war wenigstens eine klare Sache. Absolut unkompliziert. Besser noch, bei den bösen Menschen konnte ich meine Macht anwenden, sodass es überhaupt keine Rolle spielte, ob sie auf mich abfuhren: Ich angelte mir jeden Kunden … Und am Ende nahm ich mir immer ihre Seele. Immer.
Diese beschissenen guten Menschen und ihre scheiß beschissenen Telefonnummern.
Ich warf erneut einen Blick auf die Uhr meines Menschen. Immer noch zu früh, um anzurufen.
Das versprach echt eine verdammt lange Nacht zu werden.
Als ich an einer schmalen Gasse vorbeikam, entdeckte ich den Ursprung der Stimmen, die ich kurz zuvor gehört hatte: Ein Typ ließ sich gerade einen blasen. Dem Rock und den hüfthohen Stiefeln nach zu urteilen von einer Frau. Geiler Glückspilz. Bei meinem derzeitigen Tempo würde Virginia meine Genitalien nie zu sehen bekommen, geschweige denn …
… Moment mal.
Meine Schritte wurden langsamer. Stoppten. Ich starrte in die Gasse, betrachtete die Kleidung des Mannes, von seiner Kappe über die Jacke bis hin zu seinen Schuhen. Das war nicht irgendein Typ, der sich da einen blasen ließ. Ich grinste breit und gedehnt, lachte leise in mich hinein.
Hallooo, Officer.
Ich hasste Polizisten. Sie waren entweder unerträglich edel oder durch und durch korrupt. Bei den Edlen hatte ich immer das Gefühl, kotzen zu müssen – sie waren allesamt wie Jezebels Sahneschnitte: bestrebt, die Welt zu retten. Und die Korrupten waren so leicht zu bekommen, dass ich dabei nicht mal ins Schwitzen geriet. Aber sie waren so süß, wenn sie schrien.
Ich zog ein letztes Mal an der Zigarette, schnipste die Kippe zu Boden und ließ die Fingerknöchel meines Gastgebers knacken. Dann trat ich in die Gasse.
Höchste Zeit, mal ein bisschen Spaß zu haben.
Die Frau hockte auf den Knien und schlürfte, was das Zeug hielt, während ihr ermunterndes Schnurren etwas Falsches hatte; es klang so, als hoffte sie, dass der Cop endlich auf den Punkt kommen und seinen Saft verspritzen würde, damit sie sich wieder anderen Dingen widmen konnte. Ihrem falschen Pelz, den Stiefeln und ihrem kaum existenten Rock nach zu urteilen, war sie wohl gerade bei der Arbeit. Der Officer hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Polizeikappe auf halb acht, und seine Hände in das Haar der Frau gekrallt, die gerade an seinem Schwanz lutschte – vielleicht auch an seinen Eiern. Sein Waffenhalfter klatschte rhythmisch gegen seinen Arsch, während er ihr entgegenzuckte. Er hörte mich nicht kommen, vermutlich, weil er selbst zu sehr damit beschäftigt war, zu kommen. Wenn jemand auf der Fleischflöte spielt, kommen die meisten.
Noch immer grinsend, tippte ich dem Mann auf die Schulter.
Er fuhr zusammen und wich vor der Frau zurück. Dann wirbelte er herum. Eine Waffe im Halfter, die andere zur Begrüßung gezogen, knurrte er mir etwas entgegen, das mir wohl Angst machen sollte. Seine Hand griff an den Waffengürtel.
Ich hob die Hände über den Kopf in einer Geste falscher Unterwürfigkeit; dann lehnte ich mich näher an ihn heran … und ließ meine wahre Gestalt aus meinem Wirtskörper herausstrahlen. Zwischen meinen Fangzähnen hindurch sagte ich: »Buh!«
Der Cop kreischte, hell und melodisch, ein Geräusch, das fast so köstlich war wie sein plötzlich ausströmender Genich nach Zitrone und Schweiß. Mmm. Aber außer seiner Panik war da noch etwas, ein Keuchen, dann ein Bums zu seiner Linken. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich eine in sich zusammengesackte Gestalt. Die Nutte war ohnmächtig geworden. Meine Sinne wurden überschwemmt von Zitrus und Sex und den letzten Überbleibseln von Vanille. Ich atmete tief ein und stieß einen zufriedenen Seufzer aus. Es ging doch nichts über den
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